Zwischen Neckar und Alb

Der Gipfel-Apfel ist immer dabei

Projekt Die Esslinger Sven und Denis Langjahr haben im Jahr 2017 die sieben höchsten Berge der Alpenländer bestiegen – ohne Hilfe und auf eigene Faust. Als Nächstes wollen sie den 5 642 hohen Elbrus bezwingen. Von Melissa Seitz

Geschafft: Der Spitze des Großglockners in Österreich war das letzte Ziel der zwei Esslinger.
Geschafft: Der Spitze des Großglockners in Österreich war das letzte Ziel der zwei Esslinger.
Seven summits
Die sieben höchsten Gipfel der Alpen. Grafik: Thilo Nast

Das ist der Moment, auf den Sven und Denis Langjahr so lange hingearbeitet haben: Sie stehen auf der Spitze des Großglockner - oder besser gesagt, mitten im Himmel. Denn die Spitze des 3 798 Meter hohen Berges schaut gerade so aus dem Wolkenmeer he­raus. Das ist der höchste Punkt Österreichs und der letzte Gipfel auf der Liste der Esslinger Brüder. Sie haben sich vorgenommen, die sieben höchsten Berge in den Alpenländern zu bezwingen - und sie haben es geschafft. Die Strapazen haben sich gelohnt, ein Glücksgefühl überkommt sie.

Die Leidenschaft zur Natur, zu den Bergen und zum Wandern wurde den beiden in die Wiege gelegt. „Unsere Großeltern haben eine Wohnung in Oy-Mittelberg im Allgäu. Dort waren wir immer mit unseren Eltern wandern“, erklärt Sven Langjahr. Irgendwann haben sich die beiden wortwörtlich höhere Ziele gesetzt. Aus Wanderungen wurden Bergtouren und aus Bergtouren wurden Projekte. „Die Berge wurden höher und technisch schwerer“, erklären die Brüder. 2014 ging es für die Langjahrs in 30 Tagen auf insgesamt 100 Gipfel im Allgäu. „Wir waren dort so gut wie auf jedem Berg“, erzählt Sven Langjahr, „jetzt wollten wir uns an Hochtouren wagen.“ Und zwar an die sogenannten sieben Summits der Alpen - also die sieben höchsten Berge in den Alpenländern. Dazu zählen der Mont Blanc in Frankreich, die Dufourspitze in der Schweiz, der Gran Paradiso in Italien, der Großglockner in Österreich, die Zugspitze in Deutschland, der Triglav in Slowenien und der Vordere Grauspitz in Liechtenstein.

Die Berge haben es in sich: Gletscherspalten, steile Hänge, schmale Pfade und stundenlange Touren. Für ein solches Projekt braucht es zwei Dinge - Erfahrung und Technik. Erfahrung haben die beiden allemal. „Was man sonst noch wissen muss, haben wir uns selbst beigebracht“, erklären die Esslinger. Für ihr Seven-Summit-Vorhaben haben sie sich in Foren schlau gemacht, Videos angeschaut, Bücher gelesen und Übungstouren gemacht. „Im Sommer 2016 haben wir mit der Planung angefangen. Im Dezember ging es dann los“, sagt Sven Langjahr. Erstes Ziel: der Triglav in Slowenien. „Für den Anfang haben wir uns den einfachsten Berg ausgesucht“, erklärt er. Doch der Triglav war nicht ohne. Ab der Hälfte der Strecke sind die Esslinger nur noch im Schnee gelaufen. „Auf dem Gipfel lag sogar so viel Schnee, dass wir uns irgendwann nicht mehr an den Stahlseilen sichern konnten“, berichten die Brüder. Die Entscheidung, den slowenischen Berg im Winter zu bezwingen, war aber auf keinen Fall eine schlechte Entscheidung. „Dafür haben wir uns bewusst entschlossen. Im Winter ist auf den Bergen weniger los, und wir wollten alleine unterwegs sein.“

Seven Summits Alps 2017 from mon ster on Vimeo.

Jeder Berg ist anders, jeder Berg erfordert andere Fähigkeiten - das haben die Bergsteiger gemerkt. „Auf dem Vorderen Grauspitz war Ausdauer gefragt, auf dem Mont Blanc und der Defourspitze hatten wir mit Sauerstoffmangel zu kämpfen“, berichten die Esslinger. Dass die Gefahr ihr ständiger Begleiter ist, das wissen die zwei ganz genau. „Aber man ist so fokussiert, dass man das Risiko irgendwann ausblendet“, stellt Denis Langjahr fest. Und die Eltern mussten auch nicht zittern: „Wir melden uns regelmäßig während unseren Touren. Auf vielen Gipfeln hat man manchmal sogar Netz.“

Die Langjahrs haben ein etwas anderes Ritual

Die Jungs haben ihr Seven-Summit-Projekt in einem Video festgehalten. Man sieht darin, wie sie sich Schritt für Schritt den Berggipfeln nähern. Aber eine Sache bleibt dem Zuschauer verborgen -und zwar ihr besonderes Ritual. Nicht nur die Brüder aus Esslingen müssen gesund und munter auf dem Gipfel ankommen, sondern auch die Äpfel, die sie in ihrem Rucksack mit sich tragen. „Jedes Mal, wenn wir auf der Spitze angekommen sind, gibt es einen Gipfel-Apfel“, erzählt Sven Langjahr.

Das nächste Ziel ist dann der Mount Everest, oder? „Nein, auf keinen Fall“, sagt Denis Langjahr. Die Brüder aus Esslingen planen ihre Bergsteigertouren auf eigene Faust und wollen die Gipfel ohne Hilfe erklimmen. Das ist undenkbar bei so einem gigantischen Berg wie dem Mount Everest. Ihr nächstes Ziel führt sie deswegen nach Russland zum Elbrus. Er ist mit 5 642 Metern der höchste Berg in Europa. „Bei dieser Tour geht es aber weniger ums Klettern, sondern mehr um den Expeditionscharakter“, sagen die Brüder.

Info Ein Bergsteiger-Video der zwei Esslinger Brüder gibt es im Internet auf der Teckboten-Homepage www.teckbote.de.