Kirchheim

Auf Bäume klettern und Herzchen malen

Zum 20. Mal fanden im Kirchheimer Bohnauhaus die Mädchentage statt

Neue Sportarten ausprobieren, Mut beweisen und einfach Spaß haben: Dieses Angebot des Pädagoginnentreffs nutzten viele Mädchen.
Neue Sportarten ausprobieren, Mut beweisen und einfach Spaß haben: Dieses Angebot des Pädagoginnentreffs nutzten viele Mädchen. Foto: Tamara Kandler

Kirchheim. Die Tannenbergstraße ist an diesem Vormittag von langsam vorbeiziehenden Autos verstopft, aus denen immer mal wieder ein

Mädchen hüpft. Vor dem Kirchheimer Bohnauhaus drängen sie sich in bunten Regenjacken Richtung Tür oder schieben ihre Fahrräder durch die Menge. Andere beraten sich schon mit ihren Freundinnen, welchen Workshop sie am spannendsten finden. „Wir könnten als Erstes klettern“, schlägt eine von ihnen vor, während die Gruppe die vielen Plakate studiert, die die Hauswand zieren. 20. Kirchheimer Mädchentag lautet der große Schriftzug über den unzähligen Mitmach-Angeboten – so oft waren alle Mädchen dazu eingeladen, im Bohnauhaus gemeinsam den Tag zu verbringen.

Zur Feier des Jubiläums gibt es zum ersten Mal Bändchen, die die Organisatorinnen vom Pädagoginnentreff Kirchheim emsig an die hereinströmenden Mädchen verteilen. Doris Kurka vom KIZ ist begeistert: „Heute sind echt viele Mädels da.“ Zwischen 200 und 300 Mädchen ab neun Jahren sind gekommen, schätzt sie – so viele wie schon lange nicht mehr. Dabei ist das Konzept des Mädchentags eigentlich in der langen Zeit gleich geblieben, schließlich hat es sich seit 20 Jahren bewährt.

Die eintrudelnden Mädchen versammeln sich nach und nach neugierig auf der breiten Treppe im Saal des Bohnauhauses, wo alle Workshops vorgestellt werden. Unter den Helferinnen sind Praktikantinnen, FSJlerinnen, Pädagoginnen und Frauen, die früher selbst an den Mädchentagen teilgenommen haben. „Ich bin Sabrina und bei mir könnt ihr euch heute schminken“, verrät eine Frau ihrem jungen Publikum. Sofort quietscht ein Mädchen aufgeregt „Da will ich hin!“ und erntet herzliches Gelächter von ihren Umsitzenden. Nach den Vorstellungen gibt es jedoch für kein Mädchen mehr ein Halten: Aufgeregt stürmt jedes los zu seinem eigenen Lieblingskurs. „Wir gehen filzen“, weiß Julia schon, während ihre Freundin in dem Chaos angestrengt Ausschau hält, wo es langgeht. Das Angebot reicht heute von sportlichen über kreative Workshops bis zur leckeren Cocktailbar. Hier beginnt Sima, sich einen Obstbecher zu mixen. „Honigmelone, Ananas, Apfel, Kiwi und vielleicht noch Trauben kommen rein“, erzählt sie und schnippelt sorgfältig die Kiwi in kleine Stücke. „Wenn man erlebt, mit welcher Gelassenheit sich die Mädchen durch den Tag bewegen, ist das einfach schön“, lächelt Kurka, die im ganzen Haus unterwegs ist und unter die Arme greift, wo Hilfe benötigt wird. Das Tempo der Mädchen ist ganz anders und ruhiger als das der Jungs, weiß das Organisationstalent.

Der Mädchentag soll außerdem animieren, sich auszuprobieren und an neue Sportarten und Basteleien zu wagen. Neben bewährten Mädchen-Aktionen wie Haare stylen können sich die Kinder und Jugendlichen deshalb auch im Bogenschießen und Programmieren üben. Der Roboter von Lego-Technik, der bewegt werden soll, wurde passend zum Mädchentag Roberta getauft. „Es ist ein ganz einfaches Programmierprogramm, mit dem die Mädchen einen Einblick in die technische Welt bekommen“, sagt die Leiterin Rebecca Ollhäuser. „Viele entwickeln dann einen eigenen Ehrgeiz, es zu schaffen, und tüfteln, bis es klappt und sich Roberta endlich bewegt.“

Ein Stockwerk tiefer landet man in der Holzwerkstatt, aus der ein lautes Brummen tönt. Die Mädchen zeichnen auf ein Stück Holz ihre Lieblingsfiguren und sägen sie dann sorgfältig aus dem Holz heraus. „Hast du schon einmal gesägt?“, fragt Daniela Egner vom Mehrgenerationenhaus Linde jede der Mutigen, die sich an eine Maschine wagt. „Manche haben noch Respekt davor, andere waren schon mal hier“, erklärt sie und lobt die Mädchen für ihren selbst gezeichneten Hasen, den sie jetzt noch anmalen dürfen.

Auch draußen trotzen die Teilnehmerinnen noch möglichst lange dem trüben Wetter mit Kunst, bunten Farben und guter Laune. Sie schleifen Speckstein und malen auf Leinwand. Das beliebteste Motiv ist das Herz. Typisch Mädchen? Vielleicht – und das darf am Mädchentag auch so sein.