Kirchheim

„Black“ glänzt mit hintersinnigem Wortwitz

Musik Lothar Lechleitner kehrt nach 47 Jahren in die Bastion zurück und spiegelt dabei den Zeitgeist wider.

Im Duett: „Black“ (rechts) wird von Philipp Roemer auf der Akustikgitarre begleitet.Foto: Bernhard Fischer
Im Duett: „Black“ (rechts) wird von Philipp Roemer auf der Akustikgitarre begleitet.Foto: Bernhard Fischer

Kirchheim. Seit 1971 hatte er nicht mehr in der Bastion gastiert, doch die Erinnerungen waren schnell wieder da. „Black“, bürgerlich Lothar Lechleitner, glänzt immer noch mit hintersinnigem Wortwitz sowie mit ausdrucksstarkem Gesang und solidem Gitarrenspiel. Unterstützung erhält Black dabei von Philipp Roemer. Der Abend war als Reminiszenz an legendäre Gastspiele der „Berliner Barden“ im Club in den Jahren 1969 und 1971 angedacht. Damals spielten und sangen neben Schobert und Black auch Reinhard Mey und Hannes Wader im Club.

Nostalgie kommt an diesem Abend aber trotzdem nicht auf, denn trotz mittlerweile weißem Haupthaar sprüht Black immer noch vor Schlitzohrigkeit. Nicht alles ist schlechter geworden in den vergangenen 50 Jahren. In Anlehnung an die Umweltverschmutzung Anfang der 70er-Jahre, erinnert gleich zu Beginn der aus dieser Zeit stammende Song über das Umwelt- und Abenteuerreisebüro „Fortuna, Fummel und Sohn“. Der Bodensee stand kurz vor dem Umkippen, Leverkusens Luft war ein Chemikaliencocktail. Humorvoll bissig verpackte Aufklärung war eines der Markenzeichen des damals sehr erfolgreichen Duos Schobert und Black.

Die beiden hatten auch die Gedichtform des Limerick auf die Bühne geholt. Bei Black funktionieren die skurrilen fünfzeiligen Kurzgedichte mit überraschenden Wendungen noch immer und verursachen Lachsalven im Publikum. „In der heutigen Zeit muss man politisch sein“, sagt Black. Entsprechend greifen viele der neuen Lieder aktuelle Missstände auf. Auch das große Wort „Freiheit“ ist nicht vor Missbrauch sicher: „Im Handumdrehen machen wir ein sauberes Geschäft mit ihr“, so der bittere Refrain. Dass gerade auch gesellschaftliche Krisen für gute Gewinne genutzt werden, wird angeklagt: „Der Spekulant hält in der Hand die Zügel für die Zügellosigkeit.“ Black erinnert sich auch daran zurück, dass seine Familie am Kriegsende als Flüchtlinge in den Westen kamen: „Wir selbst sind durch vier Flüchtlingslager gegangen, daher habe ich großes Verständnis für die Situation der heutigen Flüchtlinge.“

Einer der größten Erfolge von Schobert und Black darf auch an diesem Abend nicht fehlen: Der „Schnadahüpferl“ in Form und Dialekt eines alpenländischen Volkslieds, so provokant erfolgreich, dass das Lied damals im Bayerischen Rundfunk nicht gespielt werden durfte.

Einen ähnlichen Erfolg hatte er erst in jüngerer Zeit mit dem Song „Alphorn-Alarm“ wieder erreicht, der natürlich ebenso nicht fehlen darf. Ein Hauch Lagerfeuerromantik kommt auf, wenn Black seine Zuhörer zum Mitsingen auffordert, was das Kirchheimer Publikum gerne annimmt. „Die Gedanken sind frei“, „Die Moorsoldaten“ und „Sag mir, wo die Blumen sind“ spiegeln den Zeitgeist der 70er-Jahre und sind auch heute noch aktuell. Angesprochen wurden an diesem Abend also auch die Jüngeren und nicht nur die Alt-68er.Bernhard Fischer