Kirchheim

Den Narren droht eine Hängepartie

Fasnet Die großen Umzüge in Neuhausen und Wernau stehen auf der Kippe. Eine Entscheidung soll zeitnah fallen.

Symbolbild
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Region. Noch ist nichts entschieden. Aber sicher ist jetzt schon: Die Narren in Neuhausen und Wernau, den beiden Fasnetshochburgen des Landkreises Esslingen, werden in der fünften Jahreszeit kleinere Brötchen backen als sonst.

„Wir sind keine Fantasten. Ich kann mir unter Corona-Bedingungen keinen Umzug mit 50 000 Zuschauern und 3000 Beteiligten vorstellen“, sagt Ronald Witt, der Vorsitzende des Narrenbunds Neuhausen. Sein Kollege Marcel Reith, Zunftmeister der Wernauer Narren, sieht es ähnlich. Die Wernauer Fasnet 2021 werde nicht ausfallen, aber, Stand jetzt, es würden eher kleinere Formate geplant, sagt er. „Der Schutz von unseren Besuchern und unseren Mitgliedern liegt uns sehr am Herzen. Wir werden nur machen, was die Hygieneschutzverordnung hergibt“, sagt der Zunftmeister. Auch darin ist er sich mit seinem Neuhausener Kollegen einig. Der sieht die Narren der Fildergemeinde ebenfalls auf dem Weg zurück zu den Wurzeln. „Bevor wir ein Risiko eingehen, sagen wir den großen Umzug ab und feiern in kleinem Rahmen.“

Fasnet ist Wirtschaftsfaktor

Die Lage an der Corona-Front beobachten und zeitnah eine Entscheidung treffen - so lautet die Devise in den beiden traditionellen Hochburgen. Sowohl am Neckar als auch auf den Fildern sind die Einladungen an die befreundeten Zünfte, die an den großen Straßen- umzügen - in Wernau am Samstag und in Neuhausen am Faschingssonntag - als Gäste teilnehmen, schon auf den Weg gebracht. Umgekehrt sind die Narrengruppen aus Wernau und Neuhausen auch gern gesehene Gäste in der Fremde. „Uns liegen schon Einladungen für die ganze Kampagne vor“, berichten beide. Wie und unter welchen Bedingungen der Startschuss zur Neuhausener Fasnet fallen wird, steht noch in den Sternen. Bisher, sagt Witt, lasse die Corona-Verordnung größere Saalveranstaltungen nicht zu. „Wir planen vorläufig mit 200 Besuchern und strengen Abstandsregeln.“

Obwohl die Neuhausener Narren bei der Hallenmiete oder der Verpflichtung von Kapellen bisher nicht finanziell in Vorleistung gehen mussten, beziffert Witt das Minus auf rund 30 000 Euro. „Uns fehlen die Einnahmen aus dem Sommerfest und der Vermietung des Vereinsheims“, bedauert er.

Auch in Wernau hat die Fasnet neben ihrem identitätsstiftenden Charakter eine finanzielle Dimension. „Die Fasnet ist ein erheblicher Wirtschaftsfaktor, sowohl für die Gastronomie als auch für die örtlichen Vereine“, sagt Andreas Merkle, der Hauptamtsleiter der Stadt. Noch hätten die Stadtverwaltung und die Narrenzunft aber keine abschließenden Gespräche wegen des Straßenumzugs geführt. Thomas Schorradt