Zwischen Neckar und Alb

Angie und der Suppentopf

Kanzlerin Merkel besucht vor der Landtagswahl am 8. März Nürtingen – Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Vom Besuch der Kanzlerin Angela Merkel erhofft sich der Nürtinger CDU-Landtagsabgeordnete Thaddäus Kunzmann ordentlich Rückenwind. Muss er doch sein Direktmandat gegen seinen populären Herausforderer, den Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann von den Grünen, verteidigen.

Da war sie noch nicht Kanzlerin. Am 12. Juli 2002 besuchte Angela Merkel als CDU-Bundesvorsitzende Esslingen und verteilte vor d
Da war sie noch nicht Kanzlerin. Am 12. Juli 2002 besuchte Angela Merkel als CDU-Bundesvorsitzende Esslingen und verteilte vor dem Postmichelbrunnen Autogramme. Archivfoto: Roberto Bulgrin

Nürtingen. Wie schafft es ein Landtagsabgeordneter aus der schwäbischen Provinz, die Kanzlerin und CDU-Bundesvorsitzende im Wahlkampf vor seinen Karren zu spannen? Thaddäus Kunzmann, Kreischef der Christdemokraten und wie schon 2011 Aspirant für das Direktmandat im Wahlkreis Nürtingen, lächelt verschmitzt, lässt sich als Antwort aber nur einen Halbsatz entlocken: „mit großer Beharrlichkeit.“ Klar sei es ein Stück Arbeit gewesen für ihn und seine Mitarbeiter aus dem CDU-Kreisverband Esslingen. Nun kommt Angela Merkel tatsächlich. Am Dienstag, 8. März, fünf Tage vor der Landtagswahl in Baden-Württemberg, bei der die Christdemokraten nach fünf Jahren Grün-Rot die Macht zurückerobern wollen, wird die Kanzlerin zu einer Kundgebung in der Stadthalle K3N in Nürtingen erwartet.

Acht Termine nimmt Angie, wie sie von Parteifreunden genannt wird, vor der Wahl in Baden-Württemberg wahr, unter anderem in Aalen, Ravensburg und Ettlingen. In der Region Stuttgart werde es nur einen Auftritt von Merkel geben, betont Kunzmann. Eben jener in Nürtingen. Warum gerade dort? Das habe mit Guido Wolf, dem Spitzenkandidaten der CDU, zu tun, so der Kreischef. Der sei vor seiner Zeit als Tuttlinger Landrat Bürgermeister in Nürtingen gewesen. Und dort wolle er kurz vor der Wahl nochmals einen bestens inszenierten Auftritt mit der Kanzlerin an seiner Seite haben.

Thaddäus Kunzmann kommt das sehr zupass. Denn auch er kann Rückenwind gut gebrauchen. Der 52-Jährige muss sein Direktmandat gegen keinen Geringeren als Winfried Kretschmann, den amtierenden Ministerpräsidenten, verteidigen. Eigentlich ist der Wahlkreis Nürtingen für die CDU seit Jahrzehnten eine feste Bank. 2006 bekam Jörg Döpper 41,17 Prozent der Stimmen. Kunzmann errang als dessen Nachfolger auch 2011 mit 39,17 Prozent einen komfortablen Sieg. Damals landete Kretschmann für die Grünen mit 25,68 Prozent auf Rang 2, noch vor SPD-Kandidat Walter Bauer, der nur auf 22,13 Prozent kam. Dass Kunzmann diesmal erneut fast 14 Prozent vor Kretschmann liegen wird, ist angesichts der hohen Popularität, die der Landesvater der Grünen in allen Wählerschichten genießt, unwahrscheinlich. Mancher kann sich sogar ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen beiden Kontrahenten vorstellen.

Jedenfalls ist der CDU-Kreisvorsitzende froh über so prominente Unterstützung. Auch wenn Merkels Besuch einen riesigen organisatorischen Aufwand bedeutet. Wo die Kanzlerin auftritt, gelten strengste Sicherheitsvorschriften. Um 16.30 Uhr soll die moderierte Gesprächsrunde im K3N mit Merkel, Wolf und Kunzmann starten. Bereits um 13 Uhr muss die Halle komplett vorbereitet und abgeschlossen sein, damit der Personenschutz mit Spürhunden alles inspizieren kann. Die Namen sämtlicher Helfer müssen den Sicherheitskräften genannt werden. Vor der Halle wird es Taschenkontrollen geben. „Am besten alles im Auto lassen – Mantel, Taschen, Schirm“, rät Kunzmann. Vom Parkhaus komme man trockenen Fußes in die Stadthalle. Dort haben 800 Gäste Platz. Auf einer Leinwand können weitere 240 Besucher die Kanzlerin im kleinen Saal live erleben. Ein Rückzugsraum muss für Merkel reserviert sein. Auch wenn er zur Verschwiegenheit verpflichtet ist, ein Detail verrät der CDU-Kreischef: „Wir müssen einen Topf mit Suppe bereitstellen. Kann ja sein, dass sie Hunger hat.“ Abgesehen von der Organisation muss der Kreisverband tief in die Tasche greifen. Genaue Kosten kann Kunzmann noch nicht nennen. „Aber das geht schon Richtung 10 000 Euro.“

Letztmals im Landkreis war Merkel 2002. Am 12. Juli sprach sie im Vorfeld der Bundestagswahl als CDU-Bundesvorsitzende am Esslinger Postmichelbrunnen und verteilte danach Autogramme. Die Rolle des Kanzlerkandidaten überließ sie damals Edmund Stoiber. Gut zwei Monate später unterlag der bayerische Ministerpräsident jedoch Gerhard Schröder (SPD).