Serie Weihnachtsaktion

Brücke von der Klinik in den Alltag

Das Angebot „BesTe Genesung zu Hause“ hilft Alleinstehenden nach Krankenhausaufenthalt

Nicht nur frische Luft, auch frische Gedanken haben Menschen nötig, die nach einem Klinikaufenthalt in die eigenen vier Wände entlassen werden. Um wieder auf die Beine zu kommen, bietet der Kirchheimer Altenhilfeverein buefet ihnen die entsprechende Unterstützung an.

Hilfe, um auch im übertragenen Sinn wieder auf eigenen Füßen stehen zu können: Gerda Mitschelen (links) und Koordinatorin Dr. Do
Hilfe, um auch im übertragenen Sinn wieder auf eigenen Füßen stehen zu können: Gerda Mitschelen (links) und Koordinatorin Dr. Doris Schmidt gehören zu den Ehrenamtlichen, die sich im Rahmen von „BesTe Genesung zu Hause“ um Patienten wie Helga Kunze kümmern.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Allein lebende Menschen stoßen mitunter an ihre Grenzen, wenn sie nach Tagen oder Wochen, die sie in einer Klinik verbracht haben, wieder nach Hause kommen. Im Kühlschrank herrscht gähnende Leere, die Wohnung ist kalt und die dringend benötigten Medikamente fehlen. Damit es gar nicht so weit kommt, bietet der Kirchheimer Altenhilfeverein buefet das Konzept „BesTe Genesung zu Hause“ an. Ehrenamtliche kümmern sich um die Menschen, die nach einem Klinikaufenthalt Hilfe brauchen. Die diesjährige Teckboten-Weihnachtsaktion unterstützt das Angebot.

„Was wir anbieten, ist für die Leute gedacht, die wieder zu Kräften kommen müssen“, sagt die hauptamtliche Koordinatorin der Begleitungen, Monique Kranz-Janssen. Dr. Doris Schmidt, ihre ehrenamtliche Kollegin, hat dafür Beispiele parat: Dazu gehört, mit dem Hausarzt Kontakt aufzunehmen, Rezepte oder Überweisungen abzuholen, Einkäufe zu erledigen, gemeinsam spazieren zu gehen oder Kaffee zu trinken. Als ehemaliges Mitglied im medizinischen Controlling des Kirchheimer Krankenhauses weiß die Chirurgin, wie wichtig die Brücke zwischen Klinik und zu Hause ist.

Monique Kranz-Janssen erinnert sich an einen Mann mit einer Verletzung am Sprunggelenk, dessen Schwester kurz vor der Operation gestorben war. „Er bezeichnete die Begleitung nicht nur als Hilfe, sondern als Sonnenschein, der ihn auf andere Gedanken brachte.“ Manchmal sei es einfach wertvoll, wenn jemand da sei, zuhöre, aufmuntern und den Blick wieder weiten könne. „Ziel des Projekts ist, dass neben frischer Luft auch frische Gedanken ins Haus kommen“, so bringt es Monique Kranz-Janssen auf den Punkt. Die Resonanz auf einen Aufruf im Herbst 2013 bezeichnet sie als „phänomenal“. 20 Menschen aus Kirchheim und Umgebung ließen sich damals als Begleiter schulen. Momentan kann buefet auf zwölf Ehrenamtliche zwischen 50 und 70 Jahren zurückgreifen, die im Bedarfsfall auch in den umliegenden Ortschaften einspringen. Zeitgemäß sei, dass man sich jeweils lediglich für zwei bis vier Wochen binde und jeder sich einfühlen könne, so Monique Kranz-Janssen. Die meisten Menschen, die betreut würden, seien sehr dankbar. „Die Ehrenamtlichen bekommen unmittelbar etwas zurück.“ Dennoch gibt es derzeit einen Engpass, weil sich viele in der Flüchtlingshilfe engagieren.

Vorteilhaft für das Entlassmanagement der Klinik ist, dass das Krankenhaus mit buefet nur einen Ansprechpartner hat. Ist ein Patient an einer Betreuung durch einen Ehrenamtlichen des Projekts „BesTe Genesung zu Hause“ interessiert, suchen Dr. Doris Schmidt als „Kopf“ der Ehrenamtlichen beziehungsweise Monique Kranz-Janssen nach einer geeigneten Begleitung. Weil die Klinik die Patienten manchmal überraschend entlässt, muss mitunter von heute auf morgen ein Ehrenamtlicher gefunden werden. In den gesamten anderthalb Jahren sei das nur einmal nicht geglückt, so Monique Kranz-Janssen. Dennoch würde sie sich einen Vorlauf von drei bis vier Tagen wünschen. Der erste Kontakt geht in der Klinik über die Bühne. Der Patient könne sich dann noch entscheiden, ob ihm die Nase des Betreuers gefalle oder nicht. „Wichtig ist, dass wir nicht als Belastung, sondern als Entlastung empfunden werden.“

Monique Kranz-Janssen legt Wert darauf, dass die Ehrenamtlichen für sogenannte blutige Entlassungen nicht zuständig sind. Bei dem Projekt gehe es nicht um Pflege, sondern um Betreuung. Richtschnur ist eine Obergrenze von vier Wochen. Müsse nur der Koffer für die Reha gepackt werden, könne die Aufgabe aber auch nach einem halben Tag beendet sein.

Nachdem die Förderung vonseiten des Landes ausgelaufen ist, und buefet die Trägerschaft übernommen hat, muss der Verein Personal- und Regiekosten über Spenden- und Fördermittel finanzieren. „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, Möglichkeiten für ältere Menschen zu schaffen, damit sie am täglichen Leben besser teilnehmen können“, erklärt der Zweite Vorsitzende Tilmann Walther. „Wir sind bisher immer in Lücken gesprungen, um zu ergänzen, was fehlt.“ Ohne Förderung könne der 2002 gegründete Verein aber nicht zu viele Angebote übernehmen.