Lokalsport
Emotionen nur bei Versagen

Was um 15.30 Uhr beginnt, soll gefälligst um 17.15 Uhr beendet sein – wo kommen wir denn da hin, wenn ein auf 90 Minuten angelegter Sport plötzlich um das Zigfache verlängert wird? Und das nur, weil ein paar Technikfreaks bis an den letzten Grashalm heranzoomen müssen, um zu beweisen, dass das Runde im Eckigen war.

Klar, im Profifußball geht es um viel Geld – für die Vereine. Für den Fan im Stadion, in der Kneipe und am heimischen Fernseher geht es um viel mehr: um Emotionen. Die gibt es bei der schönsten Nebensache der Welt eben dann am häufigsten, wenn der Schiedsrichter versagt. Nicht gegebene Handelfmeter, übersehene Abseitsstellungen und Phantomtore: Grundlage jeder gepflegten Fan­diskussion, die mit Einführung des Videobeweises jäh verstummen würden. Stille am Stammtisch statt Fachsimpelei – undenkbar!

Der Videobeweis mag den Fußball gerechter machen, interessanter wird er damit jedoch nicht. Im Gegenteil: Ein auf Tatsachenentscheidungen basierender Sport lebt von der subjektiven Nachbereitung aller Spielszenen durch die Fans, die von der Champions League bis zur Kreisklasse nach denselben Regeln mitfiebern wollen. Von den Protagonisten mal ganz abgesehen. Strittige Situationen genauso erleben zu können, dürfen und müssen wie die großen Stars – für jeden Amateurkicker Grund genug, Sonntag für Sonntag die Knochen hinzuhalten.PETER EIDEMÜLLER