Kirchheim

„Die Tollwutimpfung ist auch die Impfung vor der Angst“

Reise Egal ob Weltenbummler, Geschäftsreisender oder einfach nur Sommerurlauber – ein Blick in den Impfpass lohnt sich vor jeder Reise. Von Cornelia Wahl

Symbolbild

Frische Energie tanken, andere Länder, Menschen, Kulturen kennenlernen, im Ausland arbeiten oder studieren: Die Reisefreudigkeit hat viele Gründe. Umso wichtiger ist es, sich gründlich auf Reisen vorzubereiten. Dazu gehört auch der Blick in den Impfpass, denn viele Krankheiten lassen sich mit der richtigen Vorsorge vermeiden. Und die beginnt beim Impfschutz. „Vor jeder Reise ins Ausland ist es wichtig, die für Deutschland empfohlenen Grundimpfungen zu haben“, weiß der Kirchheimer Arzt Dr. Uwe Müller, der über eine reisemedizinische Zusatzausbildung verfügt. Welche weiteren Impfungen dem Reisenden empfohlen werden, hängt vom Zielland und der Art der Reise.

Letztlich entscheidet der Reisende selbst, ob und was geimpft wird. „Man sollte etwa sechs Wochen vor Reisebeginn zur Beratung kommen“, sagt Dr. Wolfram Metzger vom Kompetenzzentrum Tropenmedizin Baden-Württemberg an der Universität in Tübingen. „Bis eine Impfung schützt, dauert es etwa sieben Tage“, fügt er hinzu.

Impfen auch für regionale Reisen

Für Reisen ins südliche Europa empfiehlt Dr. Uwe Müller Impfungen gegen Hepatitis A. Für Reisen nach Österreich und in die Schweiz rät er zur FSME-Impfung, eine von Zecken übertragene Viruserkrankung, die zur Frühsommer-Meningoenzephalitis führen kann. Diese Impfung kann sich auch für Reisen innerhalb Deutschlands lohnen.

Für Fernreisen nach Asien, Afrika oder Lateinamerika ist es anzuraten, einen reisemedizinisch ausgebildeten Arzt oder ein Tropeninstitut aufzusuchen. Hier gilt es abzuwägen, wie lange die Reise dauert, ob jemand durchs Land tourt oder im Hotel urlaubt. Ratsam seien Impfungen gegen Tollwut, Hepatitis A und B und eventuell Japanenzephalitis. „Wichtig ist auch die Abschätzung des Malariarisikos“, so der Hinweis des Kirchheimer Internisten.

In Afrika und dort selbst innerhalb verschiedener Regionen eines Landes sind die Risiken oft sehr unterschiedlich. „Eine Impfung, die man für einige afrikanische Länder machen muss, ist die Gelbfieberimpfung“, erzählt Dr. Wolfram Metzger. „Die Impfung kann nur bei einer anerkannten Gelbfieberimpfstelle durchgeführt werden“, ergänzt er. Zudem sind eventuell Impfungen gegen Meningokokken oder gegen Tollwut zu empfehlen. „Das Risiko, einem tollwütigen Tier zu begegnen, ist zwar nicht hoch, wenn man in einem Ressort Urlaub macht“, sagt Dr. Wolfram Metzger. „Ist man jedoch von einem tollwütigen Tier infiziert worden, ist dies nicht mehr behandelbar, sobald sich erste Symptome zeigen.“ Zwar kann sofort nach dem Biss noch geimpft werden. Allerdings werden dazu bei Nichtgeimpften zwei Impfstoffe benötigt. Diese schnell zu bekommen, ist in einigen Ländern kaum möglich. Manche Reisende hätten deswegen schon ihren Urlaub abgebrochen, um in Deutschland eine Nachimpfung zu bekommen. „Die Tollwutimpfung ist auch die Impfung vor der Angst vor der Tollwut“, sagt er.

Ein überschaubares Risiko, an Cholera oder Typhus zu erkranken, hat, wer im Hotel seinen Urlaub verbringt. „Die Durchfallerkrankungen werden durch kaum gegarte Speisen sowie verunreinigtes Wasser übertragen“, weiß der Tropenmediziner aus Tübingen.

Vorsorge ist besser

Nicht zu vergessen bei der reisemedizinischen Beratung ist die Malaria. „Wenn man eine Weile wartet, weil man denkt, es ist eine Grippe, kann es lebensgefährlich werden“, sagt Dr. Wolfram Metzger. In Afrika ist das Malariarisiko so hoch, dass sich die prophylaktische Einnahme von Tabletten empfiehlt. In südostasiatischen und lateinamerikanischen Ländern reicht guter Mückenschutz.

Darüber hinaus sollte auch eine Beratung zum Schutz vor Insektenstichen und weiteren Infektionsquellen wie Nahrungsmittel und ungeschützten Geschlechtsverkehr erfolgen. „Denn nicht gegen alle Erkrankungen kann geimpft werden“, erläutert Dr. Uwe Müller und nennt als Beispiele das häufige Dengue-Fieber oder HIV.

Die Kosten für eine Reiseimpfberatung liegen nach Angaben des Kirchheimer Doktors bei etwa 25 Euro. Oft würden die Kosten für Impfberatung und Impfstoffe von den Krankenkassen rückerstattet.

Welche Impfungen sind sinnvoll?

Für Deutschland empfohlene Impfungen, deren Impfstatus regelmäßig überprüft werden sollte: Tetanus, Diphterie, Poliomyelitis und Keuchhusten sollten alle zehn Jahre aufgefrischt werden. Außerdem sind Impfungen gegen Masern empfohlen.

Für Reisen innerhalb Europas empfiehlt der Arzt folgende Impfungen: FSME für naturnahe Urlaube in der Schweiz, Österreich, Skandinavien und Osteuropa, aber auch innerhalb Deutschlands. Für Reisen ans Mittelmeer: Hepatitis A, Typhus sowie Tollwut für Reisen nach Ost- und Südosteuropa.

Auch Fernreisende sollten ihren Impfpass überprüfen: Für Reisen nach Asien, Afrika und Lateinamerika sind im Allgemeinen folgende Impfungen ratsam: Hepatitis A, Polio, Typhus und Tollwut. Bei längeren Aufenthalten auch Hepatitis B und Gelbfieber (besonders in Regionen Lateinamerikas und Afrikas verbreitet).

Für ländliche Gebiete Süd- und Südost-Asiens: japanische Enzephalitis. Unter bestimmten Bedingungen für Reisen nach Süd-Asien und Afrika sinnvoll ist die Cholera-Schluckimpfung.

Bei Austauschschülern oder -studenten in Nordamerika, Australien oder Neuseeland oder einigen europäischen Ländern sollte der Impfstatus gegen Meningokokken, Masern, Mumps und Röteln im Impfpass überprüft werden. cw