Zwischen Neckar und Alb

Gewerkschaft kritisiert Azubi-Quote

Arbeitsmarkt Immer weniger Firmen stellen Azubis ein. Die IG Metall Esslingen wünscht sich qualifizierten Nachwuchs.

Denkendorf. Der Fachkräftemangel ist zu einem großen Teil selbst gemacht, weil die Unternehmen zu wenig ausbilden - so brachten die Vertreter der IG Metall Esslingen bei einem Pressegespräch in Denkendorf ihre Position auf den Punkt. Die Zahl der Ausbildungsplätze ging um fast ein Drittel zurück. „Die Hauptverantwortung liegt bei den Arbeitgebern“, sagt Gewerkschaftssekretär Max Czipf. Gab es 2013 noch 601 Plätze für Auszubildende oder Dualstudierende, sind es 2017 nur noch 413.

Das hat aus der Sicht des Experten zur Folge, dass Abteilungen unterbesetzt sind und der Druck auf die Mitarbeiter zunimmt. Zudem würde oft nur noch befristet eingestellt. „Das Geschäft wäre da, aber man tut sich schwer, die Stellen zu schaffen“, sagt Czipf.

Auf das alte Niveau zurückkehren
Hans-Jürgen Drung, Betriebsratsvorsitzender des Festo-Konzerns, beobachtet diese Entwicklung ebenfalls. Wurden bei Festo im Kreis Esslingen in den vergangenen Jahren noch jährlich 80 bis 90 Auszubildende neu eingestellt, seien es 2017 lediglich noch 62 neue Azubis gewesen. „Das Ausbildungszentrum ist zu klein geworden“, nennt Drung einen Grund. Gleichzeitig habe man Investitionen für eine Erweiterung zurückgestellt, sagt der Betriebsrat. Er fordert, „wenigstens auf das Niveau der bisherigen Ausbildungsquote zurückzukehren.“

Auch die Firma Index habe 2017 die Zahl ihrer Azubis von 45 auf 30 reduziert, so Gerhard Wick, erster Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Esslingen. Er nennt aber auch positive Beispiele. So bilde die Nürtinger Firma Heller seit Jahren die gleiche Zahl junger Menschen aus. Sein Fazit: „Wenn man möchte, kann man es hinkriegen.“

Nicht nur nach Bedarf ausbilden
Die Situation verschärft sich nach Ansicht der IG Metall dadurch, dass die Auftragsbücher im Kreis voll sind. Nur nach dem Bedarf auszubilden, hält Wick für den falschen Weg. „Wenn der Markt leer gefegt ist, müssen die Unternehmen ihrer Verpflichtung nachkommen“, sagt Czipf. Er fordert „eine Personalplanung, die sich nicht rein an Konjunkturzyklen orientiert“. Das bedeute, mehr Auszubildende und duale Studenten einzustellen.

Wick sieht noch ein anderes Problem: Die IG Metall betreut rund 150 Betriebe. Hier sei das Durchschnittsalter mit 46 bis 52 Jahren relativ hoch. Die Unternehmen müssten deshalb den demografischen Wandel stärker in den Blick nehmen und durch eine höhere Ausbildungsquote für die Zeit vorsorgen, wenn viele Mitarbeiter in den Ruhestand gehen.Ulrike Rapp-Hirrlinger