Zwischen Neckar und Alb

Tigerenten-Vater und Panikrocker geben sich die Ehre

Kunst In der Winterausstellung in der Nürtinger Kreuzkirche sind Werke von Udo Lindenberg und Janosch zu sehen.

Tigerenten-Vater und Panikrocker geben sich die Ehre
Tigerenten-Vater und Panikrocker geben sich die Ehre

Nürtingen. Es ist ein echtes Jubiläum: Zum zehnten Mal bringt eine bunte Ausstellung in der düsteren Jahreszeit Farbe und Freude nach Nürtingen. Zu diesem besonderen Anlass präsentiert die Stadt bis zum 26. Februar in bewährter Zusammenarbeit mit der Reuderner Galeristin Brigitte Kuder-Bross Werke von Udo Lindenberg und Janosch.

Jetzt hängen ihre Werke in trauter Eintracht in der Kreuzkirche. Im Erdgeschoss, auf der Galerie 140 Bilder von Horst Ecker, den alle als Janosch kennen. Als Vater der Tigerente, als Schöpfer freundlicher Tiere, deren Traumziel Panama ist. Und im Dachgeschoss 40 Werke von Udo Lindenberg, dem selbst ernannten Panikrocker, einer der erfolgreichsten deutschen Pop- und Rockmusiker. Und seit einigen Jahren eben auch Maler. „Die beiden sind sich sympathisch“, erklärte Brigitte Kuder-Bross. Aber sie stehen sich nicht nahe.

Dennoch verfestigt sich schon bei einem ersten kleinen Spaziergang schnell der Eindruck: Das passt. Da ist etwas Verbindendes. Bunt und vergnüglich ist es, ihre Werke anzuschauen. Und doch merkt der Betrachter schnell: Da sind zwei Charakterköpfe, die bei allen Unterschieden ihr Handwerk verstehen. Oberbürgermeister Otmar Heirich sagt dazu: „Trotz manch ernstem Hintergrund schaffen es beide, ihre Botschaften mit Witz an das Publikum zu bringen.“

Humoristisches mit Hintergrund. Es sind Botschaften, die nicht verbissen in den Vordergrund drängen. Und es gibt vieles zu entdecken. Zum Beispiel Janoschs rote Schuhe, die man auf seinem Bild „Ich habe rote Schuhe an“ garantiert nicht findet.

So ist sich Heirich sicher, dass die aktuelle Schau wieder voll und ganz der Intention der Ausstellungsreihe entsprechen wird. Schließlich will man wieder vom Kindergartenkind bis zum durchaus etwas gesetzteren Kunstverständigen ein buntes Publikum anlocken. Die ersten Zahlen machen Mut, denn es sind bereits 250 Führungen für Kinder gebucht worden. Weit über 100 000 Gäste aus nah, fern und auch ganz fern hat man mit den Ausstellungen schon in die Hölderlinstadt gelockt, sagt Heirich.

Doch Heirich weiß, wem er und die Stadt den kontinuierlichen Erfolg zu verdanken hat: Brigitte Kuder-Bross, die mit viel Beharrlichkeit in Zusammenarbeit mit Bärbel Igel-Goll vom Amt für Stadtmarketing, Wirtschaft und Tourismus eine echte Marke geschaffen hat. Eine Nürtinger Marke, die weit strahlt. Was dem Oberbürgermeister spürbar guttut in Zeiten, in denen es nicht klar ist, ob man das Leuchtturmprojekt des Hölderlinhauses noch rechtzeitig zum Dichtergeburtstag 2020 zum Leuchten bringen können wird.

So ist denn in diesem Jahr ein Maler zu sehen, der schon mit seinen Kinderbüchern für sehr viele ein Star wurde. Dabei blickt der heute 86-jährige Janosch auf eine schwere Kindheit zurück, wie Brigitte Kuder-Bross berichtet. Der Vater, ein Trinker, schlug ihn. Schlechte Erfahrungen in einer Klosterschule folgten. Kein Wunder, dass auf seinen Bildern und in seinen Geschichten die Tiere die guten Wesen sind.

Und es ist ein Maler zu sehen, der eigentlich Musiker ist. Mit Likörellen startete der heute 70-jährige Lindenberg. An der Bar seines Hamburger Heimhotels Atlantic malte er schlaflos nachts mit Eierlikör und Co. den Hintergrund und setzte mit Eddingstift Figuren dazu.

Und werden denn die prominenten Künstler Nürtingen mit ihrer Anwesenheit beehren? Bei Janosch kann das ausgeschlossen werden. Der lebt auf Teneriffa. Und Lindenberg, der coole Rocker, ist außer zu Konzerten sowieso zu keiner Terminzusage zu bewegen. Doch Brigitte Kuder-Bross sagt: „Bei Udo weiß man nie.“ Andreas Warausch