Serie Bahnprojekt

Hunderte Lkw belasten Straßen

Baustellenverkehr Die Arbeiten für die ICE-Strecke zwischen Ulm und Stuttgart rücken nach Dettingen und Kirchheim vor. Die Bürger müssen in den kommenden Jahren mit zusätzlichen Belastungen rechnen. Von Iris Häfner

Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann bei der Präsentation zur ICE-Baustelle: „Uns bleibt nur ein großer Appell.“ Foto: Jean-
Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann bei der Präsentation zur ICE-Baustelle: „Uns bleibt nur ein großer Appell.“ Foto: Jean-Luc Jacques

Da müssen sie durch, die Bürger von Dettingen, Owen und dem gesamten Lenninger Tal. Zwei Jahre lang - die Dauer schwankt je nach Aussage der Planer zwischen eineinhalb und zwei Jahre - sind bis zu 500 Schwerlaster täglich nötig, um das Erdmaterial, das durch den Tunnelbau anfällt, zu den Steinbrüchen zu transportieren. Der Löwenanteil wird über die B 465 abgewickelt, sagt Michael Frahm, Teamleiter DB Netze, beim Pressegespräch vor der Bürgerinformationsveranstaltung in der Dettinger Schlossberghalle.

Exakt diese Anzahl lässt einer Anwohnerin im Goldmorgen das Herz in die Hose rutschen. „Mein Herz ist fast am Boden. Ich weiß nicht, wie das bewältigt werden soll. Die einzige Lücke, in der einigermaßen Ruhe herrscht, ist zwischen zwei und vier Uhr morgens von Sonntag auf Montag“, sagte sie. Der Verkehr komme jetzt schon in Wellen, viele Autofahrer weichen deshalb auf die Ortsdurchfahrt aus. Ihr Appell: Maßnahmen finden, um Linderung zu schaffen. Diesen Ball nahm Bürgermeister Rainer Haußmann gerne auf. „Das Einzige, was uns bleibt: ein ganz großer Appell an die Deutsche Bahn, den Großteil des Aushubmaterials über die Autobahn abzutransportieren.“

Jens Hallfeldt, Abschnittsleiter für diesen Bereich beim Bahnprojekt Stuttgart-Ulm, beschönigte nichts: „Es sind viele Lkws, 500 am Tag. Das sind 50 pro Stunde und somit jede Minute ein Lkw.“ Um 7 Uhr geht es los, die letzten Transporter verlassen die Baustelle auf Höhe der Kirchheimer Firma Leicht zwischen 18 und 19 Uhr - von Montag bis Freitag. „Und Samstag wahrscheinlich auch“, sagt Jens Hallfeldt auf Nachfrage und spricht von einem Zehn-Stunden-Fenster. Die Order des Regierungspräsidiums (RP) Stuttgart lautet klar: Priorität hat die Autobahn, dann kommt die B 465.

Für beide Abtransportrichtungen gibt es neue Aus- beziehungsweise Einfahrten. Etwa auf Höhe des Gießnaubachs ist vorübergehend für die Tunnelbaustelle ein neuer Autobahnzubringer eingerichtet. Ähnliches gilt für die B 465 südlich der Autobahnmeisterei. Die Mittelleitplanke wird durchtrennt, damit Laster mittels neuer Ampel in die ebenfalls neu gebaute Baustellenstraße einbiegen können. Die Lkw kommen in der Regel leer von der Autobahn aus Richtung München, um sich beladen zu lassen, und zum anderen voll von der Baustelle, um ihre Fracht auf den Steinbrüchen der Alb loswerden zu können. Das alles muss beim täglichen ohnehin schon starken Verkehr bewältigt werden, wobei eine weitere Order des RPs lautet: keine Baustellen-Laster zu den Hauptverkehrszeiten auf die öffentlichen Straßen zu schicken - kein Wunder, dass sich mancher Besucher dabei an die Quadratur des Kreises erinnert fühlt.

Durchhaltevermögen ist von allen Beteiligten gefordert. Bürgermeister Rainer Haußmann ist deshalb die Zukunft wichtig. Dann fährt der Hochgeschwindigkeitszug im Tunnel und nicht, wie in ersten Planungen angedacht, oberirdisch an Dettingen und Kirchheim vorbei. Dann herrscht Ruhe - zumindest bis auf Höhe der Firma Leicht, wo der ICE für eine kurze Strecke wieder das Licht der Welt erblickt, ehe er in den Bosslertunnel wieder abtaucht. Einen Tunnelknall soll es übrigens nicht geben. Die Druckwelle wird - so die Planer - durch verschiedene Öffnungen und den Tunneltrog eliminiert.