Zwischen Neckar und Alb

Wollige Stars sorgen für Besucherrekord

Faszination Schaf: Tausende Besucher zieht es zu den 16. Schäfertagen ins Freilichtmuseum Beuren

Die Schafe zählen nach wie vor zu den Publikumsmagneten im Beurener Freilichtmuseum: Am Wochenende lockten die ­wolligen Vierbeiner zu den Schäfertagen Tausende Besucher in das historische Dorf in den Herbstwiesen in Beuren.

Die Besucher konnten auch die Schur der Schafe miterleben.Foto: Jörg Bächle
Die Besucher konnten auch die Schur der Schafe miterleben.Foto: Jörg Bächle

Beuren. Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein und die Streuobstwiesen in voller Blütenpracht – es waren echte Traumbedingungen für die 16. Auflage der Schäfertage im Freilichtmuseum Beuren. Entsprechend groß war der Andrang zu dem bunten Informationstag rund um das Schaf.

Schon vor Öffnung der Tore waren die Parkplätze rund um das Museumsdorf nahezu komplett belegt. Und selbst auf dem weitläufigen Areal des Museums herrschte bisweilen dichtes Gedränge. Vor allem dann, wenn an einer der zahlreichen Stationen wieder etwas zu sehen war.

Dicht gedrängt verfolgten die Besucher fasziniert das Schaubaden der Schafe, das mitunter nicht nur zur Reinigung der Wolle, sondern auch zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt wird. Eine für die Tiere nicht gerade angenehme Prozedur, denn die Schafe werden komplett untergetaucht. So gesäubert, steht dann die Schur der Tiere an. Auch die lässt sich wie jedes Jahr an der Hüle im Albdorf live miterleben. Für Schäfer Walter Hartlieb war der Besucherandrang nicht ganz ohne, wenn er mit seinen 280 Merinoschafen, unterstützt von Schäferhund Rex, über das Gelände zog. An so einem Tag stehe er unter besonderer Anspannung, räumte der erfahrene Hirte ein. Mitunter rückten die Besucher so dicht an die Schafe he­ran, dass die Tiere unruhig wurden. Galoppiert eine Herde mit so vielen Schafen plötzlich los, kann das zu brenzligen Situationen führen.

Ganz handzahm gaben sich die Schafe, die als Repräsentanten der unterschiedlichen Rassen in den Gattern auf der Wiese hinter dem Wohnhaus aus Ohmenhausen standen. Den Kindern, die ihnen unermüdlich frisches Gras und saftigen Löwenzahn brachten, fraßen die Tiere sogar aus der Hand. Manch Nachwuchs fand sich dabei unversehens Aug‘ in Aug‘ mit einem der schokoladenbraunen Bergschafe oder einem der wuchtigen Milchschafen wieder. Die im Vergleich winzig wirkenden Ouessantschafe gaben sich hingegen eher zurückhaltend.

Was man aus der Wolle alles machen kann, konnten die Besucher an den unterschiedlichen Ständen entdecken, die über das gesamte Gelände verteilt waren. Vom wärmenden Troyer bis hin zum fein gewebten Plaid oder robusten Teppich entstand in Handarbeit alles Mögliche aus dem flauschigen Rohstoff.

Zuvor musste die Rohwolle jedoch kardiert und gesponnen werden. Wie aufwendig der Weg bis zum Garn ist, zeigten unter anderem die Frauen des Spinnkreises Nürtingen. Wer Lust hatte, konnte auch Birgit Poppe bei dem kunstvollen Bänderweben über die Schulter schauen. Es handelt sich um eine bereits jahrtausendealte Kunst, erklärte die Fachfrau ihren Zuhörern.

„Noch heute sind die Bänder Teil vieler Trachten“, ergänzte Birgit Poppe. Manche der keltischen Motive, wie die Sonnenräder, die auch im Grab des Keltenfürsten in Hochdorf gefunden worden waren, fertigt sie heute allerdings nur noch auf Anfrage. „Die Nazis missbrauchten das Symbol. Deshalb ist das für viele heute ein heikles Thema."

Wie das Kammweben, ist auch die Technik des Nadelbindens fast in Vergessenheit geraten. Am Weberhaus gab es die Möglichkeit, die alte Handarbeitsweise, die schon in der Jungsteinzeit bekannt war, auszuprobieren.

Nicht nur die Kinder begeisterten sich für die zahlreichen und attraktiven Mitmach-Angebote beim Tag rund um Schaf und Wolle. Bälle filzen, flauschige Schäfchen basteln und vieles mehr bot das Team der Museumspädagogik an.

Gelebte Schäfertraditionen brachten die jungen Frauen und Männer der Schäferlaufgruppe aus Markgröningen mit, die zum ersten Mal zu den Schäfertagen ins Beurener Museum kamen. In ihren schönen Trachten boten die Reigenmädchen und Schäfer in ihren blauen Röcken ebenso wie die Kirchheimer Gruppe in der Schäfertracht eines von vielen schönen Fotomotiven für die unzähligen Besucher.