Kirchheim

Am Bahnhof entsteht ein neues Viertel

Wettbewerb Zwischen den Gleisen und der Schöllkopfstraße soll etwas ganz Neues entstehen – mit Hotel, Gastronomie, Läden, Büroräumen, Wohnungen und einer Brücke zum Milcherberg. Von Andreas Volz

Nur die Schienen sollen bleiben: Der Rest des Kirchheimer Bahnhofareals dürfte nach einem städtebaulichen Wettbewerb völlig umge
Nur die Schienen sollen bleiben: Der Rest des Kirchheimer Bahnhofareals dürfte nach einem städtebaulichen Wettbewerb völlig umgekrempelt werden.Foto: Carsten Riedl

Die Gegend rund um den Kirchheimer Bahnhof war lange genug eine Brachfläche, findet die Stadtverwaltung. Das soll sich jetzt ändern: Die Stadt bereitet einen städtebaulichen Wettbewerb vor - mit dem Ziel, das gesamte Quartier grundlegend umzugestalten. „Den Grund, hier etwas zu tun, gibt es schon lange“, sagte Kirchheims Städtebau- und Baurechtschef Gernot Pohl im Gemeinderat. Nun aber gebe es außer dem Grund auch einen Anlass: das Interesse eines Investors.

Konkret plane der Investor, am Bahnhof ein günstiges Hotel zu bauen. Außerdem seien Bürogebäude vorgesehen, dazu Handel und Gastronomie für die Fahrgäste. Auch an Co-Working-Space sei gedacht. Darunter versteht man Arbeitsplätze einer neuen Generation, ohne Bindung an einen bestimmten Ort. Büros und Besprechungsräume werden oft nur stundenweise benutzt und dementsprechend auch nur stunden- oder tageweise angemietet. Gerade am Rand einer Metropolregion wie Stuttgart sei so etwas gefragt.

Viele weitere Ideen für das Bahnhofsareal hat Gernot Pohl - sogar schon vor der Auslobung eines Wettbewerbs. So sei der Busbahnhof aufzuwerten. Auch Fernbuslinien sollten künftig am Busbahnhof Haltestellen bekommen.

Den Bahnhof selbst bezeichnet Gernot Pohl als „reines Zweckgebäude ohne städtebauliche Funktion“. Bei einem neuen Bahnhof denkt er an ein mehrgeschossiges Gebäude, das sich über das obere Stockwerk direkt per Brücke mit dem Milcherberg verbinden ließe. Natürlich brauche es dazu noch mehr als nur einen städtebaulichen Wettbewerb: „Da wären vorher noch Gespräche mit der Deutschen Bahn zu führen - über den Erwerb des Bahnhofs.“

Weitere Möglichkeiten, wie man das Areal aufwerten kann, waren bereits 2006 aufgezeigt worden: „Da gibt es Pläne für ein Parkhaus an der Güterbahnhofshalle.“ Auch die Freifläche vor der AOK mit dem Schöllkopf-Brunnen werde überhaupt nicht genutzt.

Peter Bodo Schöllkopf (SPD) zeigte sich begeistert von der Vorstellung, dass rund um den Bahnhof ein ganz neues Stadtviertel entstehen soll, und setzte in jeder Hinsicht noch eins drauf: „Auch über dem Busbahnhof kann ein mehrstöckiges Gebäude entstehen, mit Büros und Wohnungen.“

Sabine Bur am Orde-Käß, die Vorsitzende der Grünen-Fraktion, freut sich über die Aufwertung des ganzen Bereichs: „Nicht nur die AOK hat ein besseres Vorfeld und Umfeld verdient, sondern auch die BKK Scheufelen, die jetzt näher an den Bahnhof rückt.“ Wichtig sei die Aufwertung auch, weil der Bahnhof vor einigen Jahren bei einer Jugendumfrage als einer der großen Angsträume in Kirchheim bezeichnet worden war.

Mangelnde Attraktivität und eine mehr als bescheidene Aufenthaltsqualität attestierten auch Sabine Lauterwasser (Frauenliste) und Hans-Peter Birkenmaier (Freie Wähler) dem Kirchheimer Bahnhof. Letzterer kann sich auf dem gesamten Areal künftig „viel mehr Baumasse“ vorstellen.

Entscheidend war für alle Redner auch die Möglichkeit, Barrieren zu überwinden - die Bahngleise im Süden und die Schöllkopfstraße im Norden. Nicht zuletzt die Unterführung zum Milcherberg ist einer der erwähnten Angsträume mit ausgesprochen geringer Aufenthaltsqualität.

CIK-Stadtrat Gerd Mogler zeigte sich besorgt über die personellen Kapazitäten in der Stadtverwaltung, wenn es darum geht, mit dem Wettbewerb zum Bahnhofsareal ein weiteres Großprojekt zu stemmen. Gernot Pohl wiederum versicherte voller Zuversicht: „Wir schaffen alle Projekte. Wenn sich Dinge verzögern, liegt das fast nie an uns, sondern an weiteren Gutachten, die noch fehlen, oder an Änderungswünschen der Investoren.“ Trotzdem wird es auch in diesem Fall noch lange dauern, bis sich wirklich sichtbar etwas ändert am Kirchheimer Bahnhof.

Eine zeitliche Vorgabe nennt die Sitzungsvorlage des Gemeinderats wohlweislich nicht. Auch für den städtebaulichen Wettbewerb sind noch keinerlei Termine bekannt.