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Tempowechsel ist gefährlich

Zum Artikel „Fuß weg vom Gas?“ vom 22. Januar

Die Debatte über Tempolimits wird sehr emotional und ideologisch geführt. Vielleicht trägt es zur Versachlichung bei: Laut Wikipedia hat das bundesdeutsche Straßennetz eine Gesamtlänge von 644 000 Kilometern. Davon entfallen auf Bundes-, Landes- und Kreisstraßen 231 000 Kilometer - 13 009 Kilometer Autobahn (Ende 2018). Das sind gerade einmal zwei Prozent - mit und ohne Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Vor einigen Jahren hat mein Beifahrer auf einer Fahrt von Kirchheim nach Kiel die Kilometer mit freier Fahrt addiert. Der Anteil lag nach meiner Erinnerung bei etwa zehn Prozent der Gesamtstrecke. Die längste davon etwa 15 Kilometer. Überträgt man diesen Erfahrungswert - ohne Recherche - auf das gesamte BAB-Netz, ergibt dies 1 300 Kilometer. Damit bewegt sich die Debatte im Promillebereich (ohne Recherche: 0,002 Prozent) - gemessen am gesamten bundesdeutschen Straßennetz!

Jeder Verkehrstote ist einer zu viel. Angesichts tausender Fahrzeuge, die täglich in Staus stehen, oder nur in zäh fließendem Verkehr vorankommen, sind die Fahrzeuge, die jenseits aller Geschwindigkeitsbeschränkungen fahren, kaum erwähnenswert und deren Auswirkungen auf den Klima- und Umweltschutz dürften nicht messbar sein. Beim ständigen Anfahren, Abbremsen und wieder Anfahren wird mehr Reifenabrieb die Folge sein als bei einigermaßen gleichem Tempo jenseits von Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Die unterschiedlich hohen Geschwindigkeiten - zwischen 80 (auch darunter) und 200 und mehr Kilometer pro Stunde - führen zu gefährlichen Situationen, die volle Konzentration erfordern - und stressig wirken. Allein das spricht eindeutig für Tempolimits. Die ständig wechselnden Geschwindigkeitsbegrenzungen sind aus meiner Sicht ein Ärgernis und erfordern ebenfalls besondere Aufmerksamkeit.

Herbert Woyna, Bissingen