Zwischen Neckar und Alb

Nistkästen für Fledermäuse und Eulen

Das Projekt „Tiere der Nacht“ des Biosphärengebiets Schwäbische Alb dient dem Artenschutz

Die Zahl der Fledermäuse und Eulen ist hierzulande seit Jahrzehnten wegen fehlender Nistplätze und ungenügendem Nahrungsangebot rückläufig. Mit dem Projekt „Tiere der Nacht“ möchte die Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb hier gegensteuern – mit 600 Nistkästen und einer speziellen Blühmischung.

Nistkästen für Fledermäuse und Eulen
Nistkästen für Fledermäuse und Eulen

Kreis Esslingen. Von Helmut Doldes Streuobstwiesen, auf der Höhe zwischen Linsenhofen und Neuffen gelegen, hat man einen herrlichen Blick auf den Albtrauf. Die Bäume dort liefern dem Winzer und Obstbrenner den erlesenen Rohstoff für seine schmackhaften Destillate, Apfel- und Birnenschaumweine. Außerdem hängen dort fünf Nistkästen an den Bäumen – jeder circa 40 Zentimeter hoch, mit einem Durchmesser von circa 20 Zentimetern.

Die runden Behälter sind aus wasserdurchlässigem Holzbeton und wiegen circa acht Kilo. Jeder trägt eine Nummer, die Lage wird per GPS eingemessen und in eine Liste eingetragen. Das soll später das Monitoring, also die Langzeitbeobachtung der Nistkästen und deren Pflege und Reinigung durch Umwelt- und Naturschutzverbände, erleichtern, berichtet Petra Bernert, Leiterin der Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb.

„Es ist immer toll, etwas für den Artenschutz zu tun“, freut sich Helmut Dolde. Der Linsenhöfer ist einer von 24 Biosphärengebiets-Partnern, die sich bereit erklärt haben, beim Projekt „Tiere der Nacht“ mitzuwirken und deren Betriebsgelände oder -gebäude von Fachleuten als dafür geeignet eingestuft wurde. Insgesamt über 600 Plätze für Nistkästen und Unterschlupfmöglichkeiten haben sich bei der Begehung herauskristallisiert, erklärte Bernert. Allerdings sind für die wesentlich größeren nachtaktiven Vögel wie zum Beispiel Raufußkäuze und Schleiereulen auch wesentlich größere Behausungen als die engen Nistkästen notwendig. Die sind dann für Scheunen oder Dachböden gedacht.

Außerdem soll auf einer Fläche von insgesamt rund 5 000 Quadratmetern eine spezielle Blühmischung ausgesät werden. Die besteht in erster Linie aus nachtblühenden Pflanzen wie Ackerlichtnelke und Gemeine Nachtkerze. Die in der Blühmischung zusammengestellten heimischen Pflanzen sollen in besonderem Maße Nachtfalter anlocken, die wiederum den Fledermäusen als Nahrung dienen, erklärt Lucia Klein, im Biosphärengebiet für die Koordination der Partnerinitiativen zuständig.

„Streuobstwiesen sind ein Hotspot für Fledermäuse, sie finden dort Nahrung und Baumhöhlen als Unterschlupf. Acht bis zehn Arten profitieren von den Nistkästen“, weiß Ingrid Kaipf von der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz Baden-Württemberg. Die Kästen würden von den baumbewohnenden Fledermäusen gern angenommen, da sie Baumhöhlen ähneln. In der Regel würden die Nistkästen von 25 bis 30 Fledermäusen bevölkert. „Ich habe aber auch schon Kästen mit 45 gesehen“, so Kaipf. Für andere Vogelarten bieten sich die Kästen wegen des verengten Zugangs nicht an, aber „Hornissen und Siebenschläfer finden die Kästen auch ganz toll“.

Die Allianz Umweltstiftung, die eine zehnjährige Patenschaft für das Biosphärengebiet Schwäbische Alb übernommen hat, stellt jährlich 100 000 Euro Fördermittel zur Verfügung. Damit wird auch das Projekt „Tiere der Nacht“ unterstützt, erläutert Petra Bernert. Die für das Projekt benötigten Kästen werden unter anderem von den Werkstätten der Stiftung Lebenshilfe Zollernalb, der Justizvollzugsanstalt Rottenburg sowie den Sprungbrett-Werkstätten in Kißlegg hergestellt.

Nistkästen für Fledermäuse und Eulen
Nistkästen für Fledermäuse und Eulen