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Geistliches WortWie geht’s weiter?

Seit einigen Tagen kehrt mit dem Sommeranfang, mit den neuesten Lockerungen und mit den - von schlimmen Ausnahmen abgesehen - guten Entwicklungen der Corona-Fallzahlen in unserem Land spürbar wieder etwas Normalität zurück. Hoffnung auch und Freude am Leben: Hier eine unbeschwerte Einkehr in der Gartenwirtschaft, dort ein Plausch auf Abstand, ein Urlaub im Ländle oder eine nachgeholte Geburtstagsfeier im Familienkreis.

Und trotzdem bleibt da auch bei nicht wenigen Menschen ein großes Maß an Ungewissheit und Befürchtungen. Die einen haben das Thema Corona schlichtweg satt und treten die Flucht nach vorne an, überspielen oder verdrängen damit aber vermutlich nur ihre wahren inneren Regungen. Andere flüchten sich in einfache Schuldzuweisungen oder Erklärungsmodelle und ahnen dennoch, dass es im echten Leben noch nie nur Schwarz und Weiß gegeben hat. Und wieder andere sind wie gelähmt, können die oben beschriebene Hoffnung keineswegs teilen oder schauen gar düster in die Zukunft.

Wo würden Sie sich einordnen? Bei mir persönlich wechseln die Stimmungen ehrlich gesagt von Tag zu Tag. Mal denke ich, dass alles wieder gut werden wird. Mal frage ich mich sorgenvoll, mit welchen Herausforderungen und Krisen wir in Zukunft wohl noch fertig werden müssen. Dass Angst kein guter Ratgeber ist, wissen wir alle. Befürchtungen aber einfach zu verdrängen, kann auch nicht gesund sein. In Zeiten wie diesen bin ich besonders dankbar für mein Gottvertrauen. Nicht, dass ich das selbst machen oder mir etwas darauf einbilden könnte. Und schon gar nicht, dass es mich vor allem Negativen bewahren würde. Aber schon oft habe ich erfahren, wie mich das Vertrauen in Gottes spürbare Nähe getröstet und gestärkt hat. Eine Erfahrung, die ich mit vielen Menschen teile. Ganz besonders eindrücklich hat der Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer angesichts seines bevorstehenden Todes im KZ diese Hoffnung in Worte gefasst: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Christian Lorösch Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Lindorf und Ötlingen