Kirchheim

Ein Einziger tritt freiwillig zwei Mal an

Abitur Das „Kategorienmodell“ hat in Kirchheim für lediglich eine weitere Prüfungsarbeit in Gemeinschaftskunde gesorgt.

Kirchheim. Nachschreiben - ja oder nein? Vor dieser Frage standen kurzfristig alle Schüler, die an der schriftlichen Abiturprüfung im Fach Gemeinschaftskunde teilgenommen hatten. Der Grund dafür war die Verwirrung um den Begriff „Kategorienmodell“.

Die beiden allgemeinbildenden Gymnasien in Kirchheim bilden für Fächer, die nicht für alle verpflichtend sind und die daher nur von wenigen Schülern gewählt werden, seit Jahren Kooperationen: Im Fall des Gemeinschaftskundekurses ist es beim aktuellen Jahrgang so, dass vier Schüler des Schlossgymnasiums regelmäßig ans Ludwig-Uhland-Gymnasium pendeln. Das Schlossgymnasium wäre vom Nachschreibtermin also nur indirekt betroffen gewesen. „Von unseren vier Schülern haben zwar alle beim ersten Termin mitgeschrieben“, sagt der stellvertretende Schulleiter Hans-Ulrich Lay. Aber für die Wiederholung habe sich keiner entschieden.

Am Ludwig-Uhland-Gymnasium (LUG) dagegen hat tatsächlich ein Schüler gestern noch einmal sein Gemeinschaftskunde- Abitur geschrieben. „Wir haben alle Schüler aus dem Kurs gefragt, und der eine hat gesagt, er will nachschreiben“, berichtet Schulleiter Georg Braun. Aber auch die anderen mussten etwas erklären: dass sie nicht nachschreiben wollen. Formaljuristisch ging das sogar so weit, dass bei Schülern, die nicht volljährig sind, die Eltern unterschreiben mussten.

Organisatorisch bedeutet das Nachschreiben für die Schule einen großen Aufwand. Am LUG war das jedoch kein Problem, weil ein anderer Schüler ohnehin den Nachschreibtermin in Anspruch genommen hätte: Er hatte seine Prüfung in einem anderen Fach krankheitsbedingt versäumt. Folglich sind gestern zwei Schüler aus unterschiedlichen Gründen und in unterschiedlichen Fächern zum „Nachsitzen“ erschienen.

Die Schuldfrage bringt nichts

„Es geht ja um die Abiturienten“: So lautet das Credo von Rektor Braun. Deswegen findet er es gut, dass es das Angebot zur Wiederholungsprüfung in Gemeinschaftskunde gab. Was er dagegen nicht gut findet, ist die Schuldfrage, die jetzt alle stellen - um den Fehler von sich auf andere abzuwälzen. „Fehler passieren eben“, sagt er. Und wenn die Lehrer mit Begriffen gearbeitet haben, die gebräuchlicher sind als das „Kategorienmodell“, könne man ihnen keinen fachlichen Fehler vorwerfen.

Was hat es nun mit dem „Kategorienmodell“ auf sich? Es soll sich dabei um Modelle handeln, um Systeme internationaler Beziehungen zu erklären. In der ersten Prüfung wäre es also um die Frage gegangen, ob die NATO beispielsweise als Hegemonialmacht zu betrachten ist. Andreas Volz