Kirchheim

Ein Fotobuch voller Kontakte

Geburtstag Friedliese Schmitt ist eine Power­frau. Morgen feiert die ehemalige Lehrerin 90 Jahre erfülltes Leben.

Friedliese Schmitt kann von ihrer Wohnung direkt auf die Teck schauen.Foto: Carsten Riedl
Friedliese Schmitt kann von ihrer Wohnung direkt auf die Teck schauen.Foto: Carsten Riedl

Vor 90 Jahren kam Friedliese Schmitt zur Welt. Ihr Geburtsort war kein gewöhnliches Bett, sondern das Frachtschiff ihres Vaters. Ihre Eltern waren gerade auf dem Weg, Erz und Kohle von Rotterdam ins Ruhrgebiet über den Rhein zu schiffen. Eine Hebamme war damals sicherheitshalber auch gleich mit an Bord.

Mit ihrem Vater verbrachte Friedliese Schmitt als kleines Mädchen dort viel Zeit. Doch als er krankheitsbedingt nicht mehr auf dem Schiff arbeiten konnte, zog die Familie zu ihren Großeltern nach Hüffenhardt. Dort wurde Friedliese Schmitt eingeschult. Später war sie das einzige Mädchen auf einer Oberschule für Jungen.

„Du gehst nach Heidelberg, da ist auch gleich die Uni“, sagten ihre Eltern nach Abschluss der neunten Klasse. In der Neckarstadt erlangte sie das Abitur. Dafür brachte sie große Opfer, denn jeden Morgen musste ­Friedliese Schmitt um 4 Uhr aufstehen, um mit der Bahn in die Schule zu fahren. Währenddessen herrschte der Zweite Weltkrieg. „Ich freute mich jedes Mal, wenn wieder Fliegeralarm war, denn dann konnte ich den Zug eine Stunde später nehmen“, erinnert sich ­Friedliese Schmitt.

Umzug nach Heidelberg

Nach dem Abitur zog sie nach Heidelberg und studierte dort zwei Jahre lang Pädagogik. „Als ich fertig war, hieß es, ich soll wegen meiner guten Noten direkt als Lehrerin nach Kirchheim, auf die Mittelschule Freihof. Von Heidelberg nunter ins Schwabenland, oje“, sagt Friedliese Schmitt lachend.

Im Schwabenländle wurde sie mit sehr vielen komisch klingenden Wörtern konfrontiert. Aber durch ihre Begabung für Sprachen fand sie sich schnell im Schwäbischen zurecht und schwäbelt heute sogar selbst. Diese Begabung erbrachte Friedliese Schmitt ein Stipendium für eine Privatschule in den USA in Iowa. Als Mutter- und Fremdsprache unterrichtete sie dort Deutsch. Nach dem Abenteuer USA wechselte sie an die Teck­realschule. Ihr Beruf als Lehrerin war für Friedliese Schmitt ihre Erfüllung.

Nicht nur der Kontakt zu ihren Schülern ließ Friedliese Schmitt in ihrem Beruf aufgehen, sondern auch die Möglichkeit, in den Schulferien zu reisen. Nahezu die ganze Welt konnte sie erkunden, unternahm Sprach- und Studienreisen und zeigt heute mit Stolz volle Fotobücher, gefüllt mit Erinnerungen und Kontakten. Nach über 40 Jahren ist die Beziehung zu ihren ehemaligen Schülern noch immer eng. „Früher waren sie meine Schüler, heute sind sie sehr gute Freunde“, meint sie. Mit ihnen wird sie morgen ihren 90. Geburtstag feiern. Denn fit ist sie noch immer - im Kopf wie im Fuß, durchs Tanzen, Schwimmen und Reisen. Jana Stark