Kirchheim

Die Jungs packen an

Das Fahrrad erlebt in der Pandemie einen Boom. Doch leider nehmen damit auch die Unfälle zu. Symbolbild
Das Fahrrad erlebt in der Pandemie einen Boom. Doch leider nehmen damit auch die Unfälle zu. Symbolbild

Genau so geht Jugendbeteiligung: Die Leute dann ins Boot holen, wenn sie etwas zu sagen haben, wenn sie sich aus ureigenem Interesse einbringen. Dann sind sie wirklich dabei. Es geht ihnen nicht darum, irgendetwas zu ändern. Es geht ihnen darum, das zu ändern, was sie betrifft. Im konkreten Fall wollen sie das bekommen, was sie als Bike-Sportler brauchen.

Krampfhafte Versuche, die Jugend für Bebauungspläne, Haushaltssperrvermerke oder Kanalsanierungsarbeiten zu begeistern, sind von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die einen beginnen später im Leben damit, sich für so etwas zu interessieren, die anderen nie.

Plötzlich aber können auch Elfjährige über Drainagen mitdiskutieren - wenn es darum geht, dass eine Mulde auf dem Bike-Park-Gelände entwässert werden sollte. Sie reden fachkundig mit über Gefahrenpotenziale, die man ausschalten muss. Und sie reden darüber, alle Interessen zu bedienen - diejenigen der Anfänger genauso wie diejenigen der Halb-Profis. Diesen Blick für die Schwächeren bekommen sie nicht „aufs Auge gedrückt“, sie bringen ihn von selbst mit.

Sicher mag für jeden einzelnen der Zeitpunkt kommen, an dem andere Interessen wichtiger werden oder an dem er gar nicht mehr in Kirchheim wohnt. Aber im Hier und Jetzt ist allen Jungs anzumerken, dass sie es ernst meinen, wenn es darum geht, selbst mitanzupacken und „ihren“ neuen Bike-Park zu gestalten, zu pflegen und zu bewahren. Dank dieser Begeisterung kann es im zweiten Anlauf auch wirklich klappen.

Wenn hier nur von „Jungs“ die Rede ist, liegt das daran, dass eben auch nur Jungs zur Bürgerbeteiligung in die Linde gekommen waren. Natürlich können sich auch Mädchen - entsprechendes Interesse vorausgesetzt - beim nächsten Termin noch anschließen.

Nur eines sollte beim nächsten Treffen im Januar nicht anders werden: Die Jungs haben sich ausgesprochen diszipliniert verhalten. Sie haben sich zu Wort gemeldet und geduldig gewartet, bis sie an die Reihe kamen. Und bis es so weit war, haben sie den anderen aufmerksam zugehört. Es ging ja um die Sache, an der alle in gleicher Weise interessiert waren. In dieser Sache ziehen sie alle am selben Strang. Diese disziplinierte Diskussionskultur sollte erhalten bleiben, vor allem wenn sie von innen kommt. Hinweise wie „Wir sind hier nicht in der Schule, ihr müsst euch nicht melden und könnt eure Meinung auch einfach so sagen“, sind da zwar gut gemeint, um die Veranstaltung lockerer zu machen. Aber das ist gar nicht nötig. Passt schon! Andreas Volz