Zwischen Neckar und Alb

Gänsehaut kennt keine Grenzen

Feier Im Kreis Esslingen haben Menschen aus 76 Herkunftsländern die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.

Festliche Klänge gibt es von der Jugendkapelle des Musikvereins Zell. Foto: Roberto Bulgrin
Festliche Klänge gibt es von der Jugendkapelle des Musikvereins Zell. Foto: Roberto Bulgrin

Kreis Esslingen. Alexandra Schmitz ist nur eine der insgesamt 969 neu eingebürgerten Menschen im Landkreis Esslingen. Die Inhaberin eines Tuchgeschäfts kommt ursprünglich aus China und heißt mit richtigem Namen Ji Feng. Sie ist der Liebe wegen vor 13 Jahren nach Deutschland gezogen und wohnt mit ihrem Mann in Wendlingen.

Im Rahmen einer Einbürgerungsfeier des Landkreises Esslingen werden die aus der ganzen Welt kommenden, genauer aus 76 Herkunftsländern, willkommen geheißen. Auch Landrat Heinz Eininger und Susanne Eisenmann, baden-württembergische Ministerin für Kultur, Jugend und Sport, sind unter den Gästen. Es sei einmalig, dass so viele neu Eingebürgerte da seien, sagte Heinz Eininger: „Insgesamt kommen 217 Menschen aus der Türkei, 76 aus dem Kosovo, 72 aus Griechenland und 60 aus Großbritannien.“

Der Saal im Landratsamt ist an diesem Abend bis auf wenige Plätze besetzt. Die Jugendkapelle des Musikvereins Esslingen-Zell sorgt für Unterhaltung. Auch eine neu eingebürgerte Sängerin tritt auf. Lara Janek Babbar aus Italien singt zwei Arien und lässt die Menschen im Saal mit ihrem Gesang verstummen. Die Musikwissenschaftlerin wurde in Rom geboren. Als Tochter einer brasilianischen Mutter und eines indischen Vaters kam sie 2009 nach Deutschland.

Tatjana Härter hält einen Vortrag über Chancengleichheit. Die Wirtschaftsingenieurin kam 2002 von Kasachstan nach Deutschland. „Ich bin hier angekommen und bin glücklich und froh, dass ich offen und neugierig war“, erzählt sie.

Unter den neuen Staatsbürgern, die dem Vortrag von Härter lauschen, ist auch Rowena Dombrowski. Die 40-Jährige, die seit 20 Jahren in Deutschland lebt, wohnt in Esslingen und kommt ursprünglich von den Philippinen. Jetzt ist sie eingebürgert worden: „Das ist einmalig für mich.“ Früher sei es sehr schwierig gewesen, mit ihren beiden Kindern zu verreisen. Außerdem musste sie wegen der Verlängerung ihres Reisepasses immer extra nach Berlin fahren.

Auch Linda Rutsche ist froh über die deutsche Staatsbürgerschaft. Die 72-Jährige kommt ursprünglich aus Schottland, lebt aber seit 42 Jahren in Deutschland. „Meine Söhne haben gemeint, dass die Einbürgerung wegen des Brexits gut wäre“, erzählt sie. „Ich hatte Gänsehaut, als ich die deutsche Nationalhymne heute zum ersten Mal mitgesungen habe.“ Simone Lohner