Lokale Kultur

Ein Drama voller Emotionen

Die Theatergruppe „Saugut“ führte „Katharina Knie“ von Carl Zuckmayr auf

Gleich drei Mal wurde das Theaterstück „Katharina Knie“ am Wochenende in Kirchheim aufgeführt.Foto: Kai Sonntag
Gleich drei Mal wurde das Theaterstück „Katharina Knie“ am Wochenende in Kirchheim aufgeführt.Foto: Kai Sonntag

Kirchheim. „Es ist ein wunderschönes Stück, das voller Emotionen steckt“, beschreibt die Regisseurin und Theaterpädagogin Monica Wieder das Theaterstück „Katharina

Kai Sonntag

Knie“ von Carl Zuckmayr. Mit ihrer Theatergruppe „Saugut“ hat sie das Stück am Wochenende in drei Aufführungen in der Aula der Freihof-Realschule in Kirchheim gespielt. Seit drei Jahren gibt es die Gruppe, die aus Amateuren besteht und mit Monica Wieder eine professionelle Leitung besitzt. Gut ein halbes Jahr hatte die Theatergruppe das Stück geprobt und sich dafür jede Woche im Mehrgenerationenhaus Linde getroffen.

Das anspruchsvolle Stück verlangt von den Darstellern sowohl komische als auch tragische Situationen ab. Es ist beeindruckend, mit welch‘ schauspielerischem Engagement die Gruppe das Vater-Tochter Drama um eine Zirkusfamilie in der Zeit der Inflation zwischen den Weltkriegen im vergangenen Jahrhundert spielt. Da ist Vater Knie (Joachim Roth), der Zirkusdirektor, der leicht und locker mit der Konkurrenz der aufkommenden Kinos umgeht, die seinen Zirkus in die Existenznot treibt. Pfändungen durch den Gerichtsvollzieher und permanente Geldnot kennzeichnen den Alltag. Mit Witz und Charme empfängt er die Gerichtsvollzieherin Membel, herrlich gespielt von Lenja Mosel, nachdem er alle pfändbaren Gegenstände vorher verstecken ließ.

Sein Zirkus besteht bereits seit Generationen, er kennt nichts anderes in seinem Leben. Folgerichtig ist für ihn seine Tochter Katharina (Lena Fränzel) die Zukunft der Truppe, die ganz selbstverständlich einmal in seine Fußstapfen treten soll. Unterschiedlich sind die Charaktere der anderen Mitglieder der Truppe, wie etwa des Seiltänzers Ignaz (Simon Hurler), der für den Zirkus und seine Liebe zu hübschen Frauen lebt. Oder Bibo, glänzend gespielt von Gerda Streichler, die sich um die Wäsche und das Essen kümmert, aber auch aufgrund ihrer Lebenserfahrung so etwas wie die gute Seele der Truppe ist.

Aber auch die anderen Rollen sind wunderbar gespielt, etwa Julia Neidhardt-Busch als resolute Polizistin Dillinger, Lena Gelfert in einer Doppelrolle als italienisches Waisenkind Maria und Zigeunerin Bloomaul sowie Harald Huttenlau als Fritz Knie und Matthias Pflüger, der den Clown Julius Schmittloni spielt.

Das Drama nimmt seinen Lauf, als die Polizei auftritt und die Artisten verdächtigt, einem Bauer aus der Gegend zwei Säcke Hafer gestohlen zu haben. Sehr herablassend begegnet Vater Knie der Situation. Undenkbar ist es für ihn, dass in seinem Zirkus gestohlen wird. Umso größer ist das Entsetzen, als sich herausstellt, dass ausgerechnet Katharina die Säcke entwendet hat, um Futter für ihren Esel zu beschaffen. Als der Bauer Rothacker (Andreas Paul Weber) bemerkt, dass Katharina die Übeltäterin ist, zieht er seine Anzeige zurück, da er sich in die junge Artistin verliebt hat. Der Riss im Weltbild von Vater Knie wird größer, als Bauer Rothacker ihm vorschlägt, dass Katharina für ein Jahr zu ihm auf den Hof kommen soll, um Hauswirtschaft zu lernen. Wieder ist sich Vater Knie sicher, dass seine Tochter nie den Zirkus verlassen würde. Es ist eine sehr dramatische Szene, als Katharina das Angebot annimmt und Vater Knie realisiert, dass seine Tochter einen anderen Weg geht als er sich das vorgestellt hat.

Aber auch das ist für ihn nur eine vorübergehende Episode. In seinem Denken ist nichts anderes verankert als dass seine Tochter wieder zurückkommen wird und dann weiter die, aus seiner Sicht selbstverständliche, Aufgabe im Zirkus wahrnimmt.

Als seine Zirkustruppe dann ein Jahr später wieder im gleichen Ort gastiert und Katharina im Zirkus auftaucht, ist er vor Freude kaum zu halten. Sein Weltbild ist wieder im Gleichgewicht, er lässt seine Truppe feiern und führt eine besonders schwierige Artistennummer zu Ehren seiner Tochter auf. Umso weniger verkraftet er es, als Katharina ihm in einer erneut dramatischen Szene deutlich macht, dass sie sich verlobt hat, heiraten möchte und den Zirkus für immer verlassen wird. Regungs- und sprachlos, wie versteinert nimmt er die Botschaft entgegen – und stirbt.

Ist es ein Happy End, dass Katharina der Zirkustruppe bekundet, doch die Nachfolge des Vaters zu übernehmen? Sie verpfändet sogar den Verlobungsring, um die Schulden zu tilgen und zu verhindern, dass das Zirkusinventar zwangsversteigert wird . . .