Zwischen Neckar und Alb

Rettungsdienst sucht Fachkräfte

Malteser Innenminister Thomas Strobl dankt beim Neujahrsempfang in Nürtingen allen Ehrenamtlichen für ihr Engagement.

Nürtingen. Der Neujahrsempfang der Malteser ist seit Jahren ein bedeutendes Ereignis in Nürtingen. Thaddäus Kunzmann, seit 2010 Stadtbeauftragter, gelingt es immer wieder, hochkarätige Referenten zu gewinnen. Große Sorgen bereitet dem Stadtbeauftragten der Fachkräftemangel im Rettungsdienst. Der Bund habe ja - „und das begrüßen wir ausdrücklich“ - das Berufsbild des Notfallsanitäters geschaffen. Die Ortsgruppen in Reutlingen und Nürtingen bilden derzeit zehn junge Menschen drei Jahre in Vollzeit aus. „Die jungen Menschen seien engagiert und die Ausbildung anspruchsvoll.“ Schlecht sei es indes, so der Stadtbeauftragte, wenn sie ihre Kenntnisse in der Praxis nicht anwenden dürften. Im Notfallsanitätergesetz sei klar festgelegt, dass die Ausbildung dazu befähigen sollte, im Rahmen der Mitwirkung eigenständig heilkundliche Maßnahmen durchführen zu können. Nun sei es aber abschließend nicht geklärt, ob diese Eigenständigkeit im Sinne der Substitution ärztlicher Leistungen oder als Delegation zu verstehen sei.

Er richtete die dringende Bitte an den Minister, über den Bundesrat eine verbesserte rechtliche Regelung zu erreichen. Angesprochen wurden vom Nürtinger Stadtbeauftragten auch die Hilfsfristen, die auch 2016 in keinem der 33 Rettungsdienstbereiche im Land Baden-Württemberg erfüllt worden seien. „Das ist dramatisch“, beklagte Kunzmann. Als Gründe nannte er die sich verschlechternden Rahmenbedingungen. „Es wird immer schwerer, die Dienste zu besetzen, weil einfach Fachkräfte fehlen.“ Und bei einer älter werdenden Bevölkerung steige zudem die Zahl der Notfälle und die hoch belastete Verkehrsinfrastruktur sei ebenfalls nachteilig bei Einsatzfahrten.

Kunzmann wies den Innenminister auch noch auf die Ungleichbehandlung von Ehrenamtlichen im Rettungswesen hin. Im Gegensatz zur Feuerwehr wird der ehrenamtliche Helfer der Rettungsorganisationen nur dann entschädigt, wenn von der Leitstelle der Katastrophenfall ausgerufen werde oder ein Unglück mit vielen Verletzten passiere. Bei einem Einsatz bei vereister Autobahn, wenn Autofahrer evakuiert oder versorgt werden müssten, würden die Feuerwehrkameraden entschädigt und die Ehrenamtlichen der Rettungsdienste leer ausgehen. In Bayern sei diese Ungleichbehandlung aufgehoben worden. „Wir wünschen uns, dass auch Baden-Württemberg diesen Weg geht.“

Ob Strobl die Botschaft vernommen hat und sich der Probleme annehmen will, ließ er an diesem Abend offen. Auf Kunzmanns Wünsche ging er mit keiner Silbe ein. An der Wertschätzung für die Arbeit des Malteser Hilfsdienstes ließ er es aber nicht mangeln. Strobl bezeichnete es als ermutigend, „dass wir in Deutschland nicht nur Leute haben, die rumnörgeln, sondern Menschen, die sich engagieren“. nz