Kirchheim

Alle Menschen sollen radeln dürfen

Radkultur Die Stadt Kirchheim will allen den Zugang zum Fahrradfahren ermöglichen. Verschiedene Projekte sollen die soziale Teilhabe fördern. Von Thomas Krytzner

Angelika Matt-Heidecker freut sich, dass in Kirchheim bald Rikschas unterwegs sind. Foto: Thomas Krytzner
Angelika Matt-Heidecker freut sich, dass in Kirchheim bald Rikschas unterwegs sind. Foto: Thomas Krytzner

Kirchheim arbeitet weiter an seinem Ruf als Fahrradstadt. In der Stadthalle fiel dazu der Startschuss für die Aktionsgemeinschaft „Zusammenhalten - gemeinsam radeln“. Ziel ist es, besonders im Jubiläumsjahr des Fahrrads soziale Kontakte zu fördern und damit die Mobilität auf zwei Rädern zu ermöglichen. Kirchheims Oberbürgermeisterin, Angelika Matt-Heidecker, ist sich sicher: „Das Fahrradthema ist auf Bundesebene angekommen, und wir sind in Kirchheim auf dem richtigen Weg.“ Damit geht sie auf die Radkultur ein, die im vergangenen Jahr geschaffen wurde. Die Stadtchefin lobte die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und der Aktionsgemeinschaft, fordert aber: „Alle Menschen unterschiedlichen Alters, egal, welcher Herkunft oder Größe des Geldbeutels, sollen radeln dürfen.“

Für Matt-Heidecker ist es ein großes Anliegen, dass das soziale Miteinander gefördert wird. Sie zählt dabei weiterhin auf die Unterstützung aus Land und Bund. „Ohne Förderung durch das Umwelt- und Verkehrsministerium schafft es Kirchheim nicht alleine.“ Die begeisterte Radfahrerin ist überzeugt: „Wenn wir mit den neu vorgestellten Aktionen auf die Straße gehen und dies bekannt machen, werden sie rege genutzt.“ Sie ist gespannt, wie die verschiedenen Projektideen im Jubiläumsjahr des Fahrrads ankommen und wünscht sich, dass im Radkulturjahr noch einiges auf die Beine gestellt wird.

Während des Forums in der Stadthalle bekräftigen Dr. Anja Rutenkröger vom „Demenz-Support“, Stuttgart, Hans-Ulrich Rabeneick von der Esslinger Beschäftigungs-Initiative und Sascha Mohnke, Umweltschutzbeauftragter der Stadt Kirchheim, dass es vor allem Menschen mit wenig Geld ermöglicht werden soll, zu radeln.

Hans-Ulrich Rabeneick verdeutlicht: „Jeder Mensch sollte sich ein verkehrssicheres Fahrrad leisten können. Oft kann eine Reparatur nicht bezahlt werden, und der wirtschaftliche Totalschaden ist schneller erreicht als beim Auto.“ Die drei Experten wollen beim Radeln möglichst alle inte-grieren und respektieren. Anja Rutenkröger sagt: „Demenz heißt nicht, dass das Fahrrad in die Garage wandert. Menschen sollen sich lieber gemeinsam bewegen, statt zurückziehen.“ Eine Verbindung zwischen Umwelt und sozialer Teilhabe sieht Sascha Mohnke: „Wir wollen Hindernisse aus dem Weg räumen, damit jeder radeln kann.“ Der Umweltexperte sieht den Drahtesel durchaus als tägliches Fortbewegungsmittel: „Bei kurzen Wegen in der Stadt gehört das Fahrrad dazu.“

Hans-Ulrich Rabeneick geht noch einen Schritt weiter: „Die Realität soll mit dem Alltag verbunden werden. Die Verstärkung der sozialen Kontakte ist wichtig.“ Er sieht aber auch die Bedenken, aufs Zweirad umzusteigen. „Als Radfahrer fühlt man sich oft allein in der ganzen Blechlawine.“ Er fordert die Schaffung entsprechender Infrastruktur und die Verknüpfung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wer mit der Bahn unterwegs ist, sollte nicht für sein Rad bezahlen müssen. Rabeneick prangert an: „Das Sozialticket fehlt, Rundreisen mit Rad und Bahn sind für eine Familie eine kostspielige Angelegenheit.“ Sascha Mohnke hofft auf weitere Unterstützer der Radkultur und der Projekte.

Anja Rutenkröger fordert, dass Rikschas in jeder Kommune angeschafft werden. „Die Mobilität wird für alle gefördert, und man kommt dabei ins Gespräch.“ Ebenso fordert sie mehr autofreie Tage. Hans-Ulrich Rabeneick setzt auf den Aspekt der Verkehrssicherheit: „Die Fahrradstraßen sollen erweitert werden. Einige Schnellstraßen für Zweiräder gibt es ja schon, aber da gibt es noch Luft nach oben.“