Kirchheim

Das Produkt in den Händen halten

70 Schüler der Max-Eyth-Schule bauen gemeinsam ein Spritzgusswerkzeug für einen Flaschenöffner

Stolz waren nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer und Vertreter aus umliegenden ­Betrieben: Das Werkzeug wurde erfolgreich abgemustert.

Kirchheim. Bei dem dualen Projekt der Max-Eyth-Schule (MESK) erarbeiteten Schüler des zweiten und dritten Lehrjahres Prozesse eines Flaschenöffners mit elf Fachbetrieben aus der näheren Umgebung. Ziel dieser Kooperation war die Entwicklung von Lehrmitteln für den Unterricht an der Schule. „Großbetriebe mit Lehrwerkstätten können den Auszubildenden mehr bieten, als eine Firma mit nur drei Leuten“, sagt der stellvertretende Schulleiter der MESK Ralf Möhle dazu.

Die verschiedenen Arbeitsschritte, vom Design zum 3-D-Modell und der Konstruktion, ergänzten das duale Fertigungskonzept. Die Arbeit teilten sich Industrie und Schule auf: Die formgebenden Einsätze stellten die Azubis in den Werkräumen der MESK her, die Arbeiten an den Normalien (Werkstückträger und mehrfache verwendbare Werkzeuge) stellten die Fachbetriebe her. Die Zusammenführung erfolgte erst kurz vor dem Präsentationstag. Erste Testversuche sorgten für helle Mienen bei allen Beteiligten. Das Resultat – ein Flaschenöffner aus Kunststoff – stellte alle zufrieden.

Die Idee zum Projekt stammt vom Bissinger Autor Rainer Dangel. Er ist der Verfasser des Fachbuches „Spritzgusswerkzeuge für Einsteiger“. Die Schulleitung der MESK begeisterte sich schnell für den Vorschlag, Schüler ein Spritzgusswerkzeug bauen zu lassen. „Diese Aufgabe passt hervorragend in das Konzept Industrie 4.0“, erklärt Ralf Möhle. Auch Marcus Boettinger, Leiter der Metallabteilung der Schule, unterstützt das Projekt: „Es ist wichtig, das Endprodukt in den Händen zu halten; gerade die jungen Menschen sprechen dann vom eigenen Baby“, sagt er.

Die Funktionalität testeten die Gäste und die jungen Produzenten gleich vor Ort und stellten fest: Der Flaschenöffner funktioniert! Reinhard Weiß, Lehrer für Fertigungstechnik, blickt in die Zukunft: „Wir benötigen noch drei Werkzeuge, damit wir nun in Gruppen an der Weiterentwicklung arbeiten können.“ So könnte der Flaschenöffner beispielsweise noch personalisiert werden.

Jetzt gilt es, am Projekt Spritzgussprodukt weiterzuarbeiten und vor allem auch Fehler zu simulieren, wie zum Beispiel Luftblasen im Kunststoff. Diese Erkenntnisse bilden die Grundlage für weitere Konstruktionen. „Es ist maßgebend, die Werkzeuge richtig auszulegen, ansonsten hat der Spritzgießer keine Chance, ein vernünftiges Teil zu produzieren“, sagt Möhle und verrät, dass Betriebsbesichtigungen geplant sind, damit die Schüler hautnahe Produktion erleben können.

Wichtig für alle Vertreter der Schule ist der enge Kontakt zu den Lehrbetrieben. Einerseits entstehen durch diese Zusammenarbeit Synergien, andererseits kann auf negative Situationen während der Ausbildung schnell reagiert werden. „Deshalb fördert die MESK die Kooperation mit dualen Partnern“, sagt Möhle und bestätigt, dass die bisherigen Erfahrungen sehr gut waren.