Kirchheim

CVJM Kirchheim feiert seinen 150. Geburtstag

Jubiläum 1868 als „Evangelischer Jünglingsverein“ gegründet, startet der „Christliche Verein Junger Menschen“ morgen in sein großes Jubeljahr. Von Andreas Volz

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Foto: pr

Der CVJM Kirchheim wird 150 Jahre alt. Ein wichtiges Datum aus dem Jahr 1868 ist sicher belegt: Am 17. März war im Teckboten eine Anzeige erschienen, in der es um die beabsichtigte Gründung eines „Jünglingsvereins“ geht. Einer der Gründer war Ernst Traub, der sich in Kirchheim sehr viele Verdienste erworben hat, wenn es um soziale und kirchliche Belange ging.

150 Jahre später fällt der 17. März auf einen Samstag. Deswegen hat der CVJM die Auftaktveranstaltung seines Jubiläumsprogramms auf diesen Tag gelegt: Morgen um 18 Uhr beginnt der Festabend im Alten Gemeindehaus mit einem Imbiss, bevor um 19.45 Uhr das eigentliche Programm startet. Höhepunkt ist die Festrede der früheren Christuskirchen-Pfarrerin Dr. Juliane Baur zum Thema „Glaube in heutiger Zeit“. Auch das Alte Gemeindehaus ist eng mit der Vereinsgeschichte verbunden: Ab 1883 diente es als das erste Vereinsheim der evangelischen Jünglinge in Kirchheim. Nachzulesen sind solche historischen Details in der Jubiläums-Festschrift des CVJM.

1899 kaufte der Vereinsvorsitzende Ernst Käller eine Baumwiese im Doschler - das Grundstück, auf dem 1953 das heutige Vereinsheim errichtet wurde. 1905 wurde aus dem Evangelischen Jünglingsverein der Christliche Verein Junger Männer (CVJM). Noch vor dem Ersten Weltkrieg entstanden Pläne für ein vereinseigenes Stadthaus - mit Aufenthalts- und Wohnräumen für das „immer zahlreicher werdende heimatlose und heimatbedürftige Alter der unverheirateten Jahre von 14 bis 25“. Ein Grundstück in der Schülestraße war vorhanden, erst 1942 wurde es verkauft - wohl auch unter dem Druck der örtlichen NSDAP.

Die Politik kam dem CVJM mehrfach in die Quere: Die Jubiläumsfeiern zum 50-jährigen Bestehen 1918 und zum 75-jährigen 1943 fielen kriegsbedingt aus. Beide Weltkriege forderten unter den Mitgliedern große Opferzahlen. Ab 1933 wurde der CVJM im „Dritten Reich“ schwer drangsaliert. Gerade die Jugendarbeit wollte der Staat ganz unter seine Kontrolle bringen - mit Zwang zur Mitgliedschaft in der Hitler-Jugend. Höchstens nachgeordnet durften Kirchen oder christliche Vereine wie der CVJM ihre Gruppenstunden für Jugendliche nach eigenen Vorstellungen ausgestalten.

Nach Kriegsende gab es wieder Freizeiten und Jugendgruppen, auch der Posaunenchor wurde 1948 gegründet. Alte Rivalitäten zwischen Pfadfindern und Nicht-Pfadfindern innerhalb des CVJM tauchten wieder auf, wie sie schon zwischen den Kriegen bestanden hatten. Aber diese Rivalität brachte den Verein nicht mehr - wie einst - in ernsthafte Existenznöte.

Ein großer Aufbruch ergab sich 1968, als der CVJM sein 100-jähriges Bestehen ganz groß feierte. Ein Jahr später begann die Geschichte der hauptamtlichen Mitarbeiter, der CVJM-Sekretäre, die ununterbrochen bis 2015 anhielt - lange Zeit in Partnerschaft mit der evangelischen Gesamtkirchengemeinde. 1975 kam eine neuerliche Änderung des Vereinsnamens: Die Abkürzung „CVJM“ blieb zwar bestehen, stand jetzt aber für „Christlicher Verein Junger Menschen“. Auch Frauen können seither Mitglied werden. Ab 1995 - also kurz nach dem 125. Jubiläum - erfolgte der Ausbau des Vereinsheims, mit Erweiterung der Grundfläche und Aufstockung um ein geräumiges Dachgeschoss.

Mit der klassischen Jugendarbeit tut sich der CVJM heute schwer, wie der Vereinsvorsitzende Manfred Wolf berichtet: „Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für wöchentliche Jungscharabende und Ähnliches haben sich einfach geändert, unter anderem durch G 8.“ Der Verein setzt jetzt verstärkt auf Einzelprojekte wie die Kinder-Ferien-Woche, Kinder-Bibel-Tage oder auch das Vater-Kind-Wochenende. Weitere gesellschaftliche Veränderungen bekommt der CVJM zu spüren, wenn er wieder einen eigenen hauptamtlichen Jugendreferenten einstellen möchte: Eine auf drei Jahre befristete Stelle zu schaffen und zu finanzieren, ist weniger problematisch, als die Stelle zu besetzen. „Der Stellenmarkt ist leergefegt“, sagt Manfred Wolf.

„Eine Perspektive nach vorn“

Trotzdem blickt er hoffnungsfroh in die Zukunft seines Vereins - und erinnert dabei an die Anfangsjahre: „Damals in der Gründerzeit herrschte eine große Aufbruchsstimmung, die Menschen hatten eine Perspektive nach vorn.“ Das decke sich mit den inhaltlichen Anliegen des Vereins, der seit 150 Jahren vor allem christlich geprägt ist: Eine Perspektive nach vorn bietet der CVJM Kirchheim unter anderem jungen Menschen in Indien - durch die Unterstützung von Ausbildungszentren. Aber natürlich bietet der Verein diese Perspektive auch theologisch, durch die Vermittlung der Botschaft des Neuen Testaments.

Unter scharfer politischer Beobachtung hielt der CVJM Kirchheim 1938 noch eine Freizeit in Mainhardt ab.
Unter scharfer politischer Beobachtung hielt der CVJM Kirchheim 1938 noch eine Freizeit in Mainhardt ab. Foto: pr