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Nicht-Handeln ist keine Option

Zum Leserbrief „Standort Deutschland“ vom 30. April

Franz Pfeffer, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung im Kreis Esslingen, malt das Katastrophen-Szenario „Kaputt machen des Wirtschaftsstandorts Deutschland“ an die Wand. Als Schuldige macht er die EU-Abgasnormen und die Grünen aus. Pfeffer prognostiziert einen „massiven Arbeitsplatzverlust“ im Automobilbereich, „sollten die Grünen ihre politischen Ziele weiterhin verstärkt umsetzen können“.

Einige Fakten zu Pfeffers Polemik: Direkt in der Automobilherstellung beschäftigt waren 2017 bundesweit knapp 515 000 Menschen. 305 000 weitere waren bei Zulieferern angestellt. Ökonomen schätzen allerdings, dass eigentlich 1,8 Millionen Arbeitsplätze von der Branche abhängig sind. Denn zu den Beschäftigten in der Autoindustrie kommen auch die Mitarbeiter in Autohäusern oder -werkstätten hinzu. Außerdem sind Chemie- und die Textilbranche wichtige Zulieferer für die Autoproduktion. Aber auch viele Mittelständler hängen von der Autoindustrie ab. Diese 1,8 Millionen sind jeder 25. Arbeitsplatz - gemessen an der Zahl aller Erwerbstätigen (44,8 Millionen).

Grüne und CDU haben sich in der Koalitionsvereinbarung auf das Ziel der Entwicklung einer „neuen Mobilität“ verständigt, „die umwelt- und klimaverträglich, sozial, bezahlbar und wirtschaftlich effizient ist . . .“. Die damit einhergehende „Verkehrswende“ wird sicherlich Auswirkungen auf die Beschäftigung haben. Verdrängen und Leugnen der vielfältigen Probleme des Pkw-Individualverkehrs, Nicht-Handeln und Festhalten am Status quo sind aber keine zukunftsfähige Option.

Hans Dörr, Notzingen, Kirchheimer Forum 2030