Zwischen Neckar und Alb

Die gelben Bänder finden kaum Beachtung

Streuobstwiesen Die Resonanz auf das preisgekrönte Projekt des Landkreises Esslingen fällt gering aus.

Wer ein gelbes Band an einem Baum entdeckt, darf ohne schlechtes Gewissen die Früchte ernten. Foto: Carsten Riedl
Wer ein gelbes Band an einem Baum entdeckt, darf ohne schlechtes Gewissen die Früchte ernten. Foto: Carsten Riedl

Region. Im Landkreis Esslingen gibt es einer Schätzung der Kreisverwaltung zufolge rund 9600 Hektar Streuobstwiesen. Der Albtrauf zwischen Kohlberg und Ohmden ist Teil des größten zusammenhängenden Streuobstgürtels in Europa. Der Schatz, den die Natur den Kreisbewohnern vor die Haustüre stellt, wird indes nur zögernd gehoben. Immerhin flattert das gelbe Band, mit dem Stücklesbesitzer die der Allgemeinheit zur Ernte freigegebenen Bäume kennzeichnen, inzwischen an immer mehr Stämmen.

Die Initiative startete im vergangenen Jahr in Wernau. „Die Tendenz weist nach oben“, sagt Jens Häußler, der Obst- und Gartenbaufachberater im Esslinger Landratsamt. Während die privaten Obstbaumbesitzer den Knoten nur zögerlich binden, machen immer mehr Städte und Gemeinden von der Möglichkeit Gebrauch, ohne großen Aufwand Gutes zu tun. Neben Kirchheim, Wernau, Wendlingen, Nürtingen, Filderstadt und Frickenhausen ist jetzt erstmals auch die Gemeinde Lenningen mit im Boot.

In der Albtraufgemeinde ist es eine seit Jahren gepflegte Übung, dass Kindergärten und Schulen die Obsternte als pädagogisch-praktische Übung auf dem Stundenplan stehen haben. Erstmals steht jetzt der gemeindeeigene Baumbestand zwischen den Ortsteilen Ober- und Unterlenningen der Allgemeinheit zur Verfügung.

Während es bei der Nachfrage in freier Natur nach übereinstimmender Meldung aus Landratsamt und Rathäusern noch Luft nach oben gibt, ist das gelbe Band als Idee schon lange auf die Überholspur gewechselt. Zuletzt hat die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, den Landkreis Esslingen im Mai für das „Gelbe Band“ in der Kategorie Landwirtschaft und Produktion mit dem Bundespreis „Zu gut für die Tonne!“ ausgezeichnet. Thomas Schorradt