Kirchheim

Amnesty International bittet um Briefe

Gefangene Drei Fälle in Gambia, Vietnam und Israel sorgen für Bestürzen unter Menschenrechtlern.

Kirchheim. Jeden Monat werden von Amnesty International in Kirchheim drei Fälle vorgestellt, in denen über das Schicksal von Menschen informiert wird, die wegen ihres Eintretens für Menschenrechte verfolgt werden. Die Organisation bittet Menschen darum, sich in Briefen an die Verantwortlichen zu wehren. Vorformulierte Briefe können im Weltladen in der Dettinger Straße abgeholt werden. Im Juli stellt Amnesty drei Fälle aus Gambia, Vietnam und Israel vor.

Der Journalist Ebrima Manneh wurde im Juli 2006 in den Redaktionsräumen der regierungsnahen Zeitung Daily Observer mutmaßlich von Angehörigen des gambischen Geheimdiensts National Intelligence Agency (NIA) festgenommen. Der NIA bestritt anschließend jedoch jegliche Beteiligung an der Festnahme. Berichte deuteten darauf hin, dass er sich auf der Polizeistation in Fatoto im Osten Gambias ohne Anklage in Haft befand. Zudem soll eine Eingreiftruppe der Polizei ihn Ende Juli 2007 in ein Krankenhaus der gambischen Hauptstadt Banjul gebracht haben, wo er wegen Bluthochdrucks behandelt worden sein soll. Am 31. März 2017 erhielt Amnesty von der Familie des Journalisten dann die Nachricht, dass Ebrima Manneh tot sei. Die Familie fordert die Aufklärung des Todes von Ebrima Manneh.

Am 20. Januar 2010 wurde Tran Huynh Duy Thuc wegen Blogbeiträgen über das politische und wirtschaftliche Leben in Vietnam zu 16 Jahren Haft mit anschließendem fünfjährigem Hausarrest verurteilt. Tran Huynh Duy Thuc ist ein Verfechter sozialer und wirtschaftlicher Reformen. Er hat vor Gericht ausgesagt, im Gewahrsam gefoltert worden zu sein, um ein Geständnis von ihm zu erzwingen. Im Mai jährte sich seine Festnahme zum achten Mal; er hat damit die Hälfte seiner 16-jährigen Haftstrafe verbüßt. Tran Huynh Duy Thuc wurde ursprünglich „Diebstahl von Telefonleitungen“ vorgeworfen, bevor ein Strafverfahren wegen „Propaganda gegen den Staat“ gegen ihn eröffnet wurde. Später erging Anklage wegen „versuchten Sturzes der Volksregierung“ gegen ihn.

Mohammad Faisal Abu Sakha ist ein palästinensischer Unterhaltungskünstler und Lehrer, der an der Zirkusschule in Ramallah Kinder mit Lernschwierigkeiten unterrichtete. Im Dezember 2015 wurde er am Kontrollpunkt Za’atara im besetzten Westjordanland von israelischen Soldaten festgenommen. Bis heute wird er ohne Anklage oder Gerichtsverfahren im Gefängnis Ktziot in Israel festgehalten. Die von den israelischen Behörden angewandte Praxis ermöglicht es, Personen bis zu sechs Monate lang ohne Anklage oder Gerichtsverfahren festzuhalten. Die zugrunde liegenden Beweise werden häufig geheim gehalten, sodass die Rechtsbeistände keine Möglichkeit haben, die Verteidigung vorzubereiten. Der 25-jährige Zirkuskünstler nahm im Mai an einem 40-tägigen Hungerstreik teil, um gegen die Verwaltungshaft zu protestieren. An dem Hungerstreik beteiligten sich etwa 1 500 palästinensische Gefangene. pm