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30-Jähriger wegen Raubmordes angeklagt

Justiz Staatsanwalt sieht in Verbrechen an 84-Jähriger „besondere Schwere der Schuld“.

Neuhausen. War der 30-jährige Bekannte des Opfers, den die Polizei vier Tage nach der Bluttat festgneommen hat, der Mörder? Die Beweislast gegen den Mann aus einer Kommune im Landkreis Esslingen ist erdrückend. Ihm wird vorgeworfen, am Abend des 3. September 2018 eine 84 Jahre alte und pflegebedürftige Seniorin in ihrer Wohnung in Neuhausen getötet zu haben. Trotz schwerwiegender Indizien gegen ihn bestreitet der Mann die Tat.

Was tatsächlich an jenem Abend in der Lindenstraße passiert ist, soll voraussichtlich im Juni bei einem Prozess vor dem Stuttgarter Landgericht geklärt werden. Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Sicher ist jedoch, dass die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen den in Untersuchungshaft sitzenden Mann nun Anklage wegen Raubmordes erhoben hat. Heiner Römhild, Sprecher der Staatsanwaltschaft, sieht in der Tat die Merkmale der „besonderen Schwere der Schuld“. Denn der 30-Jährige habe, so die Anklage, heimtückisch und aus Habgier gehandelt.

Aufsehenerregende Tat

Viele erinnern sich noch an die aufsehenerregende Bluttat: Die Mitarbeiterin eines Pflegedienstes hatte die 84-Jährige am Morgen des 4. September tot in ihrer Wohnung gefunden. Eine 40-köpfige Sonderkommission der Kriminalpolizei Esslingen war dem Tatverdächtigen bei ihren Ermittlungen schnell auf die Schliche gekommen. Denn sie entdeckte am Tatort DNA-Spuren des Mannes, die wegen eines früheren Diebstahldeliktes in der Datei des Landeskriminalamtes gespeichert waren. Außerdem konnten die Ermittler dem 30-Jährigen nachweisen, dass er nach der Tat mit einer EC-Karte des Opferes an einem Bankautomaten in Filderstadt versucht hatte, Geld abzuheben. Was allerdings misslang, denn er hatte mehrfach die falsche PIN eingegeben. Das hatte der Mann bei den Vernehmungen auch zugegeben. Auch räumte er ein, dass er in finanziellen Nöten sei. Doch streitet er bis heute ab, die Seniorin getötet zu haben.

Das Opfer und der mutmaßliche Täter kannten sich seit geraumer Zeit. Deshalb gehen die Ermittler auch davon aus, dass die 84-Jährige dem Täter selbst die Wohnungstür geöffnet hat. Wie die Seniorin getötet wurde, hat die Kripo aus ermittlungstaktischen Gründen bis heute nicht preisgegeben.

Gut zwei Jahre zuvor war die Getötete Opfer von Schmuckdieben geworden. Zwei Männer hatten sich bei ihr als Heizungsableser ausgegeben und waren so in die Wohnung in der Lindenstraße gelangt. Dabei stahlen die Unbekannten den ganzen Schmuck der Seniorin. Zunächst war der Verdacht aufgekommen, dass es sich bei der Bluttat vom September um dieselben Verbrecher wie damals handelte. Aber das hatten die Ermittler der Kripo schnell ausschließen können. Harald Flößer