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Kultur ist ein Stück Leben

Was einem so alles fehlen kann: Oft merkt man das erst, wenn es wieder da ist. Gemeinsam mit rund 200 anderen ein Theaterstück anschauen, die Schauspieler mit Applaus bedenken, das ist ein großartiges Gefühl. Ein Leben lang musste sich keiner Gedanken darüber machen. Es war ja immer normal. Zu erleben war es nicht „irgendwann, irgendwo“, sondern immer und überall.

Jetzt ist das alles anders: Selbst gestandene Theaterbesucher wundern sich über den Klang, den sie mit ihren Händen beim Klatschen erzeugen - erst recht wenn es ihnen gelingt, die Sänger zu einer Zugabe zu bewegen. Das war auf dem Martinskirchplatz völlig ungewohnt. Umso schöner war es, dass die Schauspieler in bester „Comedian Harmonists“-Manier tatsächlich noch einmal Luigi Boccherinis Menuett mit stimmlicher und gestischer Imitation zum Bes­ten gaben. Es ist diese Nähe, die allen gut tut - die Gemeinschaft von Künstlern und Publikum.

Hoch zu loben sind deshalb die Kunstschaffenden, die Sponsoren - und die Zuschauer. Sie strömen wieder auf den Martinskirchplatz - jetzt zum Open-Air-Theater, im August zum Open-Air-Kino. Kultur ist ein Stück Leben. Auch sie soll und muss Corona überleben. Jeder Einzelne kann seinen Teil dazu beitragen.