Owen. Ein guter und beständiger Dialog mit den Bürgern ist ihr ein großes Anliegen. "Die Menschen im Ort, für die ich arbeite und gestalte wissen, was ihnen wichtig ist. Es lassen sich nicht immer alle Wünsche erfüllen, aber dennoch die tatsächlichen Bedarfe erkennen und gemeinsam viel Gutes erreichen", ist Verena Grötzinger überzeugt. "Man spürt in den Gesprächen, wie der Ort tickt. Vielleicht manchmal in unterschiedlichen Geschwindigkeiten, aber immer positiv." Owen ist mit seinen rund 3500 Einwohnern trotz des in der Historie verankerten "Stadt-Status" ländlich geprägt. Ein großes Plus, findet die Rathauschefin: "Owen genießt die Vorteile einer guten infrastrukturellen und verkehrsgünstigen Anbindung - sei das ins Lenninger Tal, ins nahegelegene Kirchheim oder an die A8. Das macht Owen zum attraktiven Wirtschaftsstandort. Man kann zudem die städtischen Angebote der Umgebung nutzen und gleichzeitig in einer charmanten ländlichen Umgebung inmitten der einmaligen Naturlandschaft des Biosphärengebiets Schwäbische Alb leben." Die Pflege und Wahrung dieser landschaftlichen Schätze rund um den Ort nehme einen wichtigen Stellenwert ein.
Hoher Wohn- und Freizeitwert mitten im Biosphärengebiet
Owen bietet seinen Bewohnern und Besuchern eine Vielzahl an Direktvermarktern und Einzelhandelsgeschäften. Die örtlichen Gewerbegebiete sind mit einer guten Infrastruktur ausgestattet, was den Unternehmen gute Arbeitsbedingungen ermöglicht. Dazu kommt ein attraktives Umfeld mit einem hohen Wohn- und Freizeitwert für Jung und Alt. Im Freizeitbereich wurde viel investiert: Für rund 5,5 Millionen Euro wurde von Mai 2019 bis November 2020 die Teckhalle als multifunktionaler Standort für Sport- und Kulturangebote saniert. Neu ist in deren Außenbereich in diesem Jahr ein Fitness-Zirkel mit verschiedenen Geräten. Überhaupt sei das Freizeitangebot dank der rührigen Vereinslandschaft vielseitig, immer wieder gebe es zudem gemeinschaftliche Aktionen in der Stadt, wie "Owen kirscht", eine Entdeckungstour für Groß und Klein in den Kirschstreuobstwiesen, so Grötzinger. Man könne bei einem örtlichen Anbieter Segway-Touren buchen und es gebe Nordic Walking Routen durch die Natur rund um den Ort, um nur ein paar weitere Beispiele zu nennen.
Gut aufgestellt sieht die Bürgermeisterin das Betreuungsangebot für Kinder. Ein Thema, auf dem auch weiterhin ein Fokus liegt. "Wir haben schon viel vorangebracht", lautet die positive Bilanz. So wurde etwa das ehemalige, umgebaute Notariatsgebäude vis-à-vis vom Rathaus zur 'Schatzkiste', in der die Schulkindbetreuung für die Schüler der Sybille von der Teck Grundschule ein Domizil gefunden hat. Das Angebot reicht von der Kernzeitbetreuung bis 13 Uhr bis zur Ganztagsbetreuung bis 16 Uhr inklusive Mittagessen. Auch die Ferienbetreuung findet in der Rathausstraße 6 statt. "Das Angebot wird super angenommen und ist ein wichtiger Baustein bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gerade für junge Familien", sagt Verena Grötzinger. In der Grundschule stehen derzeit ein Medienentwicklungsplan und die Digitalisierung weit oben auf der Agenda, "dazu wird das alte Schulgebäude 2023 energetisch saniert." Für die Betreuung der jüngeren Kinder soll möglichst dieses Jahr in Ergänzung zu den beiden bestehenden Einrichtungen ein Naturkindergarten gegenüber der Kleintierzuchtanlage entstehen. Ein großes Projekt der nächsten Jahre ist der Neubau des Kindergartens Rinnenweg, dessen 50 Jahre altes Gebäude dann weichen muss. "Während der Bauphase werden wir die Kinder in einer Containerlösung unterbringen. Das hatten wir schon beim Neubau des Kindergartens Bahnhofstraße so gemacht und es hat wunderbar funktioniert", erklärt Verena Grötzinger.
Vorausschauende und bedarfsorientierte Ortsentwicklung
Eine zentrale Aufgabe sei die Sicherung der ärztlichen Versorgung: "Bisher hat das geklappt, wird aber wie vielerorts, gerade im ländlichen Raum ein Thema bleiben." Ein wichtiges Projekt, das bereits in der Schublade liege, betreffe die Schaffung der Option für ältere Mitbürger, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden oder aber komplett betreut am Ort bleiben zu können. "Flächenmäßig geraten wir hier an unsere Grenzen. Sollte sich die Möglichkeit einer geeigneten Fläche für den Bau betreuter Seniorenwohnungen oder eines Pflegeheims ergeben, haben wir bereits entsprechende Vorüberlegungen angestellt", berichtet Verena Grötzinger. Überhaupt ist die Rathauschefin gern vorbereitet, geht sich abzeichnende Aufgaben der Ortsentwicklung vorausschauend an, um schnell handeln zu können, sobald es die Rahmenbedingungen zulassen. "Man muss dafür auch über den Tellerrand hinausschauen", ist sie überzeugt. Das zeigt sich etwa beim erfolgreichen Netzwerken des Vereins 'Unser NETZ e.V.' zur Koordination sozialer Aufgaben in Owen und Lenningen und das mit einer vielseitigen Angebotspalette für alle Generationen inklusive des wichtigen Aufgabenfelds der Inklusion. Seit 2011 ist Verena Grötzinger Vereinsvorsitzende. Eines ihrer dem Verein zugeordneten Lieblingsprojekte sei das Lenninger und Owener Bürgerbus'le, das seit 2018 seine Runden dreht und gut angenommen werde.
