Zwischen Neckar und Alb

VR Bank Hohenneuffen-Teck stellt Filialen auf den Prüfstand

Raiffeisenbank Vertreterversammlung beschließt Dividende von vier Prozent. Keine Schließung von Geschäftsstellen geplant. Von Henrik Sauer

Der Vorstand blickt optimistisch nach vorn: Bruno Foldenauer, Thomas Krießler und Stefan Gerlach.   Foto: VR-Bank

Frickenhausen. Nullzinspolitik und eine zunehmende Regulierung forderten der Bank viel ab, sagte Foldenauer. Gleichzeitig verändere sich das Kundenverhalten mit zunehmender Digitalisierung fundamental. Es sei daher gut, dass man in den vergangenen Jahren viel selbst erwirtschaftetes Kapital habe in der Bank halten können: „Die seinerzeitigen Entscheidungen zahlen sich heute aus.“ Denn für die kommenden Jahre müsse man sich auf deutlich niedrigere Erträge einstellen.

Vor diesem Hintergrund habe man im vergangenen November die Girokonten- und Kartenpreise angepasst und werde auch künftig „verursachungsgerechte Preise“ berechnen, sagte Foldenauer: „Die bisherige Quersubventionierung des Zahlungsverkehrs funktioniert aufgrund rückläufiger Erträge aus dem zinsabhängigen Geschäft längst nicht mehr.“

Die Bank werde auch die Öffnungs- und Servicezeiten ihrer Geschäftsstellen anpassen, kündigte der Vorstandssprecher an. Im Rahmen eines neuen Geschäftsstellenkonzepts habe man alle Standorte analysiert. Ausschlaggebend für die Beurteilung seien unter anderem Besucherfrequenz, Öffnungszeiten, technische Ausstattung und deren Nutzung. Im kommenden Jahr werde es Anpassungen geben. An ausgewählten Standorten, so Foldenauer, werde man verstärkt auf terminierte Beratung und Selbstbedienungstechnik setzen. Die VR Bank Hohenneuffen-Teck hat 15 Geschäftsstellen und vier SB-Standorte.

„Wir werden das Kind nicht mit dem Bade ausschütten: Es ist nicht unsere Zielsetzung, Geschäftsstellen zu schließen“, sagte Foldenauer: „Wir glauben ausdrücklich nicht daran, dass reines Internetbanking das Modell der Zukunft ist. Wenn aber 200 elektronischen Nutzungen eines Kunden nur noch ein Geschäftsstellenbesuch pro Jahr gegenübersteht, sind wir gegenüber unseren Mitgliedern in der Pflicht, etwas zu ändern.“ Im Gegenzug werde man in den weiteren Ausbau moderner digitaler und elektronischer Angebote investieren.

Foldenauer nannte die neue Online-Geschäftsstelle, die just an diesem Montag an den Start ging. Bereits jetzt sei die VR Bank Direkt „die am häufigsten besuchte Geschäftsstelle“. Nahezu 50 Prozent der Mitglieder und Kunden erledigten ihre Bankgeschäfte online, täglich zähle man hier 5000 Besuche. In den Geschäftsstellen habe man bereits seit vergangenem Jahr „digitale Lotsen“ eingesetzt, die Kunden bei der Anwendung der digitalen Medien unterstützten.

Der Vorstandssprecher hatte zuvor in der Festhalle in Frickenhausen vor 169 Vertretern (von insgesamt 318) von einem guten Geschäftsjahr 2016 der VR Bank Hohenneuffen-Teck berichtet. Die Bank sei in nahezu allen Kerngeschäftsfeldern gewachsen. In der Bilanz stiegen die Kredite um sechs Prozent auf 509 Millionen Euro. Rund 100 Millionen Euro wurden an Krediten neu zugesagt. Der Bestand an Einlagen der Kunden stieg um 2,1 Prozent auf 578 Millionen Euro. Das insgesamt von der Bank betreute Kundenvolumen einschließlich der außerbilanziellen Kredite und Einlagen stieg um 3,5 Prozent auf 1,552 Milliarden Euro. Der Zinsüberschuss ging leicht zurück, der Verwaltungsaufwand habe sich nur leicht erhöht (wir berichteten bereits ausführlich).

Das bilanzielle Eigenkapital wuchs um 6,2 Prozent auf 64,1 Millionen Euro und betrage damit 8,9 Prozent der Bilanzsumme. „Damit sind wir wetterfest aufgestellt und auch für die neuen Anforderungen der Aufsicht bestens gerüstet“, so Foldenauer.

Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit beträgt knapp sieben Millionen Euro (Vorjahr 5,9 Millionen Euro). Darin enthalten seien aber auch knapp 600 000 Euro an Einmaleffekten durch den Verkauf der Geschäftsstelle Beuren und eines Objektes in Dettingen/Teck. „Das Gebäude in Beuren nutzten wir nur zu einem Teil für das Bankgeschäft“, so Bruno Foldenauer auf Nachfrage unserer Zeitung. Überlegungen, das Gebäude selbst einer anderweitigen Nutzung zuzuführen, habe man wieder verworfen und sich für den Verkauf im vergangenen Sommer entschieden. Seither ist die VR Bank dort Mieter. Im Zusammenhang mit der angekündigten Anpassung der Geschäftsstellen sei dies nicht zu sehen: „Wir haben in Beuren eine gute Marktposition, die Filiale dort steht nicht zur Disposition.“

Nach Steuern (2,144 Millionen Euro) und einer Zuweisung an den Fonds für allgemeine Bankrisiken (3,05 Millionen Euro) bleibt ein Jahresüberschuss von rund 1,79 Millionen Euro. Davon werden 536 000 Euro an die Mitglieder ausgeschüttet, was einer Dividende von vier Prozent (wie im Vorjahr) entspricht. Die Versammlung stimmte der Gewinnverwendung bei einer Gegenstimme zu.

Vorstand und Aufsichtsrat wurden auf Antrag von Frickenhausens Bürgermeister Simon Blessing einstimmig entlastet. Verbandsprüfer Udo Reichenbach vom baden-württembergischen Genossenschaftsverband hatte der Bank eine angemessene Eigenkapital-Ausstattung, eine geordnete Vermögens- und Finanzlage sowie eine zufriedenstellende Ertragslage attestiert. Den Bericht des Aufsichtsrats gab dessen Vorsitzender Bernd Kratschmer.

Aus dem Aufsichtsrat schieden turnusgemäß sechs Mitglieder aus, die sich allesamt zur Wiederwahl stellten und auch je einstimmig gewählt wurden: Bernd Kratschmer aus Weilheim, Thomas Millich aus Linsenhofen, Uwe Diez aus Gutenberg, Christian Ensinger aus Owen, Bruno Franz aus Raidwangen und Heinz Schmid aus Frickenhausen.

Verabschiedet aus dem Aufsichtsrat wurde Holger Dembek aus Grafenberg. Er scheidet aufgrund der vereinbarten Reduzierung des Gremiums altershalber aus. Der Aufsichtsrat hat nun noch 14 Mitglieder. Dembek war seit 1985 Mitglied des Aufsichtsrats, zunächst bei der damaligen Raiffeisenbank Kohlberg, dann ab 1994 bei der Volksbank Hohenneuffen und seit 2014 bei der VR Bank Hohenneuffen-Teck. Vom baden-württembergischen Genossenschaftsverband bekam Dembek für seinen 32-jährigen ehrenamtlichen Einsatz die Raiffeisen/Schulze-Delitzsch-Medaille.