Junge Zeitung

Die Bluesbar

Wenn dir jemand einen Sack voll Geld geben würde, um in Kirchheim eine Geschäftsidee umzusetzen, was würdest du tun? Max Bartelt möchte am liebsten eine Bar eröffnen, in der nur Blues und Jazz gespielt wird.

Was mir in Kirchheim fehlt, ist eine Bar mit Livemusik, wobei ich damit echte Livemusik meine, keinen DJ, keine Musik aus dem Computer, sondern Musik gespielt auf echten Instrumenten, bestenfalls von echten Menschen.

An dieser Stelle allerdings würde für mich und meinen Laden der Musikfaschismus auch aufhören. Ob Blues, Jazz, Punk, Funk, Rock oder westafrikanische Ngoni-Klänge - alles wäre erlaubt, solange es gut klingt und den Gästen gefällt.

Nun stellt sich natürlich die Frage: In welches Ambiente lässt sich Livemusik am besten einbinden? Mein Hirn malt mir ein Bild in gedeckten Farben, gefüllt mit knarzigen Ledersesseln, kleinen runden Tischen und Schwarz-Weiß-Fotografien an den in dunklen Holzfarben gehaltenen Wänden. Der behagliche, kleine Raum ist von schwerem, würzigem Zigarrenqualm erfüllt ... halt Moment  … Jugendschutzgesetz. Streicht den letzten Punkt.

Wisst ihr was ein guter Autor niemals macht? Er ändert mittendrin seine Meinung, ändert aber den Text nicht. Folglich vergesst ihr jetzt das mit den verschiedenen Musikrichtungen. In einem solchen Raum muss Blues gespielt werden oder Jazz.

Besagte Musik wird auf einer schlichten Bühne an der Stirnseite des Raums dargeboten. Nonkonform zu dieser Einfachheit ist sie von schweren weinroten Samtvorhängen umrahmt.

Blickfang des Raums ist die ausladende Bartheke, welche von einem ergrauten, griesgrämig dreinschauenden, Smoking und Fliege tragenden Barkeeper gehütet wird. An der Spiegelfront hinter seinem Rücken reihen sich hochwertige Rotweine dicht an dicht mit anderen exklusiven Spirituosen.

Nach Durchsicht meines eigenen Textes klingt diese Bar eigentlich wie eine Homage an das New Orleans der frühen 30er-Jahre.

Deshalb ... willkommen. Um angemessene Kleidung wird gebeten.