Kirchheim

Aus Misstrauen und Vorsicht entwickelt sich Liebe

Musical Das Kindertheater „Liberi“ zauberte „Die Schöne und das Biest“ auf die Bühne der Stadthalle Kirchheim.

Das Biest ist zunächst nicht der Traummann für Belle.
Das Biest ist zunächst nicht der Traummann für Belle. Foto: Gabriele Böhm

Kirchheim. Gegensätze ziehen sich an. Und so fügen sich auch „Belle, die Schöne“ und das „Biest“ in die Reihe der Paare, deren Charaktere für Spannung sorgen. In der Stadthalle Kirchheim zeigte das Kindertheater Liberi aus Bochum ein Musical, das nicht nur Kinder und ihre Eltern und Großeltern bestens unterhielt, sondern auch noch vorweihnachtliches Feingefühl transportierte: andere Menschen nicht nur mit den Augen, sondern auch mit dem Herzen sehen.

Genau diese Intention des Tiefgangs verfolgt Autor Helge Fedder, der Kindern mehr bieten möchte als „platte Witze und eine oberflächliche Show“. Kinder sind für ihn ein anspruchsvolles Publikum mit einem sicheren Gespür für Qualität. „Was die Figuren auf der Bühne fühlen, muss echt sein. Dann wissen die Kinder auch, dass wir sie ernst nehmen.“

Bei der Aufführung war es dem Publikum deutlich anzumerken, dass es die Handlung gespannt mitverfolgte. Es war mäuschenstill, klatschte mit, bedankte sich mit Pfiffen und Bravo-Rufen.

Man musste nicht lange warten, bis das „Biest“ auf die Bühne trat. In zotteligem Pelz wirkte es gefährlich, und es nahm sich den Vater von Belle und ihren Schwes­tern zur Brust, hatte dieser sich doch in seinen Schlossgarten verirrt und für seine Töchter eine Rose gepflückt. Dafür soll er für immer im finsteren Schloss gefangen sein.

Auf der anderen Seite stehen Belle und ihre Schwestern, heiter und unbefangen, und außer Belle schwärmen alle für den schönen Taureau, einen adretten jungen Mann, doch ekelhaft selbstverliebt, wenn er singt „Ich bin so heiß“.

Alle Akteure wirkten überzeugend und präsent. Tanzeinlagen und Lieder ergänzten die Spiel­szenen, flackerndes Licht und wallender Nebel waren wirkungsvolle Effekte. In Sekunden bauten die Schauspieler selbst die Kulissen um.

Belle träumt von einem ganz anderen Mann, ohne zu wissen, von wem. Mit „Du bist irgendwo, komm sag mir doch wo“ lädt sie ihn ein. Er lässt nicht lange auf sich warten. Belle, die sich aufs Schloss begibt, um dort die Strafe für ihren Vater auf sich zu nehmen, begegnet dem Ungeheuer - zunächst nicht gerade das Traumbild eines idealen Liebhabers. Doch nach dem Song „Sieh mit dem Herzen, fühl, was dich bewegt“, fühlt sich Belle nach und nach zu ihm hingezogen. In dem Maß, wie sich die innere Härte des Biestes allmählich aufweicht, verändert sich auch sein Äußeres. An die Stelle des zotteligen Pelzes tritt eine elegante Weste. Die Wandlung schreitet immer weiter voran, aus Misstrauen und Vorsicht wird Liebe - das Publikum erlebte es mit. Von Gabriele Böhm