Zwischen Neckar und Alb

Eine „widerwärtige Tat“

Zur Mahnwache nach Brandanschlag in Unterensingen kamen 350 Menschen

Um gemeinsam gegen Gewalt einzustehen, haben sich etwa 350 Menschen zu einer Mahnwache in der Unterensinger Bachstraße zusammengefunden. In wenigen Monaten sollen 60 Flüchtlinge in die Unterkunft einziehen. Eine Woche zuvor hatte es einen Brandanschlag auf das Haus gegeben.

Mit ihrer Teilnahme an der Mahnwache setzten rund 350 Menschen ein Zeichen gegen Fremdenhass und Gewalt.Foto: Jürgen Holzwarth
Mit ihrer Teilnahme an der Mahnwache setzten rund 350 Menschen ein Zeichen gegen Fremdenhass und Gewalt.Foto: Jürgen Holzwarth

Unterensingen. Unter dem Motto „Keine Gewalt gegen Menschen und Sachen“ hatte der Arbeitskreis Asyl Unterensingen im Schulterschluss mit der bürgerliche Gemeinde und den beiden örtlichen Kirchengemeinden zu einer friedlichen Zusammenkunft eingeladen.

Am vorvergangenen Donnerstag hatte frühmorgens eine Austrägerin der Nürtinger Zeitung den Schwelbrand im Rohbau der zukünftigen Flüchtlingsunterkunft bemerkt. Das Eingreifen der Feuerwehr verhinderte Schlimmeres, trotzdem liegt der Sachschaden bei 15 000 Euro. Menschen wurden bei dem Brand glücklicherweise nicht verletzt. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und sucht noch nach dem oder den Tätern.

„Wir wollen kriminelle Taten nicht einfach hinnehmen und möchten durch den heutigen Abend ein Zeichen setzen mit der eindeutigen Forderung: Keine Gewalt in Unterensingen“, begrüßte Thomas Bittner, Vorstand des Arbeitskreises Asyl, die Versammelten.

Esslingens Landrat Heinz Eininger bezeichnete den Brandanschlag als „eine erbärmliche, eine hinterhältige und eine widerwärtige Tat.“ Er sprach sich für den Weiterbau der Unterkunft aus, denn Menschen, die Schutz benötigen, sollte man Obdach bieten können. Er habe aber auch Verständnis für diejenigen, die Angst und Sorge vor der großen Zahl der Flüchtlinge haben, sagte Eininger. „Diese Tat lässt uns zusammenrücken und bestärkt uns. So wie es sich für eine menschliche Gesellschaft gehört“, so Eininger.

Auch Bürgermeister Sieghart Friz verurteilte den Brandanschlag. Dieser sei mit nichts zu rechtfertigen. Er sprach von „mutwilliger Brandstiftung“ und zeigte sich sehr erschüttert. „Die Gemeinde, der Gemeinderat und die Verwaltung distanzieren sich in aller Entschiedenheit von solch einer Tat“, so Friz. Unterensingen sei eine menschenfreundliche und liebenswürdige Gemeinde, die ihrer Verantwortung nachkommen wolle und eine menschenwürdige Unterkunft schaffen müsse.

Der Vertreter der katholischen Gemeinde, Dekan Paul Magino, sah die stattliche Zahl der Besucher der Mahnwache als Zeichen dafür, dass man für das Wohl der Menschen, die in Unterensingen leben und zukünftig dort leben, zusammenstehe. „Angst soll nicht unser Leitmodell sein“, ergänzte der evangelische Pfarrer Reinhard Spielvogel.

Birgit Seefeldt, Vorsitzende des AK Asyl, war begeistert von den vielen Besuchern. Der Brandanschlag sei für sie und den Arbeitskreis ein Dämpfer. Der Arbeitskreis hat sich im vergangenen Jahr gegründet und mittlerweile über 60 Mitglieder. Seefeldt möchte in einem Unterensingen leben, in dem man sich offen begegnet und das Miteinander groß schreibt. Durch die vielen Besucher der Veranstaltung habe man viel Zuspruch bekommen und neue Kraft getankt, so Seefeldt und Bittner unisono. „Für die Zukunft suchen wir nach Wegen, die uns helfen, hier in Unterensingen friedlich zu wohnen“, sagte Birgit Seefeldt.

Die musikalische Umrahmung der Mahnwache übernahmen Thomas Reil (Klarinette) und Sigi Köster (Akkordeon).