Bewahren und entwickeln sind zwei zentrale Stichworte, die für die innovativ denkende und handelnde Bürgermeisterin unweigerlich zusammengehören. Viele verschiedene Themenblöcke finden sich in der aktuellen Fortschreibung des Gemeindeentwicklungsplans, der zunächst bis 2025 angesetzt war und nun bis 2035 fortgesetzt wird. Am 19. April findet für alle interessierten Bürger eine Auftaktveranstaltung statt. Gestartet ist die Konzeption des Gemeindeentwicklungsplans 'Owen 2025' damals mit zwei Bürgerwerkstätten im März 2010. Dieses erste Endziel rückt nun langsam in greifbare Nähe, Zeit für eine Zwischenbilanz: "Wie weit sind wir bisher gekommen, an welchen Stellen müssen wir nachjustieren und welche Vorhaben lassen sich vielleicht auch nicht umsetzen", so die aktuellen Fragestellungen. "Wir haben in den letzten Jahren schon viel erreicht und darauf bin ich auch sehr stolz," betont Grötzinger. Bis 2035 werden die Aufgaben nicht ausgehen. "Eines der Schlüsselprojekte war schon bisher die aktive Innenentwicklung. Aufgrund der Topografie und der die Stadt umgebenden Schutzgebiete sind außerhalb nur wenig Flächen übrig, die entwickelt werden könnten", erklärt sie. In den letzten Jahren seien 141 Wohneinheiten im Innenbereich geschaffen worden, 23 davon auf städtischen Grundstücken, die weitgehend von jungen Familien bebaut wurden. Der Rest betrifft private Flächen sowie die Erweiterung und den Umbau von Bestandsimmobilien. Viele Bebauungspläne wurden als Grundlage geändert. "Das war sehr zeit- und beratungsintensiv. Ich bin stolz, dass es geklappt hat und für Owener, als auch für Neubürger der Wohnstandort gesichert werden konnte", so die Bürgermeisterin.
Rathaus wird saniert und um einen Neubau erweitert
Ebenso gesichert werden soll der Arbeitsplatz der Rathauschefin und ihres Teams. "Es gab einen städtebaulichen Wettbewerb für die Sanierung des Rathauses inklusive einer Erweiterung um einen Neubau an Stelle des aktuellen Bürgermeisterhauses direkt nebenan. Dieser soll unter anderem einen Multifunktionsraum bekommen, der etwa von Vereinen oder sonstigen Gruppen genutzt werden kann. Die Konzeption sieht zudem eine Belebung des Rathausplatzes vor", erklärt Verena Grötzinger ein Konzept, das die Attraktivität des Ortskerns steigern soll. Dazu gehört als weiteres großes Thema die Gestaltung des Lauterquartiers. Hier geht es unter anderem um das ehemalige Gasthaus Adler und was an dessen Stelle neu entstehen könnte. "Der Plan wäre ein Neubau mit einer Kombination aus Gewerbe- und Wohneinheiten", so Grötzinger. Die Adler-Kreuzung soll ebenso verbessert und der Uferbereich der Lauter renaturiert und erlebbar gemacht werden. Auch hier wurde frühzeitig vorgeplant und Verena Grötzinger hofft, dass die Umsetzung mit dem Investor bald aktiv angegangen werden kann. "Owen ist im Landessanierungsprogramm, das kommt an der Stelle ebenso zum Tragen wie bei der Rathaussanierung oder jener der Teckhalle und ist zudem für Bürger eine Option auf Fördermittel bei eigenen Sanierungen."
Ein Dauerbrenner ist die Verkehrssituation und deren Verbesserung. Zunächst werde innerörtlich gedacht, denn bis es zu einer Ortsumfahrung komme, seien bei der Bundesverkehrswegeplanung noch einige andere Projekte vor Owen an der Reihe, erklärt Verena Grötzinger. "Nötig wäre erstmal eine Ortsrandstraße zur Entlastung der Ortsstraßen, die mit der geplanten Gebietsentwicklung 'Owen West' einhergeht." Hier sei ein Standort für einen größeren Supermarkt angedacht - auch in dem Fall gelte es, das Bewährte so lange wie möglich zu sichern, parallel aber für eine potenziell notwendige Erweiterung vorbereitet zu sein. Wohn- und Gewerbeflächen sollen in dem Gebiet ebenfalls entwickelt werden. Der konkrete Bedarf wird noch abgefragt: "Aktuell sind das alles Ideen und Gedanken, die gesammelt werden", sagt die Rathauschefin, die gern vorausschauend agiert.