Kirchheim

Die Kirche gewährt dem Kinodorf Asyl

Gewitter Mehr als 600 Gäste suchen notgedrungen Zuflucht in der Martinskirche, um der Gefahr durch ein heftiges Unwetter zu entgehen. Von Andreas Volz

Außen pfui,... Foto: pr

Premieren hat es im Kirchheimer Sommernachtskino schon öfters gegeben - auf der Leinwand. Am Dienstag aber kam es zu einer ganz anderen Art von Premiere: Erstmals musste der Martinskirchplatz evakuiert werden, wegen eines heftigen Unwetters. Was in Freibädern und auf Fußballplätzen schon lange zur Routine gehört, war nun auch im Sommernachtskino gefragt: Das Vergnügen war kurz zu unterbrechen, bis sich das Gewitter wieder verzogen hatte. Abgespielt hat sich das alles lange vor dem eigentlichen Filmbeginn.

... innen hui: Für eine halbe Stunde gab es „Kirchenasyl“ fürs Kinopublikum. Foto: pr

Gegen 19.30 Uhr musste Kinobetreiber Reimund Fischer seinen Notfallplan aktivieren: „Wir haben schon lange die Zusage von der Kirchengemeinde, dass wir in solchen Fällen die Leute in die Kirche schicken dürfen.“ Deswegen sei auch schon alles vorbereitet gewesen, als er schließlich das Mikrofon ergriff und seine Gäste aufforderte, im Inneren der Kirche Schutz zu suchen. Draußen gingen derweil die Lichter aus: „Die Gastronomie hat zugemacht, und auch die Musik haben wir ausgeschaltet - damit allen klar wird, dass sich draußen vorerst wirklich nichts mehr abspielt.“

Von der Disziplin ist Reimund Fischer auch im Nachhinein noch schwer beeindruckt: „Das ging so gut wie reibungslos. In der Kirche war eine tolle Atmosphäre. Ich war mir nur nicht ganz sicher, wie die Kirche hinterher aussehen würde. Aber da war alles wie geschleckt - kein Krümel und kein Popcorn.“ Nalan Tasci vom Streetsmocca bestätigt diese Aussagen: „Ich bin vorübergehend von der Kaffeetante zur Aufsichtsperson geworden. Aber es war wirklich toll: Zwei Frauen haben extra ihre vollen Weingläser vor der Kirche abgestellt, weil sie sie nicht mit reinnehmen wollten.“

Nach einer halben Stunde war der Spuk bereits vorbei. Der Film („Ein Dorf sieht schwarz“) lief später ohne große Beeinträchtigung durch das Wetter. Reimund Fischer wandelte bereits den Filmtitel ab und sagte: „Ein Dorf schaut Film.“ Das „Dorf“ war durchaus beachtlich: 627 Gäste hatten sich bereits vor dem Unwetter eingefunden, weitere 107 kamen danach noch spontan zur Abendkasse.

Nur gut, dass dieses „Dorf“ nicht allzu lange in der Kirche ausharren musste, sondern schon nach kurzer Zeit die Kirche wieder im Dorf lassen konnte.