Zwischen Neckar und Alb

Zwei Q-Fieber-Fälle in Kirchheim

Starker Anstieg der Infektion im Januar im Kreis Esslingen

In den vergangenen Jahren wurde bei Tieren und Menschen im Kreis Esslingen immer wieder eine Infektion mit dem Bakterium Coxiella burnetii entdeckt, dem Erreger des Q-Fiebers. Im gesamten letzten Jahr wurden dem Gesundheitsamt Esslingen 17 Fälle gemeldet, allein im Januar dieses Jahres 20; zwei davon aus Kirchheim, der Rest aus Wendlingen, Oberboihingen, Köngen und Wernau.

Schafe, aber auch andere Tiere wie Kühe und Hunde, übertragen das Q-Fieber. Foto: Jörg Bächle
Schafe, aber auch andere Tiere wie Kühe und Hunde, übertragen das Q-Fieber. Foto: Jörg Bächle

Kreis Esslingen. Laut dem Gesundheitsamt Esslingen muss die erhöhte Meldezahl allerdings nicht bedeuten, dass mehr Erreger im Umlauf sind; vielmehr könnte sie darauf beruhen, dass einige Humanärzte im Dezember vom Veterinäramt über eine infizierte Schafherde informiert worden waren und daraufhin ihre Patienten speziell auf den Erreger hin untersucht hatten.

Coxiella burnetii kommt unter anderem in Kot, Urin und Milch vorwiegend von Schafen und Ziegen vor. Aber auch andere Tiere, zum Beispiel Wildtiere, Katzen, Hunde, Pferde und Kühe, können sich laut den Untersuchungsämtern für Lebensmittelüberwachung und Tiergesundheit Baden-Württemberg infizieren. Besonders große Mengen des Bakteriums werden bei einer Geburt mit der Plazenta und dem Fruchtwasser freigesetzt. Wenn infiziertes Heu oder Staub getrocknet ist, kann der Erreger mit dem Wind verbreitet und von Menschen eingeatmet werden, die sich so anstecken.

60 Prozent der Q-Fieber-Erkrankungen verläuft dabei ohne Symptome oder mit leichten, grippeähnlichen Erscheinungen wie Kopfschmerzen, Mattigkeit und Gliederschmerzen. Der Erreger kann aber auch schwerere Infektionen mit hohem Fieber, Schüttelfrost und Muskelschmerzen auslösen, die in seltenen Fällen zu einer Lungenentzündung führen können. Eine Befragung der infizierten Menschen im Kreis ergab kein einheitliches Bild, woher der Erreger ursprünglich stammen könnte. Die Befragten gaben unterschiedliche Orte und Situationen an, in denen sie in letzter Zeit mit Schafen oder Ziegen zu tun gehabt hatten. Bundesweit habe es hingegen schon Fälle gegeben, in denen eine vermehrte Infektion bei Menschen auf einen bestimmten Anlass, zum Beispiel einen Kontakt mit Schafen auf einem Weihnachtsmarkt, zurückgeführt werden konnte, so Dr. Albrecht Wiedenmann vom Gesundheitsamt Esslingen.

Ein erhöhtes Risiko der Übertragung besteht laut Wiedenmann, wenn Tiere auf den Weiden lammen. Schafhalter sollten daher darauf achten, ihre Tiere nur in besonderen Ablammboxen in Ställen gebären zu lassen. Der Mist sollte danach so behandelt werden, dass sich die Erreger nicht verbreiten können. Menschen in den betroffenen Regionen empfiehlt Wiedenmann, den Kontakt mit Schafen und Ziegen zu vermeiden. „Je näher man an einem infizierten Tier dran ist, desto höher ist auch die Infektionswahrscheinlichkeit“, so der Facharzt. Insbesondere Schwangere und Menschen mit Herzklappenerkrankungen seien gefährdet, da eine Infektion zu Frühgeburten führen könne. Menschen, die in jüngster Zeit mit Schafen oder Ziegen zu tun gehabt haben und nun grippeähnlich anhaltende Symptome haben, sollten sicherheitshalber zu ihrem Hausarzt gehen. „Kein Bestand ist davor gefeit, das Q-Fieber zu bekommen. Wenn man alle untersuchen würde, würde man immer einen bestimmten betroffenen Fall finden“, meint Wiedenmann. Daher sei im Moment vielleicht Vorsicht geboten, aber kein Grund zur Panik. pm