Zwischen Neckar und Alb

Projekt soll 30 000 Besucher anziehen

Im Jahr 2019 geht auf der Albhochfläche das „Erlebnisfeld Heidengraben“ in Betrieb

An dieser Stelle beim Burrenhof, in der Mitte der drei Gemeinden, soll das neue Heidengrabenzentrum entstehen. Von links: Bürger
An dieser Stelle beim Burrenhof, in der Mitte der drei Gemeinden, soll das neue Heidengrabenzentrum entstehen. Von links: Bürgermeister Roman Weiß aus Erkenbrechtsweiler, Harald Steidl aus Grabenstetten und Siegmund Ganser aus Hülben. Foto: Peter Dietrich

Wie positionieren wir uns im Biosphärengebiet? Diese Frage stellten sich die Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten und Hülben – gemeinsam und über die Landkreisgrenze hinweg. In einem jahrelangen Prozess ist das „Erlebnisfeld Heidengraben“ gereift, ein 4,5-Millionen-Projekt.

Region. Wer heute an der Straßenkreuzung am Burrenhof steht, mitten zwischen den drei Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten und Hülben, dem fallen ein paar künstlich aufgeschüttete Hügel auf. Sie erinnern an die frühere keltische Siedlung an dieser Stelle. Sie erstreckte sich, an strategisch günstiger Stelle gelegen, über 17 Quadratkilometer. Damals hätten hier mehr Menschen gelebt, als heute in ihren drei Gemeinden zusammen, denken die drei Bürgermeister Roman Weiß, Harald Steidl und Siegmund Ganser.

Doch das größte keltische Oppidum in Mitteleuropa wurde bald wieder aufgegeben. Warum, das ist nicht zweifelsfrei geklärt. Gegraben wird hier schon lange, immer wieder werden neue Funde entdeckt. Nun wollen die Gemeinden Erkenbrechtsweiler, Grabenstetten und Hülben das keltische Erbe sichtbar und erlebbar machen. Dazu haben sie eine Projektstudie erstellen lassen, derzeit ist eine genehmigungsfähige Planung in Arbeit. Sie ist für die Beantragung von Zuschüssen nötig. Ein Drittel der rund 4,5 Millionen Euro wollen die drei Gemeinden selbst aufbringen, verteilt auf zwei Haushaltsjahre. Die anderen drei Millionen sollen aus öffentlichen Zuschüssen, von Stiftungen und Sponsoren kommen.

Mittelpunkt soll das Heidengrabenzentrum werden, im ehemaligen Gräberfeld am Burrenhof gelegen. Ein sieben Meter hohes Rundumpanorama zeigt eine Momentaufnahme aus dem ersten Jahrhundert vor Christus: Handwerker und Hausbau, Wälle und Gräben sowie die Landwirtschaft mit Pferdezucht, Rinder- und Schafherden, Ackerbau und Textilherstellung bieten vielfältige Motive. Licht und Ton simulieren Tag- und Nachtstimmung. Vor der Besucherplattform, die über eine Rampe erreicht wird, sorgt ein breiter Graben mit einem dreidimensionalen Vordergrund für räumliche Tiefe. Das Panorama soll in einer Mischtechnik aus Malerei und computergenerierter Darstellung entstehen. Bis zu 500 Menschen sollen identifizierbare Gesichtszüge erhalten.

Beim Eintrittskartenverkauf für die Panoramahalle kann der Besucher Tablets mieten oder sich die Erlebnisfeld-App auf ein eigenes Gerät laden. Er bekommt touristische Informationen zum gesamten Biosphärengebiet und kann „keltischen“ Schmuck und Lebensmittel aus der Region kaufen. 200 Meter vom Heidengrabenzentrum entfernt befindet sich der Landeplatz des Ballons. Bis zu acht Besucher können mit ihm 80 Meter in die Höhe steigen und sich einen Überblick über das Erlebnisfeld Heidengraben verschaffen. Am Tor F startet der sechs Kilometer lange Rundweg zur Elsachstadt. Zu ihm gehört eine Überbauung, die die Dimensionen des keltischen Walls deutlich macht. Der Weg zum Tor F führt am 1 200 Quadratmeter großen Erlebnisspielplatz „Oppidulum“ vorbei. Angedacht sind ein Wall und Graben zum Klettern und Balancieren, Wikingerschach, Schlagsack, Tauziehen, Amphoren schleppen, eine Reitmöglichkeit und vieles mehr.

Weitere Rundwege sind den einzelnen Gemeinden zugeordnet. In Grabenstetten wartet das Keltenmuseum, in Erkenbrechtsweiler die Rekonstruktion eines keltischen Zangentores. Der Torrundweg Hülben erläutert, wie die Kelten Schmuck und Waffen hergestellt haben. Das jährliche „Keltenspektakel“ auf dem Gelände des Flugsportvereins Hülben soll fester Bestandteil des Erlebnisfeldes werden.

Für das Erlebnisfeld Heidengraben wollen die drei Gemeinden eine Betreibergesellschaft gründen, dazu einen Freundeskreis mit beratendem Charakter. Geschlossene Gesellschaften können das Heidengrabenzentrum mieten. Eine erste Prognose geht von 30 000 Besuchern pro Jahr aus. Am Heidengraben sollen lizenzierte Führer auf eigene Rechnung Führungen anbieten. Im Jahr 2016 laufen die Genehmigungsplanungen und archäologische Untersuchungen, Baubeginn soll im Jahr 2017 sein. Die Eröffnung ist für Frühjahr 2019 vorgesehen.

info

Am Donnerstag, 26. November, um 19.30 Uhr berichtet Dr. Gert Stegmaier im Bürgersaal Hülben über die neuesten Ausgrabungen.

An dieser Stelle beim Burrenhof, in der Mitte der drei Gemeinden, soll das neue Heidengrabenzentrum entstehen, von links Bürgerm
An dieser Stelle beim Burrenhof, in der Mitte der drei Gemeinden, soll das neue Heidengrabenzentrum entstehen, von links Bürgermeister Roman Weiß aus Erkenbrechtsweiler, Harald Steidl aus Grabenstetten und Siegmund Ganser aus Hülben

Der Engel und der Metzger: Das Sponsorenkonzept

Die Eigenart des Gebietes soll nicht durch aufdringliche Werbeelemente gestört werden, sie müssen sich zurückhalten. Das gilt auch für den 20 Meter hohen Ballon, der schon aus großer Entfernung zu sehen sein soll. Es soll zwei Premiumpartner, Gold- und Silberpartner und Sachspender geben. Die drei Gemeinden wollen Stiftungen gewinnen und Lizenzgebühren für Produkte, die mit dem Label „Erlebnisfeld Heidengraben“ werben, einnehmen. Auch Privatleute sollen zum Zug kommen. Vorgesehen ist, dass für die bis zu 500 Menschen, die im Panoramabild in verschiedenen Alltagssituationen zu sehen sind, Einwohner der beteiligten Gemeinden Porträt stehen. Dafür soll pro Person ein Betrag von 300 bis 500 Euro fällig werden. Eventuell gibt es auch einen Gruppentarif, geeignet für einen örtlichen Verein oder eine komplette Belegschaft. Diese Vorgehensweise hat durchaus geschichtliche Vorbilder: Wenn – dies ist ein belegter Fall – der Engel auf dem Kirchenbild auffallend dem örtliche Metzger glich, hatte auch das einen Spendenhintergrund – ob nun ganz offiziell oder nicht.pd