Kirchheim

Das Gold stammt aus Flüssen, der Gagat aus Holzmaden

Schmuckstücke Grabungsleiter Jörg Bofinger klärt über einige Materialien sowie über deren Herkunft auf.

Die Goldfunde vom Hegelesberg sind das Prunkstück der Ausstellung. Links unten sind aber auch Gagatperlen zu sehen.Foto: Carsten
Die Goldfunde vom Hegelesberg sind das Prunkstück der Ausstellung. Links unten sind aber auch Gagatperlen zu sehen.Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Internet oder Flugzeuge kannten die Kelten nicht. So gesehen, hat sich in den vergangenen zweieinhalb Jahrtausenden technisch so einiges getan. Was aber den Schmuck betrifft - vor allem dessen Material - unterscheidet sich die „Dame vom Hegelesberg“ nicht übermäßig von heutigen Damen. Drei Materialien seien hier besonders herausgestellt, von der Bronze einmal abgesehen: Gold, Korallen und Gagat.

Gold und Korallen sind auch heute noch jedem geläufig, durchaus auch farblich. „Goldgelb“ und „korallenrot“ sind schließlich gängige Begriffe. Gagat dagegen hat wohl noch nicht jeder gehört. Dabei gibt es nach wie vor Schmuck aus diesem Material, bei dem es sich um fossiles, also versteinertes Holz handelt. Ob Gagat eine Farbe hat, darüber lässt sich philosophisch trefflich streiten. Aber das farbliche Bild, das der Gagat abgibt, ist pechschwarz.

Grabungsleiter Dr. Jörg Bofinger kann aber nicht nur über die Materialien als solche berichten, sondern auch über ihre Herkunft. Die zu Ketten aufgereihten Gagatperlen, die die Frau vom Hegelesberg an beiden Handgelenken getragen hat, wurden von der Universität Tübingen analysiert - und das Material hat einen deutlichen Lokalbezug. Es passt sogar klischeehaft, wie bei Fossilien nicht anders zu erwarten: „Das stammt aus der Gegend von Holzmaden.“ Gagat bezeichnet der Experte als „gängigen Werkstoff in der frühen Keltenzeit“. Größere Vorkommen habe es damals schon im heutigen England gegeben. Aber bei den Perlen im Hegelesberg war der Transportweg schneller und leichter zu bewältigen.

Dabei wäre es durchaus denkbar gewesen, um 575 vor Christus bereits Waren über Hunderte oder gar Tausende von Kilometern zu transportieren. Das gilt beispielsweise für die Korallen, die aus dem Mittelmeerraum stammen. Jörg Bofinger geht davon aus, dass auch die „Dame vom Hegelesberg“ mit Korallenschmuck bestattet wurde. Das schließt er aus vergleichbaren Funden. In Kirchheim allerdings konnten sich die Korallen nicht erhalten, weil der kalkarme Boden die denkbar ungünstigsten Konservierungsbedingungen dafür bietet. Aus genau demselben Grund sind auch keine Knochen gefunden worden, aus denen sich Rückschlüsse auf das Alter der Frau ziehen lassen würden.

„Gold hat schon immer eine enorme Faszination auf die Menschen ausgeübt“, sagt Jörg Bofinger über das Material, das als „Keltengold“ Bestandteil des Ausstellungstitels ist. Was dieses Kirchheimer Keltengold betrifft, geht er von „gewaschenem Gold“ aus. Wie man es sich bei Goldwäschern in Kalifornien oder in Alaska vorstellt, so hat man offensichtlich auch aus dem Wasser europäischer Flüsse schon lange vor der Zeitenwende Gold herausgewaschen. Für genauere Aussagen bedarf es aber noch wissenschaftlicher Untersuchungen: „Es gibt ein internationales Forschungsprojekt zur Herkunft von Gold. Da wird auch der Hegelesberg eine Rolle spielen.“Andreas Volz