Kirchheim. Jochen Leitner hätte in einer kirchlichen Handballmannschaft spielen können. Doch das wollte der gebürtige Oberlenninger, Jahrgang 1978, nicht. Er blieb ganz bewusst im „normalen Verein“. Der wusste natürlich, wie Leitner weltanschaulich tickte, bat ihn immer wieder um eine Andacht. Bis heute bekommt er aus seinem früheren Verein Anfragen: „Willst du uns trauen?“ Er holt sich dann über die Dekanin eine Erlaubnis. Jetzt entwickeln sich die Anfragen weiter: „Willst du unser Kind taufen?“ Leitner tut das gerne, hielt auch schon eine Beerdigung.
Leitner selbst hatte als Kind keinen Draht zur Kirche, das änderte sich im Konfirmandenjahr. „Der Vater von Pfarrer Jochen Maier hat mich konfirmiert.“ Leitner ging in den Jugendkreis, die zwei jungen Leiter wurden für ihn prägend. „Die waren Christen und haben das gelebt, aber die haben die gleiche harte Musik gehört wie ich.“ Leitner wurde Mitarbeiter: Jungschar, Jugendkreis, Konfi-Camp, Sommerfreizeiten. Seinen Zivildienst leistete er im CVJM Kirchheim: Ferienwaldheim, Hausmeisterdienste, Jugendarbeit. „Studiere doch Theologie“, rieten ihm die anderen.
Doch drei alte Sprachen lernen – das war nicht sein Ding. Er begann, in Tübingen Geschichte und Politik zu studieren. Im Studium ganz auf sich allein gestellt zu sein, erlebte er als negativ. In der Lateinvorlesung saß er neben einer Theologin. Die Frage kam auf: Wie wäre es mit einer kirchlichen Ausbildungsstätte?
Er schaute sich die Evangelische Missionsschule Unterweissach an und hatte ein komisches Gefühl: „Ich war schon mal da.“ Die vierjährige Ausbildung, von 2000 bis 2004 im Internat und mit viel praktischer Arbeit, hat er rundum genossen. „Wir sind oft nachts mit einer kleinen Gruppe im Auto gesessen, haben Musik gehört und die Sachen ausdiskutiert.“
Für das Anerkennungsjahr bekam er woanders eine Absage, dann kam der Anruf aus Kirchheim. Die durch Spenden und Opfer finanzierte Stelle gab es da noch gar nicht so lange, der Fortbestand war alles andere als sicher. Leitner blieb, zu seinen Aufgaben kam das Waldheim dazu. „Das ist sinnvoll, die Verzahnung mit der Jugendarbeit ist wichtig.“ Das Waldheim wuchs, bei 160 Anmeldungen ist derzeit Schluss.
„Dreh- und Angelpunkt ist das Konfirmandenjahr“, ist Leitner überzeugt. Es beginnt mit einer Freizeit, die an der Martinskirche fünf Tage und in Lindorf und Ötlingen eine ganze Woche dauert. Leitners Kollegen waren Jörg Schneider und – gerade in Elternzeit – Irina Frank. In Ötlingen hat die Jugendarbeit einen bewährten Mitarbeiterstab und ein Bistro im Keller des Gemeindehauses. „Der Hauptamtliche ist nicht dafür da, die Dinge am Leben zu erhalten. Ich helfe den Leuten, damit die Dinge fertig werden.“
Diese Hilfe kann auch im Organisieren von Geld bestehen. So entstand etwa, aus dem Mitarbeiterkreis heraus, der monatliche THEO-Gottesdienst. Leitner schätzte seinen sehr flexiblen Dienstauftrag, er besuchte auch Erwachsenengruppen, seine Jugendarbeit begann im Kindergarten und mit dem Mini-Gottesdienst. Dass die Kleinen dort still sein sollen, weil jetzt etwas ganz Wichtiges für die Erwachsenen kommt, fände Leitner – selbst Papa von zwei Kindern – unmöglich. Also hat er den Erwachsenentext im Liedblatt abgedruckt.
Am 1. September tritt Leitner die neue Stelle an, eine Wohnung fehlt noch. Ehefrau Susanne ist die Existenz als Pfarrfrau nicht ganz fremd, die Jugendreferentin macht gerade ihr Diakonat. Ein Nachfolger in Kirchheim steht noch nicht fest. „Er muss eigene Fußstapfen hinterlassen“, sagt Leitner. „Er muss nicht Gitarre und Schlagzeug spielen wie ich.“
Mit Konfirmanden arbeiten, das kann Leitner weiterhin. Es bleibt auch das, was er ihnen sagen will: „Weil Gott dich will, deshalb gibt es dich auf dieser Welt, sonst würde etwas fehlen.“
Die Verabschiedung von Jochen Leitner findet am Samstag, 2. Juli, um 17 Uhr in der Johanneskirche in Ötlingen statt. Es folgt ein Fest im Gemeindehaus.