Der TuS Stuttgart entführt den Teckbotenpokal – VfL muss weiter warten
Hauptstädter mit Tugenden

Der TuS Stuttgart hat das 27. Handballturnier um den Teckbotenpokal gewonnen. Der Landesliga-Aufsteiger bezwang den TSV Owen nach einer Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte im Endspiel mit 21:15 (9:8). Gastgeber VfL Kirchheim blieb wieder nur das kleine Finale. Dort setzte sich das Team von Ralf Wagner mit 21:13 gegen Pokalverteidiger SV Magstadt durch.

Kirchheim. Frühsport ist nicht Jedermanns Sache. Dem Motor des Gastgeberteams fehlte beim Kaltstart Samstag früh um 10 Uhr jedenfalls die nötige Drehfreude. Die Niederlage in der Auftaktbegegnung der Gruppe A gegen den späteren Turniersieger TuS Stuttgart blieb zwar die einzige des VfL im gesamten Turnier, doch war es am Ende die entscheidende. „Wir haben den Finaleinzug buchstäblich verschlafen“, musste VfL-Coach Ralf Wagner einsehen. Denn hinterher gab sich der VfL gegen den TSV Dettingen/Erms, den Kreisliga-B-Vertreter aus Göppingen und auch gegen Hans Hahns aufstrebende Neuffener keine Blöße mehr. Dass sich die Hoffnung seiner Mannschaft, nach 16 Jahren wieder einmal den Pokal in Händen halten zu können, schon früh verflüchtigte, lag freilich auch am Spielmodus in diesem Jahr. Die beiden Gruppensieger qualifizierten sich ohne Zwischenrunde direkt fürs Endspiel. Dadurch wurde jeder Ausrutscher schonungslos bestraft.

Wagner nahm dennoch wertvolle Erkenntnisse mit in die letzten beiden Vorbereitungswochen vor dem Rundenstart: Er sah eine solide 6:0-Abwehr, die konzentriert zu Werke ging und gute Wurfansätze im Rückraum. „Am Grundtempo müssen wir noch arbeiten“, so sein Fazit. „Da war mir vieles noch zu behäbig.“ Dass die Unbeschwertheit des Vorjahres verflogen ist, merkte man Kirchheims Coach am Samstag deutlich an. Zwar fehlte Spielmacher Matthias Mikolaj beim Turnier nur aus Urlaubsgründen, andere Ausfälle dagegen wirken länger. Top-Torschütze Marcel Metzger droht nach dem zweiten Kreuzbandriss in Folge gar das Karriereende, Fabian Smetak zog es für unbestimmte Zeit in die USA und erst vergangene Woche verließ auch noch Linksaußen Sebastian Humpfer aus beruflichen Gründen den VfL.

Für Manfred Haase und den TSV Owen dagegen lief am Samstag vom Start weg alles nach Plan. Die Schwarz-Gelben waren nach ihrem beeindruckenden Auftritt in der Vorwoche beim Turnier in Wolfschlugen mit reichlich Vorschusslorbeeren an den Start gegangen und machten dort weiter, wo sie zuletzt aufgehört hatten. Nach einem überraschend klaren Auftakterfolg gegen Vorjahressieger SV Magstadt (16:9) marschierte der TSV mit ebenso deutlichen Siegen gegen Landesliga-Absteiger SV Stuttgarter Kickers, den VfL Kirchheim II und C-Ligist TSV Sielmingen als souveräner Gruppensieger und einzige Mannschaft ohne Punktverlust ins Endspiel. Vieles sprach dafür, dass der TSV den Erfolg aus den Jahren 2007 und 2008 in diesem Jahr wiederholen würde. Doch im Finale hatte der Landesligist sein Pulver dann offenbar verschossen. Eine Halbzeit lang hielt die Tecksieben gegen den zahlenmäßig unterlegenen Aufsteiger aus Stuttgart noch mit. Beim 5:4 nach elf Minuten ging der TuS, der mit nur zwei Auswechselspielern und ohne Mittelmann Toldo und Spielertrainer Mekic angetreten war, erstmals in Führung und gab diese bis zum Ende auch nicht mehr ab. Das Team aus Degerloch hatte sich schon in der Gruppenphase als die homogenste Einheit präsentiert und mit Linkshänder Lukas Siebler im halbrechten Rückraum den besten Spieler des gesamten Turniers in seinen Reihen. Dabei hatte die Mannschaft erst am Dienstag von der Turnierteilnahme in Kirchheim erfahren und musste urlaubsbedingt stark improvisieren. „Das Turnier war äußerst kraftraubend“, gestand TuS-Spielführer Arne Clasen am Ende ein. „Aber ich denke, wir haben auch ohne Trainer sehr diszipliniert gespielt und gezeigt, dass wir eine eingespielte Mannschaft haben.“

Diesen Eindruck ließ Gegner Owen zumindest auf der Zielgeraden vermissen. Der gesamte Rückraum, der vor allem im zweiten Durchgang viel zu nah an der Abwehr agierte, strahlte zu wenig Gefahr aus und war obendrein vom Abschlusspech verfolgt. Rechtsaußen Manuel Dunkel sorgte mit einigen gelungenen Einzelaktion und insgesamt vier Treffern dafür, dass die Niederlage am Ende nicht noch deutlicher ausfiel. Bei einer Spielzeit von zweimal 17,5 Minuten war das Spiel bis zur Pause völlig offen (9:8). Beim 14:10 nach 23 Minuten zog der TuS dann zum ersten Mal auf vier Treffer davon, während auf Owener Seite hinten der nötige Biss und vorne das entscheidende Quäntchen Glück fehlte. Auch eine Einzelbewachung für Lukas Siebler, der bis dahin bereits sechs Treffer erzielt hatte, brachte die Stuttgarter nicht aus dem Tritt.

„Im Großen und Ganzen trotzdem zufrieden“, zeigte sich Owens Trainer Manfred Haase als alles vorbei war. „Es gibt Spiele, da läuft es einfach nicht,“ meinte er gelassen. Auch Haase hatte an diesem Tag einige Male reagieren und personell nachjustieren müssen. Manuel Jauss fehlte im Endspiel, Mittelmann Sebastian Kerner fiel schon nach dem zweiten Gruppenspiel mit ausgekugeltem Daumen aus. Für Haase, der ganz anderen Kummer gewöhnt ist, sind das Lappalien. Nach einem Jahr mit fast schon beängstigendem Verletzungspech hat er diesmal fast alle Positionen doppelt besetzt.