Zwischen Neckar und Alb

Die Starmix-Produktion zieht aus

Umzug Electrostar will seine Haartrockner nicht mehr in Reichenbach bauen. Auf dem Areal könnte Wohnraum entstehen.

Seit 1928 ist Electrostar in Reichenbach. Foto: Roberto Bulgrin

Reichenbach. Starmix-Staubsauger und -Haartrockner werden in Zukunft wohl nicht mehr in Reichenbach gebaut. Die alte Fabrikanlage mitten im Ort ist nicht mehr zeitgemäß, weshalb Electrostar seine Produktion in die nähere Umgebung verlegen will.

„Wir sehen, dass spätestens in fünf bis sechs Jahren Platzprobleme kommen“, erklärt Roman Gorovoy. Eine Mischung aus verbesserter Produktpalette und besserer Vermarktung führt dem Electrostar-Chef zufolge zum stetigen Wachstum. 2016 verzeichnete die Firma ein Umsatzplus von mehr als zehn Prozent. Die Mitarbeiterzahl stieg in den vergangenen zehn Jahren von 95 auf 128 Personen.

Auf dem Firmenareal lasse sich die Voraussetzung für eine moderne Produktion und Logistik schlecht durch Sanierung realisieren, macht Gorovoy klar. Das Problem sei weniger die Fläche. Dem Firmenchef zufolge steht der Starmix-Sitz auf etwa 15 000 Quadratmetern Grund. Er sei sehr in die Länge gezogen. Doch um effizient Lager zu betreiben, seien heute Hochregale gängig. Dafür reiche die Deckenhöhe der Räume nicht. Dagegen sei am künftigen Standort geplant, etwa 30 Prozent Fläche einzusparen.

Wohin es gehen soll, kann Gorovoy noch nicht sagen. „Es gibt mehrere Optionen.“ Man sei in Verhandlungen. Die Produktion und produktionsnahe Abteilungen sollen im Umkreis von maximal einer halben Stunde Fahrzeit von Reichenbach angesiedelt werden. Für etwa 90 Mitarbeiter ändert sich damit der Arbeitsplatz. „Geplant ist, in Miete zu gehen, um die Gebäudeverwaltung wegzuhaben.“ Die Firma solle sich auf ihr Kerngeschäft fokussieren. Dennoch rechnet Gorovoy mit Investitionskosten von drei bis vier Millionen Euro. Geplant ist, den Umzug in den kommenden zwei bis drei Jahren über die Bühne zu bringen.

Bürgermeister sieht im Wegzug Chance für die Gemeinde

Gorovoy selbst und Bereiche der Verwaltung wie der Vertrieb werden wahrscheinlich in Reichenbach bleiben und sich im früheren Lagerhaus der Firma einmieten, das zu einem Wohn- und Geschäftshaus ausgebaut wird. Für den Verbleib und die Trennung des Vertriebs von der Produktion sprächen „kaufmännische, rechtliche Punkte und natürlich auch traditionelle“, sagt der Geschäftsführer. Die Planungen seien aber noch nicht abgeschlossen.

Bürgermeister Bernhard Richter sieht im Wegzug eine Chance für die Gemeinde. Denn es gibt erste Überlegungen, auf der künftigen Industriebrache ein Wohnquartier zu bauen. „Heute würde die Firma an dieser Stelle keine Baugenehmigung kriegen“, sagt der Rathauschef. Sie sei historisch gewachsen. Doch nun sei die Nachfrage nach zentrumsnahen Wohnungen stark. Das Argument, dass Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen wegfallen, hält Richter für nicht allzu gewichtig. Wenn neue Wohnungen entstünden, kämen mit den Neubürgern auch Steuereinnahmen. Die Arbeitsplätze blieben in der Nähe. „Und die Verwaltung bleibt wahrscheinlich da, sodass die Marke Starmix weiter mit Reichenbach verbunden ist.“

„Ich bin froh und dankbar, dass die Firma das so intensiv mit uns bespricht“, sagt Richter. Schließlich hängen von den Starmix-Plänen auch andere Projekte ab wie die weitere Umgestaltung der alten B 10, die entlang des Firmengeländes verläuft. Natürlich haben Rathaus und Gemeinderat beim Bebauungsplan- und Genehmigungsverfahren ein Wörtchen mitzureden. Selber kaufen und gestalten wird die Gemeinde das Areal aber nicht. „Das ist eine Nummer zu groß für uns“, so Richter. Die Firma hat noch keine konkreten Pläne: „Wir sind für alles offen.“

Es wäre nicht das erste städtebauliche Vorzeigeprojekt, das Electrostar unter der Leitung des jungen Firmenchefs angeht. Dieses Jahr soll der Umbau des Querbaus, dem früheren Lagerhaus, beginnen. Im Erd- und im ersten Obergeschoss sind Gewerberäume, darüber 31 Wohnungen geplant. Bauherr ist die eigens gegründete Starmix Areal GmbH & Co. KG. Die Grundvision Projekt GmbH macht die Generalplanung. Laut deren Geschäftsführer Roland Kessel sind bereits alle Wohnungen vermarktet, die Kaufverträge aber noch nicht abgeschlossen. Auch das Baugenehmigungsverfahren läuft noch. Deswegen könne er noch keine genauen Angaben zum Baubeginn machen. Wenn nichts schief gehe, sei das Projekt Ende 2019 fertig. Greta Gramberg

Verbindung nach Kirchheim

Das in Ötlingen ansässige Unternehmen Haaga gehört auch zu Starmix. Die Firma produziert Kehrmaschinen. Das Prinzip: Zwei gegenläufige Tellerbesen heben das Kehrgut an und schieben dieses direkt in den Sammelbehälter. Sowohl grobes als auch feines Kehrgut soll so nicht einfach „überfahren“ oder vor der Kehrmaschine hergeschoben werden. tb