Kirchheim

1525: Luthers „Hippie-Jahr“

Wer den Namen „Luther“ nach dem Jubiläumsmarathon nicht mehr hören oder sehen kann, der sei beruhigt: In den nächsten 29 Jahren stehen allenfalls noch fünf größere Luther-Jubiläen an.

2021 erinnert sich die Welt an „500 Jahre Reichstag zu Worms“, also an 500 Jahre Standhaftigkeit unter dem Motto „Ich kann nicht anders“. 2025 folgt die Erinnerung daran, dass Luther 500 Jahre zuvor gezeigt hat: „Ich kann auch ganz anders“. 1525 nämlich war er dem späteren Hippie-Motto „Make love, not war“ gefolgt, indem er einerseits den Bauernkrieg verurteilte - nicht den Krieg der Herrscher gegen die Bauern, sondern vielmehr die Rebellion der Bauern gegen die Obrigkeit - und sich andererseits als einstiger Mönch mit einer entlaufenen Nonne vermählte.

Dann gibt es „Ruhe an der Lutherfront“ bis 2033, wenn sich die Welt an seinen 550. Geburtstag erinnert. Ein Jahr später, 2034, bereits ein weiterer Höhepunkt: „500 Jahre Erstausgabe der kompletten Bibel in Luthers Übersetzung“, heißt es dann - überlagert allenfalls vom Jubiläum „500 Jahre Reformation in Württemberg“. 2046 schließlich steht der letzte „500er-Hype“ um Martin Luther an: Am 18. Februar jährt sich da sein Todestag zum 500. Mal - mit Unsicherheiten beim Datum, angesichts der späteren gregorianischen Kalenderreform. Letzteres zeigt, dass auch die katholische Kirche im 16. Jahrhundert Reformmaßstäbe zu setzen verstand.

Dazu jetzt aber noch ein zusätzlicher Trost für alle, die derzeit von Luther komplett übersättigt sind: Vor allen weiteren Reformationsjubiläen kommt erst einmal das Jahr 2018. Und das sorgt für das Gedenken an eine weniger ruhmreiche Folge der Reformation: an die Epoche der Glaubenskriege. 1618, also 400 Jahre zuvor, hat der Dreißigjährige Krieg begonnen. Auch wenn es dabei eher um machtpolitische als um theologische Fragen ging, wäre dieser Krieg ohne die Reformation, die 1517 begonnen hatte, in dieser Form niemals ausgebrochen.

Die Heroisierung Luthers dürfte also zumindest 2018 einmal keine große Rolle spielen. Ohnehin war das 500. Reformationsgedenken 2017 keines, in dem Luther als der übergroße Held dargestellt wurde. Auch äußerst kritische Töne hatten ihren Platz im großen Gedenkspiel.

Wie geht es nach 2046 weiter? Äußerst friedlich: 2048 blickt die Welt nach Münster und Osnabrück und feiert „400 Jahre Westfälischer Frieden“. Ebenso ruhmreich das Gedenken 2055: „500 Jahre Augsburger Religionsfrieden“. Luther möge bis dahin in Frieden ruhen. Peace!