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Ein Kommen und Gehen

Inklusion Veranstaltung durchführen oder nicht? Vor dieser Frage stehen in Corona-Zeiten viele. Das Freiluft-Herbstfest der Werkstätten Esslingen-Kirchheim an der Pfulb zeigt, dass die Sache gelingen kann. Von Reimund Elbe

Ergotherapeut Dieter Clauß zeigt seinem „Schützling“ Furkan den richtigen Umgang mit Pfeil und Bogen.
Ergotherapeut Dieter Clauß zeigt seinem „Schützling“ Furkan den richtigen Umgang mit Pfeil und Bogen.

Der Himmel blau, die Temperatur kratzt an der 20-Grad-Marke, die Wiesen präsentieren sich auch im Spätsommer in sattem Grün, es riecht dezent nach Gegrilltem: Eine Idylle, die sich an der Pfulb bei Schopfloch auftut. „Traumhaft schön hier oben“, sagt Sabine Koch-Kamara, Leiterin des Förder- und Betreuungsbereichs bei den Werkstätten Esslingen-Kirchheim, um einige Sekunden später bereits wieder Ankommende freundlich zu begrüßen sowie auf das Einchecken per Luca-App und Hygieneregeln hinzuweisen.

Rund um das rustikale Holzhäuschen, wenige Meter von der Pfulbstraße entfernt, geht das traditionelle Herbstfest der Werkstätten Esslingen-Kirchheim (WEK) über die Bühne - erstmals in reiner Freiluftvariante. Die Pandemie und die daraus resultierenden Auflagen haben für einen Umzug gesorgt, vom Werkstättengelände in der Kirchheimer Marie-Curie-Straße hinauf auf die an diesem Tag gar nicht so raue Alb.

Der logistische Aufwand? Sicher größer als sonst. Mit Kleintransportern werden beispielsweise Sitzgarnituren, Pavillons, Grillstände, eine mobile Toilette für Rolli-Fahrende sowie weitere Utensilien vom Tal nach oben gebracht. Die Johanniter unterstützen mit einem Fahr-Pendeldienst, weitere Sonderbusse bringen Gäs­te vom Tal an die Pfulb.

Das Fest startet mit einem Gottesdienst im Grünen, abgehalten von Pfarrerin Karin Keck aus Plochingen. Letztendlich sind es mehrere Hundert Gäste, die im Lauf des Tages vor Ort sind. Darunter etliche Radelnde oder Wandergruppen, die einfach des Weges kommen. Ein Kommen und Gehen. „Es funktioniert alles wunderbar“, stellt WEK-Geschäftsführer Volker Ditzinger bereits um die Mittagszeit beim Blick auf das Areal lächelnd fest. In der Tat herrscht gute Stimmung. Die Band „Heinz und die Bembels“ aus Plochingen bietet Flottes von Pop bis ­Country, an Stationen können sich die Besucherinnen und Besucher unter anderem beim Nageleinschlagen und Dosenwerfen amüsieren, für Kids gibt’s Kinderschminken.

Ein besonderer Anlaufpunkt: Bogenschießen. Dieter Clauß betreut den Stand, zu seinen Schützlingen zählt Furkan. Mit großer Begeisterung macht der Gehandicapte mit. Zigmal zielt der 22-Jährige auf die Scheibe, die Pfeile kommen dem Ziel mit jedem Versuch immer näher. „Macht großen Spaß“, sagt Furkan. „Bogenschießen erfordert unter anderem Konzentration, Körperbeherrschung und Kraft“, weiß Ergotherapeut Clauß. An weiteren Stationen gibt es Gegrilltes, Getränke und auch Maultaschen. „Diese werden in unserer eigenen Manufaktur in Deizisau hergestellt“, erklärt Sabine Koch-Kamara.

An Details wird noch gefeilt

Kurz nach 16 Uhr neigt sich das Fest dem Ende entgegen. Das Wetter zeigt sich bis zum Schluss stabil. Ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der coronabedingten Pfulb-Premiere. Und die Organisatoren wissen zum Schluss: Es ist machbar. Volker Ditzinger feilt bereits an weiteren behindertengerechten Details auf dem Gelände. Eine fest installierte Toilette für Rollstuhlfahrende sei in Planung. „Wir haben hierfür bereits einen Bauantrag beim Landratsamt eingereicht“, berichtet der Geschäftsführer. Es wäre ein weiterer logistischer Baustein für künftige Veranstaltungen.