Zwischen Neckar und Alb

Ex-OB eröffnet Scharmützel mit OB Heirich

Waldfriedhof Bei Infoveranstaltung zur Anschlussunterbringung in Nürtingen deutet Bachofer Alternativen an.

Nürtingens Ex-OB Alfred Bachofer kündigt an, Alternativen zur Anschlussunterbringung für Flüchtlinge am Waldfriedhof zu nennen. Archiv-Foto: Jean-Luc Jacques

Nürtingen. Rund 150 Interessierte hatten sich zur Informationsveranstaltung der Stadtverwaltung zur Anschlussunterbringung für Flüchtlinge im Nürtinger Stadtteil Braike eingefunden. Die Stadt stellte eine abgespeckte Version vor. In zwei Häusern ist nun noch die Unterbringung von 54 Personen am Waldfriedhof vorgesehen.

Die zweistündige Veranstaltung in der Glashalle im Rathaus verlief in sachlichen und ruhigen Bahnen - bis sich der ehemalige Nürtinger Oberbürgermeister Alfred Bachofer mit seinem Nachfolger Otmar Heirich ein verbales Scharmützel lieferte. Er kritisierte zunächst, dass für die Stadt nur Flächen für eine Anschlussunterbringung infrage kommen, die sich bereits im städtischen Besitz befinden. „Wo steht geschrieben, dass man nur eigene Flächen nehmen kann?“ Die Stadt könne doch auch Grundstücke kaufen. Dass es zum Standort neben dem Waldfriedhof keine Alternative gebe, bestritt das ehemalige Stadtoberhaupt energisch. „Es gibt mehrere deutlich bessere Alternativen.“ Bewohner der Braike klatschten und jubelten. Er sei „jederzeit bereit“, die Informationen von Bachofer entgegenzunehmen, antwortete Otmar Heirich. Sein Vorgänger wollte die Alternativgrundstücke jedoch noch nicht preisgeben und vertröstete Heirich auf einen Termin im August.

Der Waldfriedhof werde „täglich von mehreren Hundert Menschen besucht“, darunter etliche Auswärtige, so Bachofer weiter. „Die sehen den Friedhof als eine der schönsten Anlagen im Land und finden dort zur Ruhe.“ Formal sei der Bürgerentscheid zum Gemeinderatsbeschluss zum Bau der Unterkünfte an dieser Stelle zwar gescheitert. Die Bürgerbeteiligung werde hier aber „ad absurdum geführt“. Schon jetzt gebe es an der Bushaltestelle am Waldfriedhof „permanente Störungen durch Jugendliche“ mit Geschrei, Musik und laufenden Automotoren. „Jetzt warten Sie ab, was passiert, wenn Jugendliche und Flüchtlinge vor Ort aufeinandertreffen.“ Schon heute würden Frauen an dieser Stelle angepöbelt. „Passt das zur Atmosphäre des Vorfelds eines Friedhofs?“

Es gehe um eine reine Anschlussunterbringung von Flüchtlingen. „Da treten keine Probleme auf“, versicherte Heirich. Das zeige sich in Neckarhausen, wo eine Unterkunft mit einer viel größeren Zahl anerkannter Asylbewerber stehe. „Wir müssen als Stadt für eine Anschlussunterbringung sorgen“, betonte er und versprach, alle Anmerkungen von der Veranstaltung mit in den Gemeinderat zu nehmen.Lutz Selle