Zwischen Neckar und Alb

3-D-Klangbilder auf hoher See

Wirtschaft Die Firma Fohhn ist mit digitaler Audiotechnik erfolgreich. Inzwischen stattet das Nürtinger Unternehmen Kreuzfahrtschiffe und das Münchner Oktoberfest aus. Von Henrik Sauer

Im Fohhn-Soundlabor: Oliver Merz, Uli Haug, Chris Bollinger und Jochen Schwarz (von links) mit einem der Lautsprecher, die beim
Im Fohhn-Soundlabor: Oliver Merz, Uli Haug, Chris Bollinger und Jochen Schwarz (von links) mit einem der Lautsprecher, die beim Münchner Oktoberfest installiert werden. Foto:Henrik Sauer

Die Vorführung im Soundlabor in Nürtingen hat den kritischen Sounddesigner vom „Cirque de Soleil“ vollends überzeugt. Das kanadische Entertainment-Unternehmen tritt seit Kurzem mit einer Show auf dem Kreuzfahrtschiff MSC Meraviglia auf. Dass dies auch akustisch ein Erlebnis wird, dafür sorgt die Firma Fohhn. Wie im Übrigen auf dem gesamten Schiff.

Mit der Ausstattung eines kompletten Kreuzfahrtschiffes mit seinen Lautsprechern betritt das Nürtinger Unternehmen Neuland. Die Anforderungen sind hier sehr vielfältig, berichtet Chris Bollinger, Toningenieur bei Fohhn und bei diesem Projekt federführend: Die Lautsprecher müssen zum einen äußere Einflüsse aushalten wie Sonnenstrahlen und Seewasser. Zum anderen sollen die Lautsprecher möglichst nicht zu sehen sein.

Das sind genau die Herausforderungen nach dem Geschmack der Nürtinger Soundtüftler von Fohhn. Rund 2 500 Lautsprecher wurden auf der MSC Meraviglia verbaut, die teilweise speziell für Schiffe entwickelt wurden. Praktisch das komplette Entertainment wird damit beschallt. Wie hoch die Ansprüche sind, zeigt die Tatsache, dass zwei technische Leiter der schweizerischen Kreuzfahrtgesellschaft und zwei Schiffsplaner eigens nach Nürtingen gekommen waren, um sich für jede einzelne Anwendung die Lautsprecher anzuhören.

Sie konnten überzeugt werden, ebenso wie die Show-Direktorin vom „Cirque de Soleil“, die in einem Artikel in der Washington Post von einem „großartigen Sound-System“ schwärmte. Durch elektronisch steuerbare Lautsprecher kann ein dreidimensionaler Raumklang erzeugt werden, bei dem der einzelne Lautsprecher nicht mehr wahrnehmbar ist. Eine um den Kopf summende Fliege wird so von allen Zuhörern im Saal gleich wahrgenommen.

Die digitale Technik macht’s möglich. „Was für andere Branchen Industrie 4.0 ist, ist für uns die Digitalisierung des Schalls“, sagt Vorstandsvorsitzender Jochen Schwarz. Bei Fohhn hat man sich frühzeitig, seit dem Jahr 2001, damit beschäftigt. „Wir können den Schall digital steuern. Solche Klangeffekte würde man analog nicht mehr hinbekommen“, so Schwarz.

Fohhn macht mittlerweile elf Millionen Euro Umsatz. 75 Mitarbeiter einschließlich Teilzeitkräften sind am Sitz im Hohen Gestade beschäftigt. Das Unternehmen macht professionelle Audiotechnik, „alles außer Home-HiFi“, so beschreibt es Jochen Schwarz.

Ein neues Geschäftsfeld ist die Sicherheitstechnik. Dabei geht es um eine hohe Verständlichkeit von Sprache bei Lautsprecher-Durchsagen, zum Beispiel im Notfall oder bei Evakuierungen. Ein Thema, das immer größeren Stellenwert bekommt und vom Gesetzgeber mittlerweile ab einer bestimmten Größe von Veranstaltungsräumen sogar gefordert wird. Bei Fohhn hat man hierfür Lautsprecher entwickelt, die über den Klang hi­naus Vorgaben zum Beispiel an den Brandschutz erfüllen.

Lautsprecher wegen Sicherheit

Die Stadt München setzt beim Oktoberfest in diesem Jahr auf die Lautsprecher-Technologie von Fohhn. Dort wird ein neues Sicherheitskonzept umgesetzt, zu dem auch die Sprachalarmierung gehört. München nehme hier eine Vorreiterrolle ein, so Projektmanager Oliver Merz. Und auch für das Unternehmen ist es eine Premiere: „Es ist das erste Mal, dass diese Art von Technik mobil zum Einsatz kommt.“ Dabei geht es um eine hohe Verständlichkeit in einer angenehmen Klangqualität. Es muss sichergestellt werden, dass auf dem 42 Hektar großen Festgelände überall die Durchsagen zu verstehen sind. „Zwei unserer modernsten Lautsprecher kommen hier zum Tragen“, so Merz.