Lokale Wirtschaft

„Der Arbeitsmarkt 2013 war robust“

Göppinger Arbeitsagentur blickt auf das vergangene Jahr – Schwerpunkte: Qualifikation und Sicherung des Fachkräftebedarfs

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den Kreisen Esslingen und Göppingen war 2013 zufriedenstellend. Allerdings wird es laut Arbeitsagentur immer schwieriger, Menschen und Arbeit zusammenzubringen.

Naturgemäß ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt für die „Außenberufe“ in den Sommermonaten deutlich besser als am Jahresanfang
Naturgemäß ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt für die „Außenberufe“ in den Sommermonaten deutlich besser als am Jahresanfang. Foto: Jean-Luc Jacques

Göppingen. „Für den Arbeitsmarkt war 2013 ein gutes Jahr“, bilanzierte Wilfried Hüntelmann gestern bei einem Pressegespräch in der Agentur für Arbeit in Göppingen, zu der die Landkreise Esslingen und Göppingen gehören. Die beiden Halbjahre seien allerdings recht unterschiedlich ausgefallen, ergänzte der Agenturleiter. So seien die ersten Monate schwächer gewesen, während sich das zweite Halbjahr besser entwickelt habe. Den fehlenden Schwung am Arbeitsmarkt zu Jahresbeginn führt Hüntelmann zum einem auf die damals schleppende Konjunktur und zum anderen auf den langen und kalten Winter zurück, der sich auf die witterungsabhängigen „Außenberufe“ ausgewirkt habe.

Über das ganze Jahr gesehen habe sich der Arbeitsmarkt aber robust gezeigt. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote lag wie im Vorjahr bei 3,8 Prozent. Durchschnittlich rund 15 600 Frauen und Männer haben sich im vergangenen Jahr bei der Agentur für Arbeit Göppingen arbeitslos gemeldet. Das waren 232 Menschen (1,5 Prozent) mehr als im Jahr 2012. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg betrug die Zunahme 5,3 Prozent. „Landesweit sind wir hier also unterdurchschnittlich“, freute sich Hüntelmann und ergänzte, dass die Göppinger Arbeitsagentur in der Region Stuttgart die geringste Zunahme bei den Arbeitslos-Meldungen verzeichnen konnte.

Betrachte man die Landkreise Esslingen und Göppingen, stelle man unterschiedliche Entwicklungen fest, fügte der Agenturleiter hinzu. So lag die durchschnittliche Arbeitslosenquote im Kreis Esslingen bei 3,6 Prozent und konnte im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent reduziert werden. Im Kreis Göppingen betrug die Quote 4,2 Prozent; sie stieg um durchschnittlich 5,1 Prozent an.

Insgesamt sei die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr bei den Männern um 3,4 Prozent gestiegen und bei den Frauen um 0,4 Prozent gesunken. Sehr erfreulich sei, dass über 50-Jährige und Menschen mit Behinderung weniger von Arbeitslosigkeit betroffen waren als 2012. „Auch sie finden auf dem Arbeitsmarkt Beschäftigung“, betonte Hüntelmann. Dies hänge auch mit dem Fachkräftemangel zusammen.

Trotz einer stabilen konjunkturellen Lage sei im vergangenen Jahr das Angebot an Arbeitsstellen zurückgegangen, informierte Hüntelmann weiter. So hätten die Arbeitgeber der Agentur für Arbeit Göppingen im Jahresdurchschnitt rund 6 100 offene Stellen gemeldet; das waren 15,5 Prozent weniger als 2012. Vor allem im Bereich der Zeitarbeit sei weniger Personal gefragt gewesen.

Eine gute Nachricht hatte Hüntelmann hinsichtlich der Beschäftigungssituation zu verkünden: Zum 30. Juni 2013 seien 1,2 Prozent mehr Menschen in Lohn und Brot gestanden als zum Vorjahresstichtag. Das Wachstum an Beschäftigung habe in vielen Branchen stattgefunden, vor allem aber bei den Speditionen und Lagereien. Leichte Rückgänge gab es indes unter anderem im Metall- und Hochbaubereich.

Bettina Münz, stellvertretende Leiterin der Göppinger Arbeitsagentur, ging darüber hinaus auf die Investitionen der Agentur im vergangenen Jahr ein: Rund 47 Millionen Euro seien eingesetzt worden, um Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren und dem Fachkräftebedarf entgegenzuwirken. Weil Arbeitskräfte und Arbeitsstellen nicht immer zusammenpassen würden, „brauche es Vermittlungsansätze, die auf die einzelnen Personen abgestimmt sind“. Die Qualifizierung der Menschen spiele dabei eine große Rolle. Die Erfolgsquote liege hier aktuell bei 75 Prozent, informierte Bettina Münz weiter.

Hüntelmann ergänzte, dass die Arbeitsagentur die Mittel für die Qualifizierung „wirksam und wirtschaftlich“ einsetze. Es gehe hier nicht darum, „Spezialisten für die Arbeitgeber“ hervorzubringen. Vielmehr solle ungelernten Menschen zu einem beruflichen Abschluss verholfen werden.

Bettina Münz wagte darüber hinaus einen Blick in die Zukunft: Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung gehe für 2014 von einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,8 Prozent aus. Dies würde sich positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken, ergänzte sie. Die meisten Unternehmen seien zuversichtlich und würden für 2014 mit einem Produktions- und Umsatzwachstum rechnen. Der Fachkräfteengpass verdeutliche jedoch, dass es zunehmend schwieriger werde, Menschen und Arbeit zusammenzubringen. Deshalb bleibe es eine weitere Herausforderung, auch „Menschen mit Leistungseinschränkungen“ an den Arbeitsmarkt zu vermitteln. Aber auch die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland sei notwendig, um dem Fachkräftebedarf zu begegnen.

Den Fokus will die Arbeitsagentur in diesem Jahr außerdem auf die Vermittlung und Beratung unter 25-Jähriger legen, ergänzte Bettina Münz. Ziel sei, die Arbeitslosigkeit der jungen Leute durch intensive Betreuung zu verkürzen.