Kirchheim

Die Ära „Gigi“ geht zu Ende

Gastronomie Die „Trattoria da Gigi“ am Alleenring in Kirchheim schließt Ende des Jahres ihre Türen. Nach fast 25 Jahren geht der Koch und Gastwirt Gigi Squillante in den Ruhestand. Von Jörg Bächle

Mit Liebe und Leidenschaft muss man kochen“, erklärt Gigi Squillante, als er das Gemüse in der Pfanne schwenkt. „Wenn man es nicht mit Liebe macht, dann wird es auch nichts“, sagt er. Gigi Squillante gehört die Kirchheimer „Trattoria da Gigi“. Doch Ende des Jahres werden die Türen des italienischen Restaurants geschlossen. Nach fast 25 Jahren in der Lammstraße 1 geht es für den Koch und Gastwirt in den Ruhestand.

Das Kochen hat sich der Gastronom selbst beigebracht. Natürlich hat er viel von seiner Mama abgeschaut. „Was ich in meinem Lokal präsentiere, ist alles traditionell aus der Familie. Ich bin kein Berufskoch. Nein, ich bin ein leidenschaftlicher Koch“, sagt er. Mit 17 Jahren zog es ihn nach Deutschland, auch weil seine Freunde diesen Weg gegangen sind. In Deutschland suchte man Arbeitskräfte, in Süditalien suchte man Arbeit. So kam er nach Wendlingen. Damals hat er in einer Fabrik gearbeitet. In den Genuss seiner Kochkünste kamen nur er, seine Familie und seine Freunde.

In den 80er-Jahren ging es dann nach Kirchheim - ins Nachtleben. In der Diskothek Pipers hat er gekellnert, im Café Adoro und dann im Max-Eyth-Keller. Doch dann wurde der Keller verkauft. Gigi Squillante überlegte: Warum nicht den Sprung in die Selbstständigkeit wagen? Auf der Suche nach einem eigenen Lokal wurde er am Alleenring fündig.

Großer Ansturm bei der Eröffnung

Im Frühling 1993 bot sich dem Gastronom und seinem Bruder Antonio zunächst ein jämmerliches Bild. Mit viel Liebe zauberten sie in nur drei Monaten aus einem abgewirtschafteten Bier-Pub eine typisch italienische Trattoria. „Als wir eröffneten, gab es einen richtig Ansturm. So etwas habe ich noch nie gesehen“, erinnert er sich.

Der italienische Koch kommt aus Salento, die südlichste Provinz Apuliens, am Absatz des italienischen Stiefels. „Nirgendwo in Italien kommt so viel frisches Gemüse auf den Tisch wie in meiner Heimat“, schwärmt Gigi Squillante. Zudem sei Apulien die Kornkammer Italiens. Das erklärt die große Pasta-Vielfalt aus Hartweizengrieß: „Orecchiette, die traditionellen ohrförmigen Nudeln, und Cavatelli sind zwei besonders beliebte Nudelsorten der Region. Pasta wird bei uns gerne mit Gemüse gekocht, die Orecchiette alle cime di rapa sind gewissermaßen das Nationalgericht Apuliens“, erklärt der Kirchheimer Gastronom.

Fleisch findet in der apulischen Küche eher selten den Weg auf dem Tisch. Natürlich hat Gigi Squillante auf seiner Speisekarte auch das „Piccata milanese“ im Programm. Viel wichtiger sei aber der Fisch, so der Gastronom. Gigi Squillante steht am Topf und rührt. Ein verführerischer Duft findet den Weg aus dem Kessel in die Nase. In seiner Heimatstadt Gallipoli schätzt man die „Zuppa di pesce alla gallipolina“ - die Fischsuppe. Im Golf von Tarent werden zudem Miesmuscheln gezüchtet. Die bereitet Gigi Squillante unter anderem als „Cozze racanate“ zu.

Nach dem kulinarischen Ausflug in die Geheimnisse der apulischen Küche geht es für die Gerichte mit flinker Hand zu den voll besetzten Tischen. Auch der Koch selbst gesellt sich zu seinen Gästen, die er als große Familie betrachtet. „Viele kommen seit vielen Jahren, und es haben sich auch viele Freundschaften entwickelt.“

An den Wänden hängen Dutzende Fotos mit Persönlichkeiten aus der Welt des Sports und der Promis. Die VfB-Trainer Christoph Daum oder Giovanni Trapattoni hätten schon beim bekennenden Juventus-Turin-Fan gespeist. Aus der Schauspielerei waren beispielsweise Ralf Bauer, Bernd Gnann, Hugo Egon Balder oder Dorkas Kiefer zu Gast. Zu ihnen pflegt Gigi Squillante noch heute freundschaftliche Beziehungen.

Kochen liegt in der Familie

„Mein Bruder Antonio kocht übrigens noch besser als ich“, verrät der Gastronom. Antonio sagt übrigens das Gleiche über ihn. Immer im Herbst hat der Bruder für ein paar Wochen das Regiment in der Küche übernommen - die „apulischen Wochen“ kamen bei den Gästen besonders gut an. Wehmut mischt sich in seine Worte, denn in ein paar Tagen ist nun Schluss. Den Pachtvertrag wolle er nicht noch einmal verlängern, außerdem sei er schon längst im Rentenalter. Nein, es zieht ihn auch nicht in die Heimat zurück, seine Heimat sei hier bei seiner Frau Renate in Kirchheim. Dennoch werde man nicht ganz auf ihn verzichten müssen. Aber wie und in welcher Form werde man noch erfahren - nur eins sei sicher: Auch da wird Gigi Squillante mit Liebe und Leidenschaft dabei sein.