Junge Zeitung

Der, den man Bauer nennt

Peter Tröster landet Erfolg mit Videoclip

Mit seiner Hommage an den Bauernstand gewinnt Peter Tröster eine wachsende Fangemeinde. Gut 27 000 Mal wurde das Video des jungen Mannes aus Böhringen angeklickt.

Eine Szene aus Peter Trösters Film: Bauer sein gefällt ihm. Foto: privat
Eine Szene aus Peter Trösters Film: Bauer sein gefällt ihm. Foto: privat

Römerstein. Mathematische Formeln zu büffeln, kann mitunter ganz spezielle Erfolge zeitigen. Bestes Beispiel dafür ist Peter Tröster. Ihm fiel, während er über den Zahlen brütete, der Text für ein Lied ein, das eine wachsende Fangemeinde unter dem Titel „Ich bin der, den man Bauer nennt“ kennt. Mehr als 27 000 Mal wurde sein Video inzwischen auf der Internetplattform You Tube aufgerufen. Entstanden ist der Film als Beitrag zum Wettbewerb „Clip my farm“, der junge Männer und Frauen aufruft, etwas über ihr Leben mit und in der Landwirtschaft zu erzählen. Eine Idee, die viele Jungbauern begeisterte, die in zahlreichen Videos über ihre tägliche Arbeit mit Liebe und Leidenschaft berichten.

Leidenschaftlich ging auch Peter Tröster für seinen Beitrag ans Werk: Gewandet in eine blaue Latzhose und ein kariertes Hemd spielt er humorvoll mit Klischees: „Ich bin der, den man Bauer nennt, doch für mich ist das ein Kompliment“. Entstanden ist der Streifen auf dem Hof seines Onkels sowie auf den Wiesen und Äckern rund um Böhringen. Zu sehen sind wogende Getreidefelder, glücklich grasende Kühe und ein dörfliches Idyll samt malerischer Silhouette der Sankt Galluskirche. Kurzum, zu sehen ist eine Gegend wie aus dem Reisekatalog, die geplagten Städtern seit Generationen als Naherholungsraum dient. Was die meisten allerdings vergessen: Ohne die Arbeit der Landwirte sähe die Landschaft weit weniger heimelig aus. Genau das ist auch Peter Trösters Thema, der freilich ohne moralinsaure Kommentare auskommt, dafür aber originelle Reime findet, um die lebenswichtige Tätigkeit der Bauern zu würdigen: „Doch auch Vegetarier hätten’s schwer, gebe es keine Bauern mehr.“

Wie es auf einem modernen Hof zugeht, weiß Peter Tröster aus eigener Erfahrung: Als Bub und Jugendlicher packte er auf dem Hof seines Onkels immer wieder mit an: „Das hat schon Spaß gemacht.“ Auch einen Schlepperführerschein nennt Peter Tröster sein Eigen. Mittlerweile bleibt ihm für die Mithilfe aber nur noch wenig Zeit, der 20-Jährige studiert im dritten Semester Maschinenbau in Karlsruhe.

Immerhin ein Fach, in dem sich das Wort Bauer verbirgt, sagt Peter Tröster und lacht. Beim Wettbewerb „Clip my farm“, der unter anderem vom Bundeslandwirtschaftsministerium unterstützt wird, trat Tröster freilich nicht an, um auf einem der hinteren Plätze zu landen, wie er erzählt: „Ich bin der, der gewinnen will.“ Dennoch überlegte er sich gründlich, ob er sich mit einem selbst produzierten Video im Internet präsentiert: „Ich will mich im Flecken ja noch sehen lassen können.“ Deshalb führte er seinen Film vorsichtshalber zuerst beim Sommerfest des TSV vor, um zu sehen, wie die Römersteiner darauf reagieren. Begeistert. So wie die meisten, die den Film seither sahen, und das sind viele. In den dazugehörenden Kommentaren gibt der eine oder andere zwar der Ansicht Raum, Peter Trösters Gesang besitze noch Luft nach oben, für die Botschaft gibt es dagegen zumeist Zuspruch. Der Erfolg kommt für den jungen Böhringer ein wenig überraschend. Nachdem Tröster sein Video bereits Ende August hochlud, blieb es zunächst relativ ruhig, seit einigen Wochen steigen die Klickzahlen mächtig an, inzwischen lief Trösters Lied im SWR-Fernsehen und im Radio, einschließlich des Jugendsenders „Das Ding“. Die mediale Aufmerksamkeit hat Tröster allerdings nicht geholfen, um beim Wettbewerb „Clip my farm“ den Sieg davonzutragen. Dafür wird ihm nun eine andere Ehre zuteil: Das Fachmagazin Top Agrar, eine der wichtigsten landwirtschaftlichen Publikationen der Republik, will ihm eine Geschichte widmen.