Kirchheim

Auf den Spuren der Maschinenfabrik

Exkursion Bahn-Material aus Kirchheim in Amstetten-Oppingen: Die Initiative historisches Kirchheim besucht die Ulmer Eisenbahnfreunde. Von Anne Hermann

Im Bahnhof Oppingen steht der restaurierte Personenwagen, dessen Fahrwerk aus Kirchheimer Produktion stammt.Foto: Rainer Laskows
Im Bahnhof Oppingen steht der restaurierte Personenwagen, dessen Fahrwerk aus Kirchheimer Produktion stammt.Foto: Rainer Laskowski

Noch heute ist rollendes Material der Maschinenfabrik Kirchheim bei der Museumsbahn Alb-Bähnle in Amstetten-Oppingen im Einsatz - zur Freude der Initiative historisches Kirchheim (IhKi). Die „IhKi“ setzt sich für den Erhalt historischer Bau- und Industriedenkmale ein. Um sich ein Bild von den Hinterlassenschaften der Kirchheimer Fabrik zu machen, unternahmen die Mitglieder eine Exkursion nach Amstetten zu den Ulmer Eisenbahnfreunden (UEF).

1874 bezog die Appenzeller Bahn ihre gesamte Wagen-Erstausstattung von der Maschinenfabrik Kirchheim. Zum 100-jährigen Jubiläum des Alb-Bähnles bekamen die UEF von den Appenzellern einen ausrangierten vierachsigen Personenwagen. Bei der Restaurierung kam das eingeprägte Baujahr 1874 am Fahrwerk zum Vorschein. Dadurch sowie an der württembergischen Bauart des Drehgestells konnte der Wagen eindeutig der Maschinenfabrik Kirchheim zugeordnet werden. Allerdings lässt sich nicht mehr genau feststellen, wie viel erhalten geblieben ist. Diese Entdeckung hatte die Ulmer Eisenbahnfreunde angespornt, möglichst viel an noch vorhandenem Rollmaterial von den einstigen Kirchheimer Waggonbauern zu erwerben.

Vor zwei Jahren retteten sie drei weitere Fahrgestelle in letzter Minute. Sie waren nämlich bereits auf einem Schrottplatz in der Schweiz abgestellt. Der Personenwagen wurde von den Eisenbahnfreunden restauriert. In diesem Wagen ging es für die „IhKi“ durch die Landschaft auf der sechs Kilometer langen Strecke von Amstetten nach Oppingen.

Die Maschinenfabrik und Gießerei Kirchheim wurde im Jahr 1870 gegründet und war eng mit dem Eisenbahnbau verbunden. Innerhalb eines Jahres entstand ein Großunternehmen mit eigenem Gleisanschluss auf dem heutigen Karree zwischen Boschstraße, Stuttgarter Straße, Steingau- und Henriettenstraße. Produziert wurden hauptsächlich Eisenbahnwagen und Eisenbahnzubehör, eiserne Brücken und Dachkonstruktionen.

In der Aufbruchstimmung der Gründerzeit erfreute sich das Unternehmen eines regen Absatzes im In- und Ausland. Die durchschnittliche Fertigungskapazität lag bei beachtlichen 800 Wagen pro Jahr, die mit rund 800 Mitarbeitern hergestellt wurden.

Was als Erfolgsgeschichte begann, endete jäh mit dem Wiener Börsenkrach im Mai 1873 und dem Zusammenbruch der Mährisch-Schlesischen Centralbahn. Die weggebrochenen österreichischen Aufträge, Missmanagement und Dividendenzahlungen brachten die Firma in eine finanzielle Schieflage. Nachdem alle Rettungsversuche gescheitert waren, wurde im Oktober 1874 die Liquidation der Firma beschlossen. Die letzten Waggons verließen im Jahr 1875 das Werk.

Info Die nächsten Fahrten mit dem Alb-Bähnle finden am 25. Juni, 16. Juli, 30. Juli, 13. August und 3. September statt. Weitere Infos gibt es auf der Homepage www.uef-dampf.de